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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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»Suppe«, sagte sie. »Und Brot. Ihr seid schon seit Stunden hier eingepfercht. Ihr solltet etwas essen.«
    Hinter ihrer freundlichen Sorge stand tiefer Kummer. Ihre Augen waren hohl, ihre Lippen von Linien des Schmerzes umrahmt. Er schob seine Papiere beiseite und nahm das Tablett entgegen. Wohlduftender Dampf stieg von der Suppenschale auf – aber er hatte dennoch keinen Appetit. Sie ging ans Fenster, zupfte die verblassten Vorhänge auseinander und blickte in den mitleidlosen Regenguss hinaus.
    Er stellte das Tablett ab, griff nach dem Löffel und zwang sich, ein wenig Brühe zu schlucken. Huhn. Als Kind war das seine Lieblingssuppe gewesen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, fragte er: »Ich nehme an, soweit es Asher betrifft, habt auch Ihr zu existieren aufgehört?«
    Sie zuckte zusammen, gerade noch wahrnehmbar. »Ich würde lieber nicht darüber reden.«
    »Gut«, sagte er und nahm noch einen Löffel Suppe. Kaute an dem Brot, das altbacken war. »Was machen denn die anderen so?«
    »Matt hat das Geschirr in die Küche geschleppt, und er und Darran ölen es.« Er erstickte fast an seiner Suppe. »Darran ölt ein Geschirr?«
    »Er ist fest entschlossen, nützlich zu sein.« Der liebe alte Mann. »Und Veira?« Dathne zögerte einen Moment. »Sie ist mit Asher draußen im Schuppen und hilft ihm, Eure Kriegszauber zu lernen.«
    Er ließ den Löffel in die Schale fallen. »Veira kann Kriegszauber wirken?« »Nein«, antwortete Dathne und wandte sich vom Fenster ab. »Aber da Asher sich geweigert hat, sich beim Üben von Euch helfen zu lassen, will sie ihn einfach… im Auge behalten. Ihr wisst schon. Für den Fall…«
    Für den Fall, dass er sich versehentlich selbst umbrachte. »Ich verstehe.« »Aber er macht seine Sache sehr gut. Veira sagt, man könne meinen, er hätte Kriegsbestien heraufbeschworen, noch bevor er das Laufen gelernt hat.« »Wusstet Ihr das über ihn?«
    »Ich wusste nichts über ihn, abgesehen davon, dass er der Unschuldige Magier ist.« Sie rieb sich die Arme. »Es ist kalt.«
    »Ja«, pflichtete er ihr bei. »Die Rückreise nach Dorana wird unerfreulich sein, denke ich.« Und das nicht nur in äußerlicher Hinsicht.
    Sie deutete mit dem Kopf auf Barls Tagebuch, das auf einer Seite des kleinen Arbeitstisches lag, den er benutzt hatte. »Können die Kritzeleien einer arroganten, toten Frau uns wirklich retten?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er und unterdrückte einen Anflug von Ärger darüber, dass jemand Barl mit diesen Worten beschrieb. Dann zuckte er mit den Schultern und strich mit den Fingern liebkosend über den fleckigen Einband des Tagebuchs. »Ich hoffe es. Oder zumindest hoffe ich, dass sie Asher helfen werden, uns zu retten. Wenn er es kann. Wenn er wirklich das ist, was Ihr denkt.«
    »Natürlich ist er das«, entgegnete sie scharf. »Oder zweifelt Ihr jetzt an mir? Und an Veira? Und an allem anderen, was Ihr gesehen und gehört habt?« Er lächelte sie verdrossen an. »Dathne, nach allem, was in diesen letzten Wochen geschehen ist, würde ich wahrscheinlich einen Moment lang zweifeln, wenn Ihr mir sagtet, mein Name sei Gar.«
    Ihre Miene wurde weicher. »Ja. Das kann ich mir vorstellen. So viele Dinge sind auf den Kopf gestellt worden.«
    »Es tut mir leid. Ich wollte nicht kritisch klingen. Wenn wir die kommenden Tage tatsächlich überleben – wenn Lur sie überlebt –, werden wir Euch und Eurem Zirkel dafür zu danken haben.«
    »Und Asher.« Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte sich wieder dem Fenster und dem trostlosen Ausblick zu. »Ich frage mich, ob es überhaupt jemals wieder aufhören wird zu regnen?«
    »Was haben Eure Visionen Euch gezeigt?«
    Sie schauderte. »Gräuel, die ich lieber vergessen würde.«
    »Und doch haben sie Euch auch Asher gezeigt. Können wir das eine ohne das andere haben?«
    »Wer weiß?« Mit einem heftigen Ruck zog sie die Vorhänge wieder zu, dann schlang sie sich die Arme um den Leib. »Ich jedenfalls nicht.«
    »Es scheint, dass wir beide zusammengenommen überhaupt nicht viel wissen«, sagte er und versuchte, seine Worte scherzhaft klingen zu lassen.
    Sie sah ihn ohne jede Erheiterung an, und ihre Augen waren groß und dunkel. »Wie ist es möglich, dass
Ihr
es nicht wusstet, Ihr Doranen?«, fragte sie anklagend. »Ihr seid die großen Magier, diejenigen, die alle Macht besitzen. Euer Vater war der
König,
Gar, der
Wettermacher.
Ihr und Eure Familie hattet Morg in Eurer Mitte; er hat das Brot mit Euch gebrochen, hat die gleiche

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