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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Grund, warum in keinem Ihrer Grundbucheinträge für irgendeine Bank eine Sicherheit eingetragen worden ist?«
    Die Hauptkommissarin war schon fast an der Tür, als Münzenberg wieder sprach. »Ich habe ein absolut reines Gewissen.«

38
     
    1984
     
    Der Schampus floss in Strömen an Tisch 7. Neidisch blickte der junge Magnus Münzenberg hinüber zu den Männern in den klassischen Anzügen, die zu sechst in einer der Nischen saßen und sich mit acht Mädchen vergnügten. Er vermutete, dass sie bei einer der Versicherungen in der Umgebung arbeiteten. Vielleicht feierten sie einen gelungenen Geschäftsabschluss?
    »Schlaf nicht ein!«, fuhr ihn der ahle Pit an und klopfte mit seiner ringbesetzten Hand auf den Tresen. »Tisch 7 braucht mindestens zwei neue Flaschen und die beiden Engländer neben der Tanzfläche können sogar noch stehen. Willst du den Mädchen den Umsatz allein überlassen?«
    Magnus bückte sich, um aus der Gefrierschublade die nächsten beiden Flaschen Champagner hervorzuholen. Schon lehnte sich eines der Mädchen über die Bar, streckte ihr Hinterteil den johlenden Schlipsträgern entgegen, während ihre Brüste vor Magnus’ nervösen Augen fast aus ihrem Dekolleté quollen.
    Mit roten Flecken auf den Wangen drückte Magnus ihr die Flaschen in die Hand. Sie drehte sich um, presste die Flaschen an ihren Busen und stöckelte zurück an Tisch 7. Die Männer applaudierten ihr.
    »Vorsicht! Sonst ist der Schampus gleich heiß!«, brüllte einer.
    »Bestimmt kocht er schon!«
    »Bei mir kocht gleich auch was!«
    Alle lachten. Das Mädchen, Magnus glaubte, dass sie Anita hieß – die Mädchen wechselten so schnell, dass er sich das nicht immer merken konnte – , sagte etwas in die Runde, als sie sich wieder setzte und zeigte dabei auf Magnus. Alle schauten ihn an, dann lachten die Männer wieder. Einer zwinkerte ihm zu.
    Selbst das nahm er ihnen nicht übel. Es schien kein Lachen zu sein, wie er es sonst kannte. Nicht das triumphierende Hyänenlachen der Huren, wenn sie mal nicht die Opfer waren, nicht das dröhnende, bedrohliche Lachen der Luden, die sich nicht vorstellen konnten, jemals Opfer zu werden. Es schien ihm analytischer, sachlicher. Jemand hatte einen Witz gemacht. Also lachte man. Nicht mehr. Nicht weniger. Diese Art zu lachen griff ihn nicht persönlich an.
    Umso überraschter war Magnus, als zwei Stunden später eine schreiende Justine aus dem ersten Stock herunterkam, mit einem gut sichtbaren, blutenden Gebissabdruck am Hals. Einer der Männer folgte ihr in Socken und Schiesser-Unterhose, die seine Erektion kaum verbergen konnte. Total betrunken torkelte er die Treppe hinunter und wäre fast gestürzt, hätte Magnus ihn nicht aufgefangen. Er hatte gedacht, leichtes Spiel zu haben. Ein zivilisierter Geschäftsmann, zu viel Alkohol. Er würde ihm die Rechnung bringen, ihn nach draußen begleiten und alles wäre erledigt. Er hatte den Mann falsch eingeschätzt. Der fühlte sich von seiner Hilfe angegriffen und versetzte ihm einen mächtigen Schwinger, der Magnus oberhalb der Augenbraue traf und gegen die Bar schleuderte. Beide Fäuste vor seinem Gesicht stand der Mann in seiner Unterhose mitten auf der Tanzfläche.
    »Kommt nur her!«, schrie er. »Ihr Scheißstenze mit euren dreckigen kleinen Nutten habt es eh bald hinter euch. Wir sanieren euch alle platt! Dann könnt ihr draußen auf der Straße euren dreckigen … «
    Weiter kam er nicht, der ahle Pit hatte die Deckung des Halbnackten lässig beiseite gefegt, ihm den kräftigen Arm um den Hals gepresst und zerrte ihn an die Theke. Die Freunde des Betrunkenen standen oben an der Balustrade und schauten stumm zu. Keiner wagte einen Mucks. Vielleicht hatte der ein oder andere sogar Mitleid mit der weinenden Justine, die jetzt an Tisch 7 saß, im Arm einer Kollegin, und sich die Wunde am Hals rieb.
    Als Pit und Magnus die Abrechnung des Mannes fertig hatten und der Alte ihn zur Tür schleifte, sprang Justine auf und prügelte mit ihren kleinen Händen auf den Rücken des Mannes.
    »Tollwütiger Scheißkerl!«, rief sie. Ihr Verhalten schien die Passivität auf der Ballustrade zu brechen. Gleich drei seiner Freunde stürzten nun herunter, packten das Mädchen und trugen es unter Geschrei und Gelächter weg. Einzig Magnus dachte darüber nach, was der Mann zuvor gebrüllt hatte.

39
     
    Der Duft nach Seife begleitete Franka. Sie hätte diesen Termin aus verschiedenen Gründen lieber mit Paula wahrgenommen statt mit Wolfgang Scharenberg.

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