König 02 - Königsmacher
ziemlich unangenehme Auseinandersetzung im Wachhaus zu beenden.«
»Ha!«, sagte Asher zufrieden. »Er ist ein guter Mann, dieser Pellen Orrick.« »Ja«, stimmte Gar ihm zu. »Das ist er. Während Norwich Porter ein aufgeblasener alter Kauz mit einem blendenden Titel und… und…« »… ein paar auf sein Wams genagelten Fetzen von totem Tierhaar ist«, sprang Asher ihm hilfsbereit bei. »Ja. Vielen Dank. Aber der Rest der Gilde ist durchaus in Ordnung. Wir werden uns auf dem Bankett nächsten Monat sicher bestens amüsieren.«
»Wenn du es sagst.«
Schweigen. Der letzte, dünne Lichtstrahl am Horizont erstarb. Gar bemerkte nachdenklich: »Asher? Ich glaube, ich bin betrunken.«
Asher seufzte. »Ja, das glaube ich auch. Könnt Ihr reiten, oder soll ich eine Kutsche schicken?«
»Ich kann reiten.« Es folgte eine Pause, während Gar vergeblich versuchte aufzustehen. »Mir scheint, ich kann nicht aufstehen, aber ich bin davon überzeugt, dass ich reiten kann. Vorausgesetzt natürlich, ich kann herausfinden, wo meine Beine geblieben sind.«
Asher beugte sich vor, fasste ihn am Unterarm und zog ihn auf die Füße. »Keine Bange, wir gehen hübsch langsam.«
Gar machte sich daran, aufs Geratewohl Schmutz von seinen prächtigen Kleidern zu wischen. »Mich beschleicht das unangenehme Gefühl, dass ich mich morgen, nachdem ich mit schrecklichen Kopfschmerzen aufgewacht bin, daran erinnern werde, mich heute Abend hier zum Narren gemacht zu haben.«
Mit angehaltenem Atem und in dem Bemühen, nicht an den steilen Abgrund direkt vor ihnen zu denken, hob Asher Gars silberne Flasche auf und gab sie ihm zurück. »Nein, das werdet Ihr nicht tun. Hier ist heute nichts anderes passiert, als dass zwei Freunde ein wenig miteinander geplaudert haben. Was kann daran eine Narrheit sein?«
Gar verstaute die Flasche wieder in seiner Jacke. Dann sah er Asher an, ohne zu lächeln. »Ist es das, was wir sind? Freunde?«
Asher blinzelte. Waren sie Freunde? Wollte er, dass sie Freunde waren? Er dachte, vielleicht… ja. Warum nicht? Gar war kein Jed, nicht einmal ein Matt, aber er war kein übler Kamerad. Für einen Doranen. Und wenn er jemals einem Mann begegnet war, der einen Freund brauchte, dann war es Gar, wie Matt ganz richtig gesagt hatte. Verfluchter Kerl. Das Problem war lediglich, dass die Entscheidung nicht bei ihm lag. »Sagt Ihr es mir, Eure Hoheit.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, dies sei nicht die Art von Unterredung, wie ein Prinz sie mit einem Fischer führt«, erwiderte Gar und zog die Augenbrauen hoch.
»Ist es auch nicht.«
Gar grinste. »Also, da hast du deine Antwort. Und nun komm… Freund. Es wird Zeit, dass wir nach Hause reiten.«
Seite an Seite ritten sie durch die stille, sternenfunkelnde Dunkelheit und ließen die Pferde selbst ihren Weg finden. Schließlich kehrten sie in die Ställe des Turms zurück, wo Matt geduldig auf sie gewartet hatte und alle Lampen brannten.
ZWEITER TEIL
»Ich verstehe wirklich nicht«, sagte Prinzessin Fane mit gedämpfter Stimme zu ihrer Mutter, »warum wir all diesen Unsinn ertragen müssen, nur weil Papa ein Jahr älter geworden ist. Für Gar ist es ja gut und schön, er hat schließlich nichts Besseres mit seiner Zeit zu tun, aber Durm und ich befinden uns mitten in einer sehr schwierigen Abfolge von Beschwörungen. Es ist
dumm,
dass ich hier in diesem stickigen Pavillon sein muss, mit Menschen, die ich nicht ausstehen kann, um zuzusehen, wie törichte Männer auf ihren Ponys herumtänzeln und schutzlose Holzstücke angreifen. Nicht wenn ich wichtige Arbeit erledigen könnte!«
Ihre Mutter seufzte. »Ich weiß, du glaubst mir nicht, Liebes, aber auch die Feierlichkeiten zum Geburtstag deines Vaters sind Arbeit und ebenso wichtig wie deine arkanen Studien. Du tätest gut daran, dich in diesem Punkt von Gar leiten zu lassen. Dein Bruder versteht die Bedeutung solcher Anlässe.«
»Nun, ein hübsches Bild abzugeben ist auch das Einzige, worauf er sich versteht«, erwiderte Fane ungeduldig. »Und da er das so gut kann, warum brauchst du mich dann auch noch?« Sie wusste, dass sie mürrisch klang. Es kümmerte sie nicht. Ein privates Essen mit der Familie zum Geburtstag ihres Vaters wäre eine viel bessere Idee gewesen. Sie hasste die Wichtigtuerei bei öffentlichen Anlässen. Verabscheute das Gefühl, zur Schau gestellt zu werden wie eins von Gars elenden Pferden im Verkaufsring. All diese Blicke und das Getuschel, das zu bemerken oder gar zu verstehen sie alle für
Weitere Kostenlose Bücher