Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Augenblick rechnete er damit, dass sich Münzenberg auf ihn stürzen würde.
»Finden Sie diesen Scheißkerl!«, brüllte er, doch ließ Marius unbehelligt. In Sekundenbruchteilen erschien Münzenbergs Frau in der Tür, alarmiert durch das Geschrei ihres Mannes. Der alte Zuhälter schob sie wütend beiseite und rannte ins Innere. Von dort hörte Marius seine polternden Schritte. Er schaute die Frau an, die stumm den Stuhl wieder hinstellte.
»Die Erwähnung seiner Tochter hat ihn ziemlich aufgewühlt«, sagte er.
Die Frau blickte ihn überrascht an. »Helm hat keine Tochter«, sagte sie und brachte den Detektiv zur Tür.
Marius eilte ein gutes Stück vom Haus weg. Er riss sich zusammen, um nicht zu rennen. Schließlich wurden seine Knie so weich, dass er sich auf den Bordstein setzen musste. Er schwitzte, zog sich mit zitternden Händen das Sakko aus und legte es sich über die Beine. Ein Auto fuhr langsam vorbei. Marius fürchtete, es sei einer von Münzenbergs Männern, aber es saß nur eine Frau darin, die ihn besorgt anschaute, jedoch weiterfuhr. Der Detektiv versuchte das Zittern in den Griff zu bekommen. Es war nichts passiert, versuchte er sich einzureden. Die Stimme Mu ̈ nzenbergs hallte dennoch in seinen Ohren nach. Die Schmerzen pochten wu ̈ tend in seinem ganzen Körper. Endlich schaffte er es aufzustehen. Er musste sich an einem Laternenmast festhalten, bevor er langsam losging und sich bis zum Auto schleppte. Dort ließ er sich auf den Fahrersitz fallen, verriegelte die Türen und saß eine halbe Stunde einfach da. Keuchend. Schwitzend. Panisch.
33
»Was wissen wir über die Leute, mit denen Gerd Bastians verkehrte?«
Franka Schilling starrte auf ihren Bildschirm. Scharenberg zuckte mit den Achseln. »Erst mal gar nichts«, antwortete er wahrheitsgemäß.
»Dann finden Sie etwas heraus! Wenn irgendwer heute in Bastians Haus die Miete kassiert, können wir davon ausgehen, dass er aus seinem alten Umfeld stammt.«
»Glauben Sie, man hat ihn übers Ohr gehauen?«
Paula schüttelte den Kopf. »Ich glaube eher, jemand hat ihn vorgeschoben.«
»Ein Strohmann?«, Scharenberg kratzte sich am Ohr. »Warum?«
»Der eigentliche Käufer hatte vielleicht keinen guten Leumund«, warf Franka ein. »Wenn er ebenfalls aus dem Milieu stammt, könnte es durchaus sein, dass die Familie Sperber Berührungsängste hatte.«
»Dann hätten sie auch nicht an Bastians verkauft. Sie wussten schließlich, in welchem Milieu der Mann verkehrte. Außerdem war da immer noch die Bar im Erdgeschoss. Ich glaube nicht, dass die Familie irgendwelche Skrupel hatte.«
»Sperber selber vielleicht?«
»Sie meinen, dass Bastians oder einer seiner Komplizen Sperber umgebracht haben, weil er nicht an solche Leute verkaufen wollte?« Paula schüttelte den Kopf. »Das halte ich für unwahrscheinlich. Sperber hat die Bar an die Gang vermietet, also hätte er auch verkauft.«
»Wenn er verkaufen wollte«, warf Scharenberg in den Raum.
»Wem gehörte die Bar damals eigentlich?«
»Das lässt sich rausfinden.« Paula wollte zum Telefon greifen, Scharenberg war schneller. Er hatte den Hörer bereits in der Hand und hieß Paula mit einer Bewegung zu warten. Es dauerte eine Weile, bis sich jemand meldete.
»Hallo, Jens, Scharenberg hier, Task Force Science .« Paula meinte, ein kurzes Lachen am anderen Ende zu hören. Aber vielleicht bildete sie sich das ein. »Ja, bei uns ist alles bestens. Wir lieben uns und jagen die bösen Buben, die sich in Sicherheit wähnen. Nein, du hast nichts zu befürchten. Wenn du mir meine Frage beantwortest: Wem gehörte die Bar Chou Chou am Friesenwall? … Hat mehrfach den Besitzer gewechselt?« Scharenberg sah fragend zu Paula hinüber. ›1980‹ formte die mit den Lippen. Scharenberg klopfte sich an die Stirn. Da hätte er selber drauf kommen können, dachte auch Paula. »Okay, präziser: Wem gehörte die Bar Anfang der 80er Jahre? … Natürlich im letzten Jahrhundert, du Tünnes! … Hmm, nie gehört den Namen. Schreibt man den, wie man ihn spricht? … Dank dir. Hast was gut bei uns … Was soll das heißen, darauf komme ich zurück? Bist du irre? … Ja, ja… Tschö!« Scharenberg beendete das Gespräch.
»Wer war das?«, wollte Paula wissen.
»Ein alter Bekannter. Der schrille Jens hat für uns als Informant gearbeitet. Bis er sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat, um den Schrotthandel seines Vaters zu übernehmen.«
»Schrott dürfte weniger lukrativ sein als Koks, Nutten,
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