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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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hatte, dass der Mann aufspringen, sich entschuldigen oder im Tonfall freundlicher werden würde, hatte Paula sich getäuscht. »Ah.« Er musterte sie ausgiebig. »Hab’ schon von Ihnen gehört.«
    »Das ist toll«, antwortete die Hauptkommissarin, während sie sich in Ermangelung eines besseren Werkzeugs mit einem Brieföffner auf den Weg zum Fenster machte, »schade, dass ich von Ihnen nie gehört habe.« Mit geübten Griffen löste sie die Sperre am Fenster und öffnete es. Gierig sog sie die frische Luft ein und schaute auf die Bahngleise hinter dem Supermarkt. Ein Zug ratterte vorbei. Sie drehte sich um und fixierte ihren neuen Untergebenen. »Möglicherweise liegt das daran, dass ich Ihren Namen nicht kenne.«
    Der Mann zuckte mit den Achseln und widmete sich weiter seinem Computer. Er hielt den Kopf ein wenig zu hoch, das Kinn zu weit in die Luft gereckt, damit er durch seine Lesebrille auf den Bildschirm schauen konnte. Paula ging zu seinem Schreibtisch und stellte sich hinter ihn. Rasch schloss der Mann das Programm, mit dem er sich beschäftigt hatte, und schaute sie von unten herauf vorwurfsvoll an.
    »Selbst als Polizeibeamter habe ich ein Recht auf Privatsphäre«, entgegnete er.
    »Sie betrachten Ihren Namen als Bestandteil Ihrer Privatsphäre?«
    »Sie haben kein Recht, hinter meinen Schreibtisch zu schleichen und mich auszuspionieren.«
    »Wir werden sehr viel Spaß miteinander haben.«
    Mit diesen Worten nahm sie sich einen Stapel Papiere von seinem Tisch und sah ihn durch. In der Hauptsache ungelöste Fälle, angefordert von einem gewissen Wolfgang Scharenberg, Kriminalkommissar. »Wolfgang Scharenberg? Sind Sie das?« Der Mann nickte. »Gibt es irgendetwas, was ich über Sie wissen muss? Zum Beispiel, warum Sie in Ihrem Alter immer noch einfacher Kommissar sind?«, fragte Paula weiter, obwohl Scharenbergs bisheriges Verhalten bereits reichte, um ihn unter ›schwieriger Mitarbeiter‹ zu verbuchen. »Oder muss ich dafür in Ihre Personalakte schauen?«, fuhr sie fort, als Scharenberg tat, als hätte er ihre Fragen nicht gehört.
    »Personalakte? Ich weiß nicht, ob Sie das dürfen!«
    Paula stützte sich mit beiden Fäusten auf Scharenbergs Schreibtisch ab und beugte sich weit zu ihm hinüber. »Jetzt passen Sie mal auf, Kommissar Scharenberg. Was ich darf und was ich nicht darf, entscheide im Zweifelsfall ich. Genauso wie ich im Zweifelsfall entscheide, was Sie dürfen. Entweder spielen Sie hier mit oder ich verwandle ihr geruhsames Arbeitsleben in eine Hölle aus Routinebefragungen, Aktenstudium, Laufarbeit und Formularen!«
    »Das dür…«, setzte Scharenberg an, verstummte aber, als er den Blick der Hauptkommissarin sah.
    Paula drehte sich um und kehrte zu ihrem Tisch zurück. Scharenberg starrte sie mit großen Augen über seine Lesebrille hinweg an, mit der ihr aus zahlreichen Verhören vertrauten Mischung aus Angst und Wut. Ein wenig zufriedener widmete sich Paula wieder den Akten, als die Tür aufging und ihre Laune den endgültigen Todesstoß versetzt bekam.

10
     
    Zu dritt standen sie unter Krahnenbäumen und blickten auf das Haus, in dem Ali Albertz gelebt hatte, so lange Altmann sich an ihn erinnerte. Neben Peter Altmann beteiligten sich lediglich der Albaner Bashkim und Hanno Schmitz, ein ehemaliger Türsteher, an der Jagd nach Albertz’ Mörder. Altmann war über seinen kleinen Trupp nicht unglücklich. Mehr Leute bedeutete meist mehr Ärger. Bashkim hatte ihn bei Rickys Billard überzeugt. Hanno, wegen seiner Leibesfülle spöttisch ›Halver Hanno‹ genannt, kannte er seit dreißig Jahren. Der Mittfünfziger mochte nicht mehr der Jüngste sein, aber hinter der rundlichen Behäbigkeit schlummerte ein zuverlässiger und schlagkräftiger Kerl.
    Sie schellten an einer der unteren Klingeln, als sie niemand einließ, nahmen sie die nächste. Irgendjemand würde schon aufdrücken. Irgendjemand drückte immer auf. Bashkim trug eine schwarze Sporttasche mit Werkzeug, Altmann hatte missbilligend den Kopf geschüttelt, als er den Inhalt der Tasche gesehen hatte. Der Albaner hatte auf ihrer Mitnahme bestanden. Darüber hinaus hatten sie eine Viertelstunde draußen in Altmanns altem Camaro gesessen und überlegt, wie sie vorgehen wollten. Hanno hatte vorgeschlagen, einfach jeden Hausbewohner zu fragen und ›ein wenig Druck zu machen‹, falls jemand nicht bereitwillig genug Auskunft gab. »Das sind brave Leute,« hatte er erklärt, »die lassen sich schnell einschüchtern.«
    »Wir wollen

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