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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Stoppeln vom Kinn und von den Wangen, flocht mit fliegenden Fingern einen groben Zopf und zog sich nachlässig an. Sein Magen rumorte, aber der Gedanke an Essen verursachte ihm Übelkeit. Er setzte sich in einen Sessel und kehrte zu seinen Grübeleien zurück. Was würde sein Vater angesichts dieses Dilemmas tun?
    Die Antwort kam unverzüglich.
Kämpfen.
    Borne würde dagegen kämpfen, so wie er gekämpft hatte, als der Mangel an Magie seines Sohnes kein Geheimnis mehr hatte bleiben können. Das Gesetz drückte sich in der Frage königlicher Kinder vollkommen deutlich aus.
Ein
Erbe für den Thron. Aber Borne hatte damals gewusst, was sein Sohn auch jetzt wusste: Wenn man sich dem Gesetz unterwürfig beugte, bedeutete das den Aufstieg des Hauses Jarralt und den Sturz des eigenen Hauses. Es bedeutete, die Fürsorge für das Königreich und seine Menschen einem Mann zu überantworten, der mehr oder weniger davon überzeugt war, dass Olken überhaupt keine Menschen waren. Nur mit einer Spur Intelligenz gesegnetes Vieh. Das waren sie nicht. Und sie so zu behandeln, würde zu einem Bürgerkrieg führen. Also hatte Borne das Gesetz umgangen. Hatte mit seinen Räten gekämpft, sowohl dem Kronrat als auch dem Großrat, bis sie die Dinge so sahen wie er und ihm einen Erben bewilligten.
    Ja. Abermals konfrontiert mit der Aussicht auf Conroyd als König, würde Borne alles tun,
alles,
um den brennenden Ehrgeiz des Mannes zu durchkreuzen. Aber was?
Was?
Was konnte Bornes Sohn tun, das Conroyd die Krone verwehren konnte?
    In der Dunkelheit glomm, geisterhaft, eine Idee auf.
    Vielleicht konnte er… eine Spaltung riskieren?
    Gar kaute auf einem Daumennagel und ließ seine Gedanken unvertraute Pfade nehmen. Er hatte stets angenommen, dass Conroyd als der anerkanntermaßen überlegene Magier zum König ernannt werden musste. Und dass eine Erweiterung des Spektrums möglicher Kandidaten für die Krone eine Katastrophe heraufbeschwören würde. Sein Vater hatte es geglaubt. Und er vertraute den Instinkten seines Vaters uneingeschränkt. Er akzeptierte seine Schlussfolgerungen ohne Frage.
    Aber Conroyd hatte zwei Söhne. Wenn man ihm die Krone gab, würde er seinen Erben auswählen müssen. Er würde den einen erhöhen … den anderen enttäuschen. Ob jetzt oder später, eine Spaltung war der wahrscheinliche Ausgang der Dinge.
    Konnte es einen anderen für das Amt des Wettermachers geben? Jemand anderen als Conroyd? War irgendwo in seinem Königreich ein Dorane eines anderen Hauses geeignet, die Krone zu tragen? Ein Magier von genügend Macht, um die quälende Wettermagie zu wirken und zu beherrschen? Jemanden, der vielleicht… nur vielleicht … Bornes Zuneigung und Respekt für die Olken teilte und so einer Feindseligkeit zwischen den Rassen vorbeugte?
    Er hatte keine Ahnung. Nur Durm konnte es wissen. Als Meistermagier war er aufs Tiefste vertraut mit den Stärken und Schwächen eines jeden Doranen in Lur, seien sie magischer oder auch persönlicher Natur. Aus ihrer Mitte würde er seinen Nachfolger erwählen. Es war seine Pflicht, dies in Erfahrung zu bringen. Ein Jammer, dass er es nicht auch für seine Pflicht gehalten hatte, seine Rückschlüsse schriftlich für die Nachwelt festzuhalten, damit jemand sie lesen und die Informationen nutzen konnte, um eine Katastrophe abzuwenden. Falls er einen anderen finden konnte als Conroyd – falls er sich über jeden Zweifel hinaus davon überzeugen konnte, dass er oder sie dazu taugte zu herrschen –, dann konnte er Conroyd ganz und gar umgehen. Er konnte diesen unbekannten Doranen in einer privaten Zeremonie krönen und dem Kronrat und Conroyd Jarralt einen König oder eine Königin präsentieren, die er nicht ersetzen konnte.
    »Ich denke, ich habe es, Vater«, sagte er in sein leeres Schlafgemach hinein. »Eine Lösung, die die Antwort auf alle Schwierigkeiten bietet… und die vielleicht zeigt, dass ich trotz allem dein Sohn bin.«
    Es bedeutete, dass er seinen Meistermagier noch heute aufsuchen musste. Dass er Nix dazu zwang, den sterbenden Mann lange genug ins Bewusstsein zu holen, um sich eine Vorstellung davon zu verschaffen, wo er diesen Doranen finden konnte, diesen ungekrönten Monarchen Lurs. Denn eines zumindest war gewiss. Je länger er es hinauszögerte, umso wahrscheinlicher war es, dass Durm starb, ohne ihm vorher noch raten zu können. Und das wäre überaus… bedauerlich.
    Angetrieben von verzweifeltem Enthusiasmus, aber ohne zu vergessen, was sonst noch an diesem Tag

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