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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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stellte, fiel und donnerte mit dem Kopf gegen den Stein. Der Streifenpolizist packte ihn und hielt ihn fest, während der Zivile seine Taschen durchwühlte. Natürlich fand er, was er suchte, und gab es seinem Sohn zurück, der gierig danach griff.
    »Nehmen Sie mich jetzt mit auf die Wache?«, fragte Siggi.
    Heimerings Vater blickte ihn verächtlich an. »Du bist die Mühe nicht wert … « Ein Eisenhammer schien sich in Siggis Magen bohren zu wollen, immer und immer wieder. Nicht einmal sein Vater hatte jemals so hart zugeschlagen. Fast kotzte er dem Mann auf die Schuhe. Der riss ihn hoch und presste seinen Kopf gegen die Wand. »… und wenn wir hier mit dir fertig sind, wirst du nie wieder irgendein krummes Ding drehen. Das verspreche ich dir.«
    Als Nächstes traf ihn die Faust des Polizisten unter dem Auge, der andere Mann hatte inzwischen seinen Knüppel gezogen und prügelte damit auf Siggi ein, der Blut spuckend auf dem Pflasterboden der Einfahrt lag, sich zusammenkrümmte und die Hände schützend vor den Kopf hielt. Schließlich ließen die beiden Männer von ihm ab.
    »Das genügt«, sagte der Mann im schwarzen Mantel und ging mit seinem Kollegen zurück auf die Straße. Doch einem genügte das nicht. Der Geck beugte sich zu Siggi hinunter, spuckte ihm ins Gesicht und trat ihm mit voller Wucht in den Unterleib. Dreimal. Dann spuckte er erneut und folgte seinem Vater, der die Szene von draußen wortlos beobachtet hatte.

15
     
    Adolf Heimering war rasch gefunden. Marius stand an einem sonnigwarmen Frühlingstag in einem penibel gepflegten Schrebergarten. Lediglich einige Krokusse, die ohne jede erkennbare Ordnung hier und da auf dem sauber geschnittenen Rasen gelb und violett blühten, störten das durchkomponierte Gesamtbild. Der alte Mann saß auf einem weißen Plastikgartenstuhl, hatte den Kopf auf der Brust und schnarchte. Ein Speichelfaden hing an seiner Unterlippe. Mit einem Rucken fuhr der Kopf schließlich hoch und ließ den Detektiv in ein müdes, mit Falten durchzogenes Gesicht blicken. Der pensionierte Polizist erinnerte ihn an jemanden. Aber an wen?
    »Verzeihen Sie, dass ich zu Ihrer Begrüßung nicht aufstehe«, sagte der Alte. »Ich bin ein alter Mann und meine Knochen wollen nicht mehr so wie ich.« Seine Stimme hatte etwas Keuchendes. Er deutete mit zittrigen Fingern auf einen Gehstock, der an den Stuhl gelehnt an seiner Seite stand. »Mein Kopf ist fit, aber mein Körper nicht mehr. Manchmal wünschte ich, es wäre andersherum. Setzen Sie sich doch!« Mit der gleichen zittrigen Hand deutete der pensionierte Polizist auf einen zweiten, freien Gartenstuhl. »Haben Sie gut hierher gefunden? Sind schon ein Segen, diese kleinen Dinger«, er hielt sein Mobiltelefon in der Höhe, »früher hätten Sie mich hier nicht erreichen können.« Er pausierte kurz, um tief einzuatmen. »Über ›früher‹ wollten Sie mit mir reden, nicht wahr? Die alte Ringszene«, er schnaufte und griff nach einem Beatmungsgerät, das Marius bisher entgangen war, weil es hinter dem Mann und dem Stuhl verborgen gewesen war. »Das muss ich immer in der Nähe haben«, erklärte der Alte, »rechts halte ich mich am Stock fest, links ziehe ich ein Beatmungsgerät wie einen fetten Hund hinter mir her. Mein Arzt sagt, das wäre ein Leben.« Verlegen schaute der Detektiv sich um. Der Polizist lachte. »Mein Schwiegersohn kümmert sich um den Garten. Als ich mich noch drum gekümmert habe, sah er anders aus. Jetzt ist es ein Garten, der genauso spießig und ordentlich ist, wie man es von einem Polizisten erwartet.« Wieder verschwand sein Gesicht für einige Sekunden hinter der Plastikmaske. Statt Worten drang ein röchelndes Atmen aus seinem Mund. »Mein Schwiegersohn ist übrigens Fotograf, und … «
    »Apropos Fotograf!« Plötzlich erinnerte sich Marius, wo er Heimerings Gesicht schon einmal gesehen hatte. Er unterbrach dessen Redefluss und hielt ihm eine neu gemachte Kopie des Chargesheimer-Fotos unter die Nase. »Das sind Sie da rechts, oder?«
    Heimering nahm das Bild in seine zitternden Hände. Er musste es sich nahe vor die Augen halten, um es erkennen zu können. Durch seine dicken Brillengläser betrachtete er das Foto eine lange Zeit, als versuche er sich zu erinnern. Kurz huschte sein Blick lauernd zu Marius hinüber. Als er die Hand sinken ließ, nahm der ihm das Bild vorsichtig wieder ab.
    »In was für alten Geschichten Sie graben! Ich dachte, Sie wären wegen der Ringszene gekommen. Unter Krahnenbäumen –

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