König 02 - Königsmacher
konnte.
Also. Er würde einfach etwas sagen müssen, nicht wahr? Nicht einmal wenn sie beide beschwipst waren, hatte sie ihm jemals irgendein Zeichen gegeben oder etwas getan, das die meisten Männer als Ermutigung bezeichnet hätten. Aber sie mochte ihn. Dessen war er sich gewiss. Sie sahen einander mindestens drei- oder viermal die Woche, und sie fragte ihn stets, wie es ihm gehe und was in seinem Leben geschehen sei. Sie lud ihn zu Ausflügen aufs Land ein. Gab ihm Bücher zu lesen und fragte ihn anschließend nach seiner Meinung darüber. Zeigte Interesse. Hörte ihm zu, sowohl mit den Augen wie mit den Ohren. So etwas tat eine Frau nicht, wenn da nicht
irgendetwas
war.
Trotzdem: Er wäre glücklicher gewesen, wenn sie etwas gesagt hätte, wenn sie ihm auch nur den kleinsten Fingerzeig gegeben hätte…
Natürlich konnte es sein, dass sie schüchtern war - wie er. Unsicher. Nicht bereit, eine Zurückweisung zu riskieren. Um gerecht zu sein, hatte auch er sich nicht direkt in die Karten schauen lassen. Aber andererseits hatte er Dathne etliche Male Möchtegernverehrer zurückweisen sehen: Es war kein hübscher Anblick. Also hatte er die Dinge schleifen lassen. Hatte sich eingeredet, reichlich Zeit zu haben. Dass man manche Frauen nicht drängen dürfe. Hatte es wieder und wieder aufgeschoben, ihr seine Gefühle zu offenbaren, und auf den perfekten Augenblick für eine Liebeserklärung gewartet.
Nun, die Augenblicke gingen ihm jetzt langsam aus, nicht wahr? Ob sie nun perfekt waren oder nicht. Er würde schon bald das Risiko eingehen müssen, mit ihr zu sprechen, oder er würde sie vielleicht nie wiedersehen.
Er stellte sich vor, es ihr endlich zu sagen. Stellte sich das Gefühl ihrer Hände in seinen vor. Ihr Seufzen süßer Überraschung. Die Röte auf ihren Wangen und das warme Leuchten der Freude in ihren Augen. Er stellte sich vor, sie zu küssen… »Weshalb lächelst du?«, fragte Gar.
Asher blinzelte erschrocken. »Was? Es ist nichts. Ich habe nur nachgedacht.«
Gar stellte seine Feder wieder in das Tintenfass, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich stöhnend die steifen Muskeln. »Vorsicht. Du könntest dir etwas brechen.« Seine Lippen zuckten kurz, eine Bewegung, die ein Lächeln ahnen ließ, mehr brachte er in letzter Zeit nicht zustande. Er betrachtete Ashers zerzaustes Äußeres und zog fragend die Augenbrauen hoch. »Du warst aus?« »Ja«, antwortete Asher und grinste. »Ich habe mich um die Gebrüder Guigan gekümmert.«
Gar musterte ihn. »Und?«
»Und ich schätze, sie haben ihren Fehler eingesehen.« Bei der Erinnerung an das Gespräch dehnte Asher die Finger. »Sobald ihnen klar wurde, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind, haben sie ein ganz anderes Liedchen gesungen.«
»Glänzend. Die Fuhrmänner haben zu dieser Zeit des Jahres schon genug um die Ohren, ohne dass man sie noch beim Kauf des Futters für die Pferde betrügt. Bußgelder?«
Asher zuckte die Achseln. »Dreißig Prozent Nachlass für all ihre Stammkunden bis zum Ende des Herbstes. Ich habe eine lange Liste in Frage kommender Namen, die überprüft und noch einmal überprüft und, ob es Euch gefällt oder nicht, ein drittes Mal überprüft werden muss. Seid nett und sagt, dass ich die Liste Darran geben kann, ja?«
Gar erwiderte stirnrunzelnd: »Dreißig Prozent sind ein wenig hart, nicht wahr? Wenn ich mich recht erinnere, haben wir über zwanzig gesprochen.«
»Und zwanzig wären es auch gewesen, nur dass sie ein wenig unverschämt geworden sind. Das konnte ich ihnen nicht durchgehen lassen, oder?« »Wahrscheinlich nicht. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass sie nicht allzu glücklich sind.«
Asher grinste. »Überhaupt nicht glücklich, nein. Aber ich habe ihnen erklärt, dass wir die Dinge auf meine Weise regeln und sie in der Behaglichkeit ihres eigenen Ladens unglücklich sein könnten, oder wir könnten es auf normalem Wege regeln und sie dabei noch unglücklicher sein, wenn sie in der Halle der Gerechtigkeit vor Euch ständen und Euch auseinandersetzen müssten, was sie getrieben haben und warum. Merkwürdigerweise haben sie sich dafür entschieden, die Dinge auf meine Weise zu regeln.«
»Ah«, sagte Gar. »Womit sie bewiesen hätten, dass Habgier und Dummheit nicht zwangsläufig Hand in Hand gehen. Gut gemacht.« Dann bemerkte er den zusammengerollten Brief, der auf Ashers Schoß lag. »Was ist das?« Asher warf ihm die Schriftrolle zu. »Eine Nachricht von Durm.« Gars Miene
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