König 02 - Königsmacher
veränderte sich. »Idiot«, sagte er schroff. »Du denkst, die Gebrüder Guigan seien wichtiger als dies hier?« Er zog die säuberlich gebundene Schleife auseinander, riss den Brief auf und verschlang seinen Inhalt mit Augen, die plötzlich dunkel geworden waren.
»Nun?«, fragte Asher, der mit den Fingerspitzen auf die Armlehne seines Sessels trommelte. »Was will die alte Zauberkrähe jetzt schon wieder?«
Gar ließ das Papier raschelnd auf seinen überfüllten Schreibtisch fallen. »Der König wünscht uns zu sehen«, erwiderte er reserviert. Dann rutschte er auf seinem Stuhl herum und starrte aus dem Buntglasfenster der Bibliothek in die darunterliegenden Gärten. Unruhig presste er die Lippen zusammen. »Es geht ihm also besser«, bemerkte Asher. »Das ist wunderbar.« Dann hielt er inne, als ihm die Bedeutung von Gars Worten klar wurde. »Einen Moment mal. Er will
uns
sehen? Euch und mich? Warum?«
Gar stemmte sich von seinem Stuhl hoch und ging auf die Tür zu. »Ich muss mich zurechtmachen. Und du tust am besten das Gleiche. Nimm ein Bad und zieh dich um, um Barls willen. Du stinkst nach Schweiß und Pferden. Wir treffen uns in zehn Minuten unten an der Treppe.«
»Schon gut, schon gut«, brummte Asher, während er ihm aus der Bibliothek folgte. »Aber macht fünfzehn daraus. Und Ihr habt auch meine Frage nicht beantwortet. Weshalb will der König mich sehen?«
Keine Antwort. Fluchend eilte Asher in seine Räume. Was hatte das zu bedeuten?
Meistermagier Durm erwartete sie im Vorzimmer zu den privaten Gemächern Ihrer Majestäten. Es war ein heller, luftiger Raum, dessen Wirkung jedoch zuschanden wurde angesichts Dürrns grimmigen Stirnrunzeins und seiner dicken, fest zusammengepressten Lippen, die jeden Gedanken an ein Lächeln Lügen straften. Seine glänzende braune Robe hing mit weniger Anmut an ihm herab, als sie es an einem Kleiderbügel getan hätte, und der schwere Stoff zeichnete die aufgeschwemmten Linien seines Körpers nach. Asher, der dem eilig ausschreitenden Gar folgte, blieb ein wenig zurück und ließ den Prinzen als Ersten in den Genuss von Dürrns herzlicher Begrüßung kommen. »Ihr habt Euch Zeit gelassen«, erklärte der Meistermagier kurz angebunden. Der Blick seiner kalten grünen Augen, die an feuchten, flechtenbewachsenen Schiefer erinnerten, glitt für einen Moment zur Seite, um Asher zu bemerken, ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen. »Seine Majestät erwartet Euch. Fasst Euch kurz. Pother Nix und ich sind zufrieden mit seinen Fortschritten, aber er wird noch immer schnell müde.«
Gar, der den Mann ein Leben lang kannte, nahm Dürrns Worte mit Fassung auf. Gleichgültig gegen den Tadel und vibrierend vor Anspannung, sagte er: »Hat Nix schon herausgefunden, was das Fieber verursacht hat?«
»Wie ich vermutet habe«, erwiderte Durm, während er die weichen Hände über seiner beträchtlichen Leibesfülle faltete, »ging es auf Erschöpfung und Überarbeitung zurück. Die Königskrone wiegt schwer, Eure Hoheit. Selbst die stärksten Männer geraten darunter von Zeit zu Zeit ins Wanken.« Gar kaute auf seiner Unterlippe. »Es muss doch irgendetwas geben, das ich tun kann.«
»Wir haben darüber gesprochen. Seine Genesung macht gute Fortschritte, Eure Hoheit.«
»Ihr hättet mir schon früher erlauben sollen, ihn zu besuchen.« Gars Stimme war messerscharf, sein Blick nicht länger weich.
Durm löste die Finger voneinander und breitete die Hände aus. »Zu welchem Zweck? Nix, Ihre Majestät und ich tun alles, was man tun kann. Er findet andere Besucher lästig.«
Gar funkelte ihn an. »Wollt Ihr damit sagen, dass er mich lästig finden würde? Ich bin sein
Sohn,
Durm.«
Jetzt streckte der Meistermagier die Hände aus und klopfte Gar auf die Schultern, eine Geste, mit der er ihn zweifellos beschwichtigen wollte. Asher, der das Ganze aus sicherem Abstand beobachtete, misstraute dem väterlichen Lächeln, das mit der Geste einherging. »Und als ein guter Sohn war Euch sein Interesse das wichtigste Anliegen. Und nun… Wollen wir zur Sache kommen? Es wird für Seine Majestät bald Zeit zu schlafen.«
Gar nickte, drehte den Kopf weit genug, um Ashers ausdruckslosen Blick aufzufangen, und zwinkerte. Schritt für Schritt näherten sie sich der geschlossenen Tür zum Schlaf gemach des Königs.
Durm trat vor und ergriff mit Zeigefinger und Daumen Ashers Ellbogen. »Was glaubt Ihr, wo Ihr hingeht?«
Asher schüttelte den älteren Mann ab. Nicht grob, auf keinen Fall grob, sondern
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