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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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seiest, und eine öffentliche Verhandlung wird abgehalten werden, und keine dunkle Ecke wird unbeleuchtet bleiben, bis diese Angelegenheit zur Gänze erhellt ist.«
    Zum ersten Mal, seit er in diesen Raum gebracht worden war, wo man ihn auf die Knie gezwungen und zu schweigen verurteilt hatte, während andere über ihn und sein Leben zu Gericht saßen, blickte Timon Spake aus Grundberg auf. Asher sah, wie Gars Gesicht sich zusammenzog, sah ihn zusammenzucken, als hätte jemand ihm einen schmerzlichen Schlag versetzt. Er runzelte die Stirn. Also wirkte der gotteslästerliche Gesetzesbrecher nicht gefährlicher als ein erst halb erwachsener Jagdhund. Na und? Er hatte trotzdem seine Zähne gezeigt, nicht wahr? Er hatte trotzdem ein Königreich - ein Volk - in Gefahr gebracht. Sein eigenes Volk, falls diese ganze Katastrophe außer Kontrolle geraten wäre. Jetzt wirkte er jämmerlich, jawohl, aber das änderte nichts an dem, was er getan hatte. Und mit Absicht. Es war niemand da gewesen, der ihm den Arm verdreht und ihn gefoltert hätte, wenn er sich anders hätte entscheiden wollen. Pa sagte immer:
Reden ist billig, und das Gleiche gilt für ein entschuldigendes Lächeln.
    »Beantworte die Frage, Timon Spake«, sagte der König kalt. »Dein Leben hängt davon ab. Bist du schuldig oder zu Unrecht angeklagt?«
    Die Ketten, die ihn fesselten, wirkten schwer. Sie mussten ihm Schmerzen verursachen; Spakes dünne Muskeln mussten gewiss mittlerweile unter ihrem Gewicht vor Qual schreien. Und seine Knie, die ohne ein Polster auf dem unversöhnlichen Steinboden ruhten, mussten ebenfalls schmerzen. Widerstrebend musste Asher den Mut des jungen Narren bewundern, dass er sich nichts von alledem anmerken ließ.
    Bürgermeister Fletcher erwartete mit gesenktem Kopf die Antwort. Neben ihm rief Hervy Wynton Timon verzweifelt etwas zu. »Bestreite die Anklage, Timon! Gib dir eine Chance! Denk an deinen Vater, Junge! Muss ich ohne dich heimkehren und ihm sein sterbendes Herz brechen?«
    »Schweigt still, Mann«, befahl der König. »Wir haben von Euren eigenen Lippen Eure Ansicht gehört, dass dies eine wahre und gesetzmäßige Anklage sei. Ermutigt den Gefangenen nicht zu Unaufrichtigkeit, sonst wird die Gerechtigkeit ihre Augen auch auf Euch wenden.«
    Solchermaßen zurechtgewiesen, zog Hervy Wynton sich eilends an die Wand zurück und wandte das Gesicht ab. Einsam und prachtvoll auf seinem hohen Stuhl beugte König Borne sich vor, die Hände auf die Knie gestützt, und bedachte seinen Gefangenen mit einem durchdringenden Blick. »Ich frage dich ein letztes Mal, Timon Spake aus Grundberg, und warne dich, wie es nur gerecht ist: Ich werde dich nicht noch einmal fragen. Bist du schuldig oder zu Unrecht angeklagt?«
    Timon Spake aus Grundberg hob das schwache Kinn und zog die gefesselten Schultern zusammen. Als er sprach, war seine Stimme ruhig. Resigniert. »Eure Majestät, ich bin schuldig.«
    Borne drehte den Kopf nach links und nach rechts und ließ seinen winterkalten Blick über die Gesichter der Ratsmitglieder gleiten. »Meine Herren, Ihr habt die Anklage gehört und auch die Antwort des Gefangenen. Aus seinem eigenen Mund ist er verurteilt, daher ist eine öffentliche Verhandlung unnötig geworden. Bevor die Strafe verkündet wird, frage ich, ob einer unter Euch ist, der mildernde Umstände geltend machen möchte? Dann möge er jetzt sprechen.«
    Asher sah die Männer des Kronrats einen nach dem anderen an. In dem fetten Gesicht Dürrns konnte er nichts lesen; es war so glatt wie eine Blase voller Schweineschmalz. Barlsmann Holze wirkte wenig überrascht und auf sanfte Weise bekümmert. Conroyd Jarralt lächelte, ein kleines, grimmiges Blitzen von Zähnen. Und Gar…
    All die Flammen hinter Gars Augen waren erloschen, die leidenschaftliche Hoffnung zu Asche verkohlt. Er wirkte krank und müde und unaussprechlich traurig.
    Keiner von ihnen beantwortete die Frage des Königs.
    Borne lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Die juwelenbesetzte Krone auf seinem Kopf warf farbige Lichter an die grauen Steinwände. »Timon Spake von Grundberg, Ihr seid in strenger Befolgung der Gesetze von König und Kronrat angehört worden. Nach Eurem eigenen Eingeständnis und den unbestrittenen Aussagen ehrlicher Zeugen seid Ihr der gegen Euch erhobenen Anklage für schuldig befunden worden. Die Strafe ist der Tod. Daher erkläre ich, König Borne, von Barls Gnaden zum Wettermacher von Lur bestimmt, dass Euer Leben verwirkt ist und Ihr es als

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