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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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»Er hat sich verändert, Gar. Seit der Geschichte mit diesem jungen Mann aus Grundberg ist er nicht mehr derselbe. Du weißt es nicht. Du lebst nicht mit ihm. Du wachst nicht wie ich auf, wenn er in seinen Träumen weint. Du musstest nicht einmal mit ansehen, wie er vor sich selbst zurückschreckte, wie ich es getan habe, und das alles wegen einer einzigen brutalen, aber notwendigen Tat. Er mag dein Vater sein, aber er ist mein Gemahl. Und eine Ehefrau sieht Dinge…«
    Er griff nach ihrer Hand. »Ich sehe mehr, als du denkst, Mama. Und auch ich habe Träume.«
    Sie löste sich von ihm. »Er ist müde, Gar! Krank an Körper und Seele. Und das Wettermachen wird mit jedem Sonnenaufgang immer härter. Ich habe ihn gebeten abzudanken, habe ihn
angefleht.
Fane sei noch zu jung, sagt er, und ich weiß, er hat Recht, natürlich hat er Recht, aber trotzdem…«
    Mit einiger Anstrengung fasste sie sich wieder. »Wann der Tag kommt, da sie den Thron besteigt - und wie auch immer dieser Tag kommt -, es
muss
eine klare Nachfolge geben. Es darf nicht einmal ein Schatten des Zweifels geben, dass sie nicht bereit sein könne. Verstehst du das?«
    »Ja, natürlich, aber…«
    In den Augen seiner Mutter stand ein grimmiger Ausdruck. Schmerz und rohe Entschlossenheit brannten in ihnen. »Ganz gleich, was Fane tut, Gar. Ganz gleich wie unfreundlich sie sein mag, es darf keine Rolle spielen. Dein Vater ist nicht blind, er kann sehen, wenn sie dich verletzt, und wir dürfen ihm keinen weiteren Grund zur Sorge liefern. Also wirst du deine Gefühle verbergen müssen. Wie tief die Wunden auch gehen mögen, die deine Schwester dir zufügt, du darfst ihn nie das Blut sehen lassen. Jetzt weiß ich, dass du leidest, weil sie heute Morgen nicht hier ist, um dir alles Gute zu wünschen. Mir ist das egal. Je mehr Stunden sie im Arbeitszimmer verbringt, umso schneller kann sie deinem Vater die Last des Wettermachens abnehmen. Und das könnte sein Leben bedeuten, Gar. Sein
Leben.
Was sind dagegen verletzte Gefühle?« Es fiel ihm schwer zu atmen. »Nichts, Mama, sie sind nichts, aber…« »Deine Schwester wird die größte Wettermacherin sein, die dieses Königreich je gekannt hat, aber nur, falls sie bereit ist, wenn die Zeit kommt. Falls sie nicht bereit ist, falls sie gezwungen sein sollte, dieses Amt zu übernehmen, bevor Durm sie gemäßigt hat, könnte sie zerbrechen. Und was dann? Sehen wir uns nach Männern wie Conroyd Jarralt um? Bete zu Barl, dass es nicht so kommt, Gar. Denn dann würde die Mauer gewiss zerfallen, und die Gräuel, die jenseits der Mauer liegen, werden uns alle in die Knie zwingen.«
    Gar griff nach ihren kalten Händen und hielt sie fest umschlungen, während er besänftigend sagte: »Es sind sechshundert Jahre vergangen, seit Barl und unsere Vorfahren vor Morgan - Morg -und seiner Tyrannei geflohen sind, Mama. Er ist lange tot und zu Staub zerfallen. Nichts als ein Name, der benutzt wird, um unartige Kinder zu erschrecken. Er kann uns nichts antun. In Wahrheit wissen wir nicht einmal, ob es überhaupt noch irgendwelche Gräuel jenseits der Mauer gibt.«
    Wieder entzog sie ihm die Hände. »Wir wissen nicht, dass es
keine
gibt! Einen Mann wie Morg. Einen Magier von seinen unaussprechlichen Kräften und seiner unbezähmbaren Gier nach Herrschaft - wer weiß, welches Vermächtnis er hinterlassen hat? Wer kann sagen, wie weit seine Hand reichte? Er könnte Kinder gezeugt haben. Er könnte eine Dynastie von Tyrannen gegründet haben, die sich von seiner Zeit bis in unsere erstreckt. Alles, was zwischen uns und den Früchten jener verseuchten Tage steht, ihrer Barbarei und ihres Gemetzels, ist die Mauer. Würde ich untätig daneben stehen, während dein Vater sich Zoll um Zoll umbringt, um die Mauer zu schützen, wenn ich nicht glaubte, das Opfer sei notwendig? Würde ich ein Kind meines Leibes demselben grausamen Schicksal ausliefern?«
    Ein weiteres Wort, eine weitere Silbe, und sie würde es so weit bringen, dass er in Tränen ausbrach. »Ich weiß, das würdest du nicht tun«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Ich wünschte, du hättest mir das früher gesagt. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können, um ihn zu entlasten. Ich wünschte…«
    Jetzt legte sie die Arme um ihn und hielt ihn fest an sich gedrückt. »Verzeih mir!«, flüsterte sie, und ihre eigene Stimme brach. »Ich bin vollkommen am Ende, Liebster. Es war falsch von mir, darüber zu sprechen. Gerade jetzt. Die Genesung deines Vaters macht gute

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