Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Sie fürchtete, er würde irgendetwas Falsches sagen, ihre Gesprächspartner gegen sich aufbringen, bis sie gar nichts mehr aus ihnen heraus bekommen würden.
Statt in ein Büro hatte eine junge, sehr dünne Frau in einem fliederfarbenen Kostüm sie in einen kleinen Besprechungsraum geführt, dessen Möbel mit dem falschen Kirschholzfurnier sie an die Einrichtung des Kalker Polizeipräsidiums erinnerte. Sie überlegte noch, ob der gleiche Inneneinrichter den Auftrag bekommen hatte, als die Tür aufging und ihre drei Gesprächspartner eintraten. Überrascht schauten sie und Scharenberg sich an. Sie hatten ein Gespräch mit Matthias Marx, dem Leiter des Immobiliengeschäfts der Versicherung, vereinbart. Der nahm auf dem Stuhl rechts gegenüber von ihnen Platz. Der zweite Mann, um die 60 und die eleganteste Erscheinung der drei, setzte sich in die Mitte. Links nahm der dritte Platz. Er klappte sogleich einen Block auf und machte eine Notiz.
»Sie hätten uns nicht gleich mit einem kompletten Kampfkommando empfangen müssen«, eröffnete Scharenberg das Scharmützel und Franka sah ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Die drei Männer auf der anderen Seite des Furniers sahen sich kurz an und lachten.
»Willem von Roth ist mein Name. Ich bin Vorstandsmitglied unserer Versicherung. Herrn Marx kennen Sie bereits vom Telefon und das hier ist Lutz Lyskirchen, einer unserer Justiziare.«
Scharenberg schaute Lyskirchen an. »Sie sind also die Artillerie.«
Von Roth antwortete an Lyskirchens Stelle. »Die Artillerie bin ich. Herr Lyskirchen ist die Etappe.« Er zögerte kurz. »Falls Sie verstehen, was ich meine.«
»Er versorgt Sie mit Munition und hält Ihnen den Rücken frei.« Scharenberg fläzte sich in seinen Stuhl und hing mit dem Becken fast in der Luft, die Arme vor dem Bauch verschränkt.
»Vielleicht sollten wir alle ein klein wenig abrüsten«, schlug Lyskirchen vor.
Franka pflichtete ihm innerlich bei. »Uns geht es um ein paar allgemeine Hintergrundinformationen zu einem Fall, den wir neu aufgerollt haben. Es besteht also keinerlei Verdacht auf eine Straftat – weder gegen Ihre Firma noch gegen irgendeinen Ihrer Mitarbeiter.«
Lyskirchen nickte Franka freundlich zu. »Das freut uns zu hören.«
»Wir haben nichts anderes erwartet«, von Roths Stimme dröhnte leicht in dem kleinen Raum.
»Deswegen haben Sie die Artillerie, Verzeihung, die Etappe mitgebracht.«
Franka dachte darüber nach, Scharenberg einfach zu schlagen. Stattdessen warf sie ihm einen missbilligenden Blick zu.
Scharenberg wandte sich ihr zu. »Was? Darf man hier nicht mal mehr seine Meinung sagen?«
Erneut lächelten sich die drei auf der anderen Seite an. Das Gespräch könnte nicht besser für sie laufen. »Wir sind nicht hier, um unsere Meinung kundzutun. Wir sind hier, um Informationen zu bekommen«, setzte Franka das Gespräch fort. »Und wir sind sehr dankbar, dass Sie uns kurzfristig zur Verfügung stehen.« Sie lächelte von Roth an.
»Und so viel Kompetenz mit an den Tisch gebeten haben«, ergänzte Scharenberg.
Franka platzte der Kragen. Sie packte ihren Kollegen an der Schulter. »Kommst Du mal bitte fünf Minuten mit raus?«
»Ich sitze hier gut.« Scharenberg nahm sich eine der kleinen Orangensaftflaschen, die auf dem Tisch standen, und goss sich ein. »Von mir aus können wir anfangen.«
Franka spu ̈ rte die Hitze in ihrem Kopf und ihr Gesicht rot anlaufen.
»Wir können uns gerne vertagen«, schlug von Roth vor, »wenn Sie untereinander noch Gesprächsbedarf haben.«
Energisch schüttelte die Kommissarin den Kopf. »Nein! Wir kommen schon klar. Ihre Firma hat vor ungefähr dreißig Jahren zahlreiche Immobilien im Friesenviertel erworben. Heute würden wir gerne mehr über die Käufe wissen. Haben Sie Unterlagen dazu oder ist noch jemand im Unternehmen, der an den Geschäften beteiligt war?«
Die drei Männer schauten sich an. Dieses Mal war Marx an der Reihe zu antworten. »Unsere Firma hat in Köln keinerlei Immobiliengeschäfte in den achtziger Jahren getätigt.«
Die beiden Polizisten blickten ihn überrascht an.
»Unseren Ermittlungen zufolge … «, setzte Franka an, doch Scharenberg fiel ihr ins Wort.
»Das ist doch glattweg gelogen!« Empört schlug er mit der Hand auf den Tisch. Auch wenn Franka spätestens jetzt begriff, dass es nicht allein Scharenbergs Geruch war, der ihn unter Kollegen so unmöglich gemacht hatte, ließ sie ihn diesmal gewähren. »Wir wissen, dass der Gerling im großen
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