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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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konnte das schaden?
    Er schluckte seine Ungeduld herunter und wartete ab. Die gewaltige Schar von olkischen und doranischen Zuschauern summte wie ein gezähmter Bienenschwarm, und das königliche Orchester spielte laut genug, um Anlass zu der Befürchtung zu geben, dass ihnen die Saiten rissen und die Bleche sich verbogen. Der Schiedsrichter blies auf seinem hohen Ausguck den Schaum von einem frischen Becher Bier, und Conroyd Jarralt schrie seinen olkischen Dienern Befehle zu, während sie ein neues, nervöses Pferd sattelten. Asher grinste breit und wandte sich ab, bevor seine Lordschaft die Respektlosigkeit bemerkte. Der Bastard hatte die Angewohnheit, jedwede Kränkungen, seinen sie nun real oder eingebildet, zu vergelten, und er hatte eine boshafte, einfallsreiche Zunge. Ein frisches Pferd… Asher schnaubte und tätschelte noch einmal Cygnets feuchten, silberfarbenen Hals. Selbst wenn er noch ein Pferd besessen hätte - und wenn er gewollt hätte, hätte er inzwischen mehr Pferde haben können, als ein Mann sie in seinem ganzen Leben benötigte -, so hätte er Cygnet doch nicht auf solche Weise beleidigt.
    Als der letzte hölzerne Haken gesichert war, eilten die Diener davon und zogen sich an den Rand der Kampfbahn zurück. Der Schiedsrichter trank die letzten Tropfen seines Biers und kam mitten auf den Platz stolziert. Unter dem Pomp und dem zeremoniellen Gehabe seiner scharlachroten Amtsrobe war er Rüben Cramp, Meister der Schlachtergilde. Asher kannte ihn inzwischen recht gut, und er mochte den bescheidenen alten Kauz.
    »Achtung, bitte… wenn ich um Eure Aufmerksamkeit bitten dürfte, meine Damen und Herren!«
    Mit einem gewaltigen Seufzer schwang sich Asher, der eine lederne Reithose trug, in den Sattel. Gerede, Gerede, Gerede. Konnten sie es nicht einfach in Angriff nehmen?
    Das Summen der Menge verebbte. In der plötzlichen Stille ertönte das Stampfen und Klirren von Jarralts ungeduldigem neuem Reittier, das sich gegen ihn zur Wehr setzte. Jarralt machte eine ruckartige Handbewegung, und der Braune riss den Kopf hoch und verdrehte die Augen zum Protest gegen den scharfen Ruck der Kandare.
    Asher runzelte die Stirn, und Rüben Cramp setzte seine Ansprache fort. »Und so, Eure Majestäten, Eure Hoheiten, Meister Durm, hohe Herrschaften, Damen und Herren, steht das Spiel jetzt gleich, Lord Jarralt und Meister Asher haben beide je sechs Punkte.«
    Applaus brandete auf. Asher verneigte sich vor dem königlichen Pavillon, riss die geballte Faust hoch und warf Dathne eine Kusshand zu. Sie tat so, als hätte sie es nicht gesehen. Immer musste sie sich so zieren. Verflixtes Frauenzimmer! Als der Jubel verklang, sprach Rüben weiter: »Daher wird der Gewinner des Königspokals durch ein Stechen in drei Läufen entschieden. Meine Herren, seid Ihr bereit?«
    Asher hob zur Antwort seine Lanze, und Jarralt tat das Gleiche. Ihre Blicke trafen sich, und Asher lächelte, als er den Zorn und den brennenden Hass in den Augen des doranischen Lords sah. Der Mann war ein Narr. Als sei es in irgendeiner Weise von Bedeutung. Es war ein Spiel, nur ein Spiel, mit einem schäbigen, alten Zinnkrug als Preis. Wie konnte das von Belang sein? Das Orchester blies einige schwungvolle Klänge in den hohen, blauen Himmel. Rüben griff in die Falten seines eleganten Mantels und zog einen leuchtend roten Wimpel daraus hervor. »Meine Herren, macht Euch bereit!«
    Asher rückte Cygnet die Waden in die Flanken, und das Pferd tänzelte zur Startlinie hinüber. In einem Wirbel aus blitzenden Sporen und spritzendem Schaum galoppierte Jarralt an das gegenüberliegende Ende der Kampfbahn und nahm dort seine Position ein.
    Rüben hob den Wimpel über den Kopf. »Auf drei, meine Herren, und möge der Bessere den Sieg davontragen! Eins… zwei… drei!« Er öffnete die Finger, und das scharlachrote Tuch flatterte wie ein verwundeter Vogel zu Boden. Die Menge begann zu toben. Plötzlicher Donner grollte über den Turnierplatz, als eisenbeschlagene Hufe auf das grüne Gras hämmerten.
    Asher vergaß alles: Jarralt, Dathne, die Torheit und Nutzlosigkeit des Spiels, das er spielte. Er vergaß den König, die Königin und den Prinzen, seine Freunde wider Erwarten; die Prinzessin, den Meistermagier und andere Feinde. Vergaß, dass er dieses Leben schon bald hinter sich lassen würde und dass die Schwierigkeit des Abschieds noch vor ihm lag. In diesem Augenblick kannte er nur das stampfende Pferd unter sich, die ausgestreckte Lanze vor sich und die

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