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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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einen Bruder betrachten würde, hätte er sich krankgelacht. Und doch war genau das geschehen. Er mochte Gar auf eine Weise, wie er Zeht oderWishus oder irgendeinen der anderen seiner leiblichen Brüder niemals hatte mögen können.
    Verdammt. Das war nicht Teil seines Plans gewesen…
    Der elende Gar mit seinen Stimmungsschwankungen, seiner Hingabe an die Familie, seinem Mut im Angesicht der Magie und seines eigenen Mangels an Magie. Mit seiner Vernarrtheit in Pferde und Bücher und Geschichte. Mit seinem verschmitzten Sinn für Humor und seinem nur unvollkommen verborgenen Schmerz.
    Nach Timon Spakes Hinrichtung war eine Woge aufgepeitschter Gefühle durch Lur gegangen. Die Angst, die Olken wie Doranen gleichermaßen empfunden hatten, hatte die süße Luft der Stadt und des umliegenden Landes besudelt. Während jener gefährlichen, schwierigen Tage hatte er mit angesehen, wie der Prinz fast bis zur Besinnungslosigkeit arbeitete; er hatte Zäune repariert, Brücken gebaut, das von Unruhe ergriffene Königreich besänftigt und möglichen Wiederholungen lange vergangener Unruhen in den Straßen der Städte und Dörfer vorgebeugt. Er hatte beobachtet, wie der Prinz Blumen auf das Grab von Edvord Spake legte, der seinem Sohn in den Tod gefolgt war, drei Tage nachdem man ihm den Leichnam des Jungen nach Hause gebracht hatte. Und die harte Arbeit hatte damit noch kein Bewenden gehabt. Lange nachdem sich die stürmischen Wasser von Timon Spakes Tod beruhigt hatten, stand Gar noch immer im Dienst der nichtmagischen Untertanen seines Vaters. Er lachte mit ihnen, wenn ihre Kinder geboren wurden, weinte, wenn ihre Mütter starben, tanzte auf ihren Hochzeiten und schlichtete überall im Königreich bei Gildenversammlungen ihre Streitigkeiten. Er hörte ihnen in der Halle der Gerechtigkeit zu und litt anschließend Qualen, weil er fürchtete, nicht richtig auf ihr Herz gelauscht zu haben.
    Dank Gar war Asher von Restharven ein Teil von alledem gewesen. Er hatte geholfen, diese Zwistigkeiten beizulegen. Er hatte auf diesen Hochzeiten getanzt. Hatte Zusammenkünfte mit den wichtigsten Olken im Königreich abgehalten und vor dem König und dem Kronrat gestanden, um nach bestem Wissen und Gewissen seine Meinung zu Dingen zu sagen, die ihm wichtig geworden waren. Und man hatte auch auf ihn gehört. Außerdem war er jetzt ein reicher Mann, ein anderer, schlauerer, klügerer Mann, und auch das verdankte er Gar.
    Manch einer würde sagen, dass ein Weggang aus Dorana eine erbärmlich schlechte Art war, eine solche Schuld zurückzuzahlen. Er würde diese Meinung vielleicht sogar selbst vertreten. Vielleicht wäre er überhaupt nicht fortgegangen oder zumindest noch nicht jetzt, nicht in diesem Jahr, wäre sein Pa nicht gewesen.
    Aber er hatte seinem Vater ein Versprechen gegeben, und damit war der Fall erledigt.
    Und dann war da noch… Dathne.
    Woher wusste man, ob man sich verliebt hatte, wenn man noch nie zuvor verliebt gewesen war? Und von allen Frauen, die ihm je begegnet waren, daheim wie hier in Dorana, und in die er sich hätte verlieben können - warum ausgerechnet
Dathne?
    Sie war an Körper und Geist eine kantige Frau. Nicht einmal wenn er betrunken war, hätte er sie jemals als schön bezeichnen können. Und doch brachte sie tief in ihm etwas zum Schwingen. Ihre geheimnisvollen Augen. Die Wölbung ihrer Lippen. Der lange, glatte Hals. Die Art, wie sie beim Sprechen die Hände bewegte. Sie reizte ihn bis über jedes erträgliche Maß hinaus. Neckte ihn. Forderte ihn heraus. Brachte ihn zum Lachen. Brachte ihn zum Nachdenken. Er hatte im Zusammensein mit ihr ebenso viel gelernt wie durch seine Arbeit mit Gar. Und das wollte einiges heißen, denn manchmal glaubte er, dass ihm von all den Dingen, die er von Gar lernte, der Kopf platzen werde wie eine überreife Melone.
    Aber wie konnte er sich ganz sicher sein, dass es Liebe war und nicht… etwas anderes? Lag es daran, dass er sich, wann immer er mit ihr zusammen war, auf seltsame Weise vollständig fühlte? Dass er sich auf jede Begegnung mit ihr freute, so wie er sich früher auf das Segeln gefreut hatte? Oder wusste er es, weil bei dem Gedanken daran, sie in Dorana zurückzulassen, wenn er heimkehrte, sein Herz raste und sein Mund trocken wurde? Dass ihm übel wurde und er förmlich in Panik geriet? Das konnte es sein. Ein Leben ohne Dathne? Geradeso gut hätte er sich mit einem Leben ohne das Meer abfinden können.
    Er glaubte nicht, dass er eines von beiden tun

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