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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Aufregung, vermutete der Hauptkommissar. Er kannte das aus zahlreichen Zeugenbefragungen.
    »Also, Frau Schreiber, wir schauen uns eine Reihe von Fotos an, wenn Sie darauf jemanden wiedererkennen, ist es gut. Wenn nicht, gehen wir zu einem Kollegen, der nach Ihrer Beschreibung ein Bild des Verdächtigen am Computer erstellt. Das ist alles, keine große Sache.«
    Bergkamp bot ihr Paulas alten Schreibtischstuhl an. Auf seinem Rechner lag noch eine offene Patience. Mit ein paar Klicks öffnete er die Bilddatenbank der Kölner Kriminalpolizei. Nachdem er Melissa kurz erklärt hatte, wie das System funktionierte, überließ er ihr Maus und Tastatur. Eigentlich hätte er das übernehmen müssen. Es war verboten, fremde Personen an die Rechner, geschweige denn ins System zu lassen. Zurück an seinem Platz las er im Internet die Berichterstattung zu den Ergebnissen der Kölner Haie.
    Nach einer Viertelstunde schüttelte Melissa verlegen den Kopf. »Es tut mir leid. Ich kann wirklich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass einer von denen hier der Mann ist, der … « Sie sprach den Satz nicht zu Ende. »Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen. Das ist immer noch alles so schrecklich für mich. Der arme Ali! Vielleicht war er einfach zu weit weg? Ich habe den Mann ja nur einmal kurz auf der anderen Straßenseite gesehen.«
    »Das ist schon in Ordnung. Es war ein Versuch. Manchmal landen wir einen Glückstreffer in der Datenbank. Meist jedoch nicht. Gehen wir einfach zu dem Kollegen, der das Phantombild macht.«
    Melissa nahm ihre Tasche und zusammen machten sie sich auf den Weg zum Zeichner im fünften Stock. Als er an dessen Tür klopfte, interpretierte er das knappe Brummen als Aufforderung einzutreten. Der kräftige Mann am Tisch, dessen Haartolle einem Rock’n’Roller aus den 50er Jahren eine Menge Bewunderung eingebracht hätte, sah sie an. Bergkamp stellte die beiden einander vor. Hartwig Meierkamp lud Melissa ein, sich auf den freien Stuhl neben ihm zu setzen. Bergkamp hätte stehen müssen und nahm das zum Anlass, die beiden allein zu lassen.
    »Ihr kommt zurecht?«, fragte er mehr aus Höflichkeit, als er schon wieder in der Tür stand. Meierkamp nickte. Der Polizeizeichner schien nichts dagegen zu haben, mit der Zeugin allein zu sein.
     
    Sandmann kochte. Auf dem Küchentisch lag der Express mit Verenas Artikel.
    »Musstest du eine Beschreibung von mir mit reinschreiben?«
    »Ja, ich musste. Das ist mein verdammter Job!«
    »Du hättest mich wenigstens vorwarnen können! Stattdessen laufe ich am Abend völlig unvorbereitet in meine eigene Fahndung rein.«
    »Vorwarnen? Aufgrund der Beschreibung erkennt dich keine Sau! Es gibt Tausende in Köln, die sich mit ›kräftig, kurzhaarig, Brille‹ beschreiben ließen. Außerdem: Du kannst froh sein! Eigentlich hätte ich der Polizei sagen müssen, dass ich weiß, nach wem sie suchen.«
    Mit diesen Worten stand Verena vom Küchentisch auf, einem antiken runden Holztisch, den sich Marius nie hätte leisten können.
    »Warum hast du es nicht getan?«
    »Weil ich dich liebe.«
    Was hätte Marius darauf noch erwidern sollen? Seinen Verdacht, dass sie ihn deswegen nicht verpfiffen hatte, weil die Jagd nach dem Mörder eine gute Story versprach und sie ihre beste Quelle wohl kaum an die Kölner Polizei verlieren wollte? Selbst wenn er das hätte sagen wollen, Verena gab ihm gar nicht mehr die Zeit dazu. Sie ging einfach. Jetzt wusste Marius nicht, auf wen er mehr wütend war: auf seine Freundin oder auf sich selbst.
    Er versuchte seine Wut in Liegestützen zu ersticken. Andere mochten meditieren. Er pumpte. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, beendete er sein Training und tauschte nach einer kurzen Dusche die Trainingshose gegen Jeans und Kapuzenpulli. Am Küchentisch sitzend suchte er nach der Telefonnummer der einzigen Polizistin in Köln, der er vertraute. Immerhin hatte er noch einen Auftrag. Dass er ihn nun als Gesuchter in einem Mordfall erledigen sollte, vereinfachte die Sache nicht. Er überlegte, inwieweit Paula Wagner wusste, dass nach ihm gefahndet wurde, und inwieweit das für sie eine Rolle spielte.

13
     
    Die drei Polizisten der Task Force Science saßen in ihrem Büro, jeder hinter seinem Computerbildschirm verschanzt, was bei Franka Schilling hieß, dass sie versuchte, sich hinter ihrem privaten Laptop zu verstecken. Der dritte Schreibtisch und ein zusätzlicher Computer waren bestellt, hieß es. Paula vermutete, sie waren irgendwo da, wo ihre Visitenkarten und

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