Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
kurz reden?«, fragte Franka.
Paula seufzte. »Worüber?«
Die blonde Kommissarin zögerte, bevor sie weitersprach. »Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll. Mir scheint, als hätten Sie ein Problem mit mir.«
»Ach«, fauchte Paula. Schilling zuckte zusammen, was die Hauptkommissarin noch mehr verärgerte. Für wie blöd hielt die sie eigentlich? »Sie haben mich an Lehmbach und Maaßen verpfiffen, jetzt tauchen Sie in meiner Abteilung auf. Wundern Sie sich wirklich, dass ich ein Problem mit Ihnen habe?«
Franka wirkte aufrichtig empört. »Ich habe Sie nicht verpfiffen! Maaßen war sowieso hinter Ihnen her. Außerdem war Lehmbach mein Partner.«
»Ein feiner Partner. Ich vermute, jemand, der einen Jugendlichen totschlägt und in den Rhein wirft, passt viel besser zu Ihnen als eine kaltgestellte Polizistin. Ich würde wetten, es gäbe ein Dutzend Kollegen, die Sie mit Kusshand als Mitarbeiter nehmen würden, stattdessen tauchen Sie in meiner Abteilung auf! Ausgerechnet Sie! Eine gut vernetzte, allseits beliebte Kollegin, die mit kriminellen Polizisten unter eine Decke steckt! Die Frage lautet nicht, was ich für ein Problem mit Ihnen habe, sondern warum Sie in meiner Abteilung sind und wer Sie hierhin geschickt hat.« Mit diesen Worten stürmte Paula zum Aufzug.
Franka Schilling blieb vor der Bürotür stehen und blickte ihr nach. »Ich wollte hierher kommen. Niemand hat mich dazu überreden müssen.«
»Umso schlimmer«, antwortete Paula, als sich die Aufzugtür hinter ihr schloss.
17
Kurz nach Paula verließ Scharenberg das Büro und fuhr mit der Bahn hinaus nach Dellbrück, wo er an der Tür einer gediegenen Villa aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts schellte. Eine Hausangestellte öffnete ihm und führte ihn, nachdem er ihr seinen Ausweis zwei Zentimeter unter die Nase gehalten hatte, in einen getäfelten Flur, von dem aus eine Freitreppe in die oberen Stockwerke führte. Scharenberg schaute sich um, während das Mädchen hinaufeilte, um die Hausherrin zu holen. Alles hier wirkte, als wäre die Zeit seit dem Bau des Hauses stehen geblieben. Der Reichtum weckte unverhohlen des Kommissars Neid. Petra Sperber, eine dünne Frau in ihren 50ern mit streng zurückgekämmten blonden Haaren, erschien oben auf dem Treppenabsatz und musterte den Polizisten abschätzig. Die Fingerspitzen auf dem Treppengeländer, stieg sie langsam hinunter und hielt Scharenberg zur Begrüßung eine kalte Hand entgegen. Sie schien entschlossen zu sein, das Gespräch hier im Flur zu führen.
»Kommissar Scharenberg, Kriminalpolizei Köln«, legte er los, »ich arbeite in einer Sondereinheit, die sich mit ungeklärten Verbrechen beschäftigt – auch mit dem Mord an Ihrem Vater.« Scharenberg meinte ein leichtes Zucken um die Augen der Frau erkennen zu können. Doch sie gewann ihre Fassung rasch wieder.
»Das alles ist lange her«, antwortete Sperber.
»Sie wissen ja: Mord verjährt nicht.«
Die Frau nickte stumm. »Haben Sie neue Erkenntnisse gewinnen können?«
»Nun, die Wissenschaft schreitet voran. Wir haben heute ermittlungstechnische Methoden, die einen Fall in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen können.« Er lauerte auf eine Reaktion der Blondine, die ihn kühl musterte.
»Ich will ganz offen sein, Herr Kommissar. Wir haben Jahre gebraucht, um den Verlust meines Vaters einigermaßen zu verkraften. Es war eine grausame Zeit und ich gebe zu, dass der Umstand, nichts über das Motiv oder den Täter selbst zu wissen, uns allen sehr zugesetzt hat. Irgendwann haben wir uns damit abgefunden und weitergelebt. Was bleibt einem sonst übrig? Wir mussten uns unser eigenes Leben aufbauen.«
Sie wollte weitersprechen. Scharenberg unterbrach sie barsch. »In der Tat, das haben Sie. Man kann sagen, was man will, der Tod Ihres Vaters war ein Glücksfall, nicht wahr?«
Petra Sperber erstarrte. »Wie meinen Sie das?«
»Sie haben ein beachtliches Vermögen geerbt. Sie haben kurz, nachdem Sie das Erbe ihres Vaters angetreten haben, all seinen Besitz verkauft. Mit Ausnahme dieses hübschen, kleinen Hauses hier«, korrigierte sich der Kommissar und deutete mit einer vagen Handbewegung um sich. »Im Anschluss haben Sie ziemlich konsequent Ihr eigenes Geschäft aufgebaut. Ohne das Erbe Ihres Vaters wäre das nicht möglich gewesen.«
»Was wollen Sie damit sagen?« Die Stimme der Frau zitterte leicht, wie Scharenberg zufrieden registrierte.
»Nichts,« antwortete er in gespielter Unschuld, »ich wollte allein
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