König 02 - Königsmacher
vor dem Mäuseloch. Dathne atmete durch die Nase und wartete mit ihm, die Hände entspannt auf den Tisch gelegt, den Kopf ein wenig gebeugt, während die Magie durch ihre Adern pulsierte.
Ein kleines, strahlendes Licht, strahlender als ein Diamant im Sonnenschein, durchdrang die Dunkelheit in dem Wasser. Langsam regte es sich, erblühte, öffnete sich wie ein Fenster in eine andere Welt. Ein verschwommenes, trübes Bild formte sich, so wie der Blick einer Frau trüb ist, wenn sie nach einer langen, harten Nacht am Morgen die Augen öffnete.
Dathne stieß einen Seufzer aus und beugte sich ein wenig tiefer über die Schale. Das Bild kräuselte sich, dann wurde es schärfer.
Asher. Und der Prinz. Und der Rest von Gars Gefolge. Sie ritten über die Pflastersteine der Stadt und winkten den Städtern zu, die auf ihren Schlaf verzichtet hatten, um ihnen eine gute Reise zu wünschen. Gar lächelte, lachte und winkte nach links und rechts. Asher winkte ebenfalls, und auch er lächelte in gewisser Weise, obwohl das Lächeln seine Augen nicht erreichte. Lange Zeit saß sie vor der Schale, atmete ein und aus und beobachtete ihn - wohl wissend, dass das Herzensbild und zerronnene Träume ihn auf seinem Weg erwarteten. Die genaue Natur des Schmerzes, der seiner harrte, konnte sie nicht erkennen, aber sie spürte den Schmerz, als sei es ihr eigener. Wie ein Messer in ihrem Herzen.
Kurz nachdem er die Küste erreicht hatte, würde er zurückkehren. Und sie würde auf ihn warten, ob er es wollte oder nicht. Denn sie musste warten. Weil er sie brauchte, obwohl er es nicht wusste.
Und die Prophezeiung, ihr grausamer Herr, würde weitergehen.
In jähem Zorn, in jäher Furcht stieß sie die Hände in die silberne Wasserschale. Ashers Bild zersprang. Das Wasser klärte sich und war wieder nicht mehr als ein Krug voll Regenwasser. Ihr schwerer Kopf schmerzte. Sie bettete ihn in die feuchten Hände und weinte.
Gars überwiegend wohlgelaunte Kavalkade bewegte sich gemessenen Tempos und ohne Missgeschicke die Stadtachse entlang, dann über den schnell fließenden Gant hinweg und hatte Dorana mit seinen Wohnbezirken bald hinter sich gelassen. An Bauernhöfen und Obstgärten vorbei ritten sie die sanft ansteigenden Safranhügel hinauf und auf der anderen Seite hinunter, wo die Ebene des Flachen Landes sich wie ein Bildteppich voller grüner, blauer, gelber und brauner Farben vor ihnen ausbreitete. Winzige Vögel tanzten wie leuchtende, geflügelte Juwelen in den blühenden Gräsern und flatterten von einem Halm zum nächsten. Schmetterlinge ließen sich träge auf der wohlduftenden Brise treiben, und verschreckte Kaninchen huschten umher, sodass die Pferde zu tänzeln begannen.
Kurz nach Mittag machten sie zum Essen Rast. Zwei Köche bereiteten das Essen vor, während andere Diener einen seidenen Pavillon aufschlugen, um ihren Prinzen vor der Glut der Sonne zu schützen und die wilden Kräuter des Flachen Landes unter Teppichen von gewebter Pracht zu begraben. In die frische, von Blütenduft geschwängerte Luft mischte sich der würzige Geruch des Wildbrets auf dem Rost.
Aber vor dem Essen kam das Geschäft. Eingezwängt in einen bequem mit Kissen gepolsterten Klappstuhl und beschwichtigt von einem Kelch Wein, gestattete Gar Darran widerstrebend, sich zu ihm zu gesellen. Der Mann, der sich mit steifem Rücken näherte, wirkte noch ausgedörrter als gewöhnlich. Es war wahrscheinlich Verdruss, der alle Lebensfreude aus ihm heraussaugte. »Bevor Ihr irgendetwas sagt, Darran«, begann der Prinz schroff, »ich habe mit Asher gesprochen, und er hat mir versichert, dass es ein Versehen war, dass Willer in dem Lagerraum eingesperrt wurde.«
Darrans Nasenflügel zuckten. »Ich hege keinen Zweifel daran, dass er das tut, Herr.«
»Wollt Ihr damit andeuten, dass Asher lügt, Darran? Dass er
mich
belügt?« Darran faltete die Hände vor dem Bauch und betrachtete lange das Muster des Teppichs unter seinen Füßen. »Die andere Möglichkeit, Herr«, sagte er schließlich und hob den Blick, »würde bedeuten, dass Willer mich belügt.« Natürlich. Verdammt. Gar kippte den Rest seines Weins herunter und hielt Darran den leeren Kelch hin. Ohne auch nur das geringste Zögern füllte sein Sekretär den Kelch von einer Karaffe auf dem Beistelltisch wieder auf und reichte ihn zurück.
»Ich will einräumen«, sagte er, nachdem er einen weiteren ausgiebigen Schluck von dem roten, würzigen Brösa genommen hatte, »dass Asher die Angelegenheit falsch
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