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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Was, wie ich vermute, nicht bedeutet, dass ich alles weiß, was es zu wissen gibt. Ich zweifle nicht daran, dass du manche Dinge nicht nur vor mir, sondern auch vor ihm verborgen gehalten hast.«
    Sie wand sich unter Veiras Blick. »Nichts Wichtiges, das verspreche ich. Veira… was ich getan habe. Ich habe es nicht für mich getan.« Matt, der soeben die mit Tee gefüllten Becher verteilte, stieß einen leisen, ungläubigen Laut aus. Ihre Wangen brannten. »Also gut. Nicht nur für mich. Ich hatte gehofft, dass es helfen würde, wenn Asher und ich einander… näher kommen würden… wenn wir ein vertrautes Verhältnis eingingen… Wie dem auch sei, ich dachte, er würde sich mir dann endlich anvertrauen. Mir seine Geheimnisse gestehen. Dann hätte ich gewusst, wie wir vorgehen mussten. Die Prophezeiung hat sich als unverlässlich erwiesen, Veira. Als unklar und sogar als zweideutig. Und sie ist nie konstant gewesen. Ich konnte nicht sehen, wohin sie uns führte.«
    »Also hast du dir eingeredet, dass sie dich auf die Matratze dieses jungen Mannes führen würde«, gab Veira zurück. »Und genau dort wolltest du immer hin.«
    »Veira!«
    »Sie hat Recht, Dathne, und du weißt es«, sagte Matt scharf. »Wir werden nicht ein einziges Problem lösen, wenn wir uns der Wahrheit nicht stellen.« Sie wollte nicht darüber nachdenken. »Du wirkst nicht besonders überrascht, Veira. Dass ich… dass wir… Asher und ich, dass wir…«
    Veira blickte achselzuckend in ihren dampfenden Becher, bevor sie ein wenig Milch und einen Klecks Honig hineingab. »Es ist wahr, dass ich ebenso wenig die Erbin bin wie Matthias, aber ich habe trotzdem ein Paar gute Augen im Kopf und mache mir den einen oder anderen Gedanken«, erwiderte sie, während sie in ihrem Tee rührte. »Ich konnte erkennen, woher der Wind wehte.«
    »Warum hast du mich dann nicht aufgehalten, wenn Matthias Recht hat und es so schrecklich war, was ich getan habe?«
    »Habe ich gesagt, dass er Recht hatte?«, fragte Veira und tauschte einen Blick mit ihm, während er ihr einen Teller mit Mandelkeksen reichte. »Habe ich gesagt, dass es schrecklich war? Ich erinnere mich nicht daran, das gesagt zu haben. Wir wissen noch immer nicht, wo dies enden wird.«
    »Wir haben aber eine ziemlich gute Vorstellung davon«, meinte Matt finster und lehnte sich gegen die Sitzbank.
    Statt einer Antwort tunkte Veira einen Keks in ihren milchigen Tee und verzehrte ihn schmatzend und mit sichtlichem Genuss. »Trink aus, Kind«, sagte sie sanft. »Und dann wirst du eine Sehung machen, und wir werden feststellen, was wir sehen können.«
    Sie spürte, dass sie ganz klein wurde vor Angst. Sie hatte nicht das geringste Verlangen nach ihrem Tee. »Hellsehen? Für Asher? Veira, das kann ich nicht. Nicht heute Nacht. Ich bin so müde. Vielleicht morgen…«
    »Doch, heute Nacht«, sagte die alte Frau mit zusammengezogenen Brauen. »Vor Sonnenaufgang. Ich habe es versucht, aber irgendwie kann ich ihn nicht finden. Matthias sagt, dass du nie scheiterst, ganz gleich, wie groß die Entfernung ist.« Sie funkelte den hilfreichen Matt wütend an. Er zuckte mit kühlem Blick die Achseln und nahm einen Schluck von seinem Becher. Neben ihr war ein freier Stuhl; er hätte sich setzen können, wenn er gewollt hätte…
    Ein Schmerz, schnell und scharf. Eine solche Kluft zwischen ihnen, größer als je zuvor. Konnten sie sie überwinden? Neue Brücken bauen? Oder war ihre Freundschaft tot und begraben, so wie Asher vielleicht bald tot und begraben sein würde?
    Natürlich wollte sie sehen, wo Asher war. Wie es ihm ging. Sie wünschte sich verzweifelt, es zu erfahren…
    Sie hatte eine entsetzliche Angst vor dem, was sie vielleicht entdecken würde. »Du musst es tun, Kind«, sagte Veira unbarmherzig. »Wissen ist Macht.« »Also gut«, entgegnete sie widerstrebend und versuchte nicht einmal, freundlich zu sein. »Wenn du darauf bestehst.«
    Sie beendeten ihre Mahlzeit, und Veira holte ihre Sehschale heraus und bereitete das Wasser vor, die Tanalblätter, Blutkraut, Myrtes Tränen und Mondfäule. Als alles bereit war, sah Dathne sie und Matt an und sagte, immer noch gereizt: »Ich verspreche nichts. Es könnte gut sein, dass ich ihn nicht finde.«
    »Ich bitte dich nur darum, es zu versuchen, Kind«, erwiderte Veira. »Das ist alles, worum ich jemals bitten werde. Dass du dein Bestes tust.«
    Also versuchte sie es. Ein Teil von ihr war voller Angst, ein anderer Teil voller Hoffnung. Tief in der Dunkelheit,

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