Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
ihm ein rätselhaftes Lächeln. »Aber wir sind keine Fremden, Asher. Und was deine Schuld mir gegenüber betrifft… nun…« Sie schob ihn zur Seite und ging weiter. »Wenn ich mich ein wenig anstrenge, wird mir sicher eine Möglichkeit einfallen, wie du diese Schuld begleichen kannst.« Asher starrte ihr mit offenem Mund nach. Meinte sie…? Er hoffte nicht. Magere, zitronenzüngige Weibsbilder waren nicht die Art von Makrelen, die er gern einfing, o nein. Doch dann schob er den Gedanken beiseite, denn Dathne bog um eine weitere Ecke, und gleich würde er sie verlieren, und was würde das für einen Eindruck machen, gerade jetzt, da seine fünfundzwanzigTrin noch in der Schwebe standen?
    Er zerrte den Rucksack abermals in eine bequemere Position und eilte ihr nach. Das Gelände des Palastes war riesig. Es erstreckte sich über die gesamte Breite der befestigten Stadt und wurde gesäumt von einer beeindruckenden Mauer aus cremefarbenem Sandstein. In die Mauer waren etliche Eingänge eingelassen, und an jedem der Eingänge standen zwei livrierte Olken in prächtigem Dunkelrot und Gold. Die beiden Wachen des Tores, zu dem Dathne ihn jetzt führte, nahmen lächelnd Haltung an.
    »Einen guten Morgen Euch, Frau Dathne«, murmelten sie und winkten ihr unter dem steinernen Bogengang zu. Für den ungepflegten Fremden in ihrem Schlepptau hatten sie nur einen kurzen Blick.
    »Das Gleiche wünsche ich Euch, Pamfret und Brogan«, erwiderte Dathne. Dann griff sie abermals nach Ashers Arm und schob ihn einen ebenmäßig mit blauem Kies belegten Pfad entlang.
    Nach dem Getöse auf dem Marktplatz und der atemlosen Hast, mit der sie die Hauptstraße entlanggeeilt waren, wirkte die friedliche Ruhe des Gartens wie ein Schluck kühlen Bieres. Asher befreite einen Arm aus Dathnes Griff, verlangsamte seine Schritte und sog tief die duftende Luft ein. Dann nahm er sich einen Moment Zeit, um seine Umgebung zu betrachten. Ein gutes Stück entfernt zu seiner Rechten erhoben sich die strahlend weißen Palastmauern, und zu seiner Linken ragte, gerade noch sichtbar hinter einem Gürtel gewaltiger Eichen, eine einzelne Säule aus mitternachtsblauem Stein wie ein Finger gen Himmel.
    Dathne bemerkte, dass er die Säule anstarrte. »Der Turm des Prinzen.« »Du meinst, er lebt dort oben?«
    »Und er arbeitet dort. Warum? Was gibt es daran auszusetzen?«
    Asher, der eine Gänsehaut bekommen hatte, betrachtete den steinernen Turm. »Häuser sollten nicht so
hoch
sein«, murmelte er und dachte an die behaglichen, gemauerten Häuser in Restharven. »Das ist nicht
natürlich.
Was ist, wenn der Turm umstürzt?«
    Dathne lachte. »Er ist fast dreihundert Jahre alt, Asher. Wenn er hätte umstürzen wollen, hätte er das schon lange getan. Außerdem bauen die Doranen nichts, ohne es mit Magie zu durchtränken. Glaub mir, der Turm ist absolut sicher.«
    »Bist du schon drin gewesen?«
    »Natürlich.« Sie ging weiter und zupfte an seinem Ärmel, damit er ihr folgte. »Dutzende von Malen. Ich habe häufig Bücher, die der Prinz interessant findet. Er ist nämlich wahrscheinlich der größte Gelehrte im Königreich. Liest die doranischen Originaltexte so flüssig, als seien sie erst gestern geschrieben worden.«
    »Ach ja?«, sagte Asher zutiefst desinteressiert. »Schön für ihn.«
    Sie sah ihn von der Seite an, eine Augenbraue hochgezogen und ein schelmisches Leuchten in den Augen. »Magst du Bücher?«
    Er hatte in seinem ganzen Leben noch kein einziges Buch besessen. Er konnte mehr oder weniger lesen; Ma hatte darauf bestanden, dass ihm zumindest eine gewisse Bildung zuteilwurde, bevor die Schwindsucht ihre Knochen und Augen ausgezehrt und sie ins Grab gebracht hatte. Doch nach ihrem Tod hatte das Meer ihn mit Haut und Haaren verschlungen, und seine Besuche in der Schule waren immer seltener geworden. Er zuckte die Achseln. »Bücher? Ich denke nicht viel darüber nach, so oder so.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Ich nehme an, du hast zu viel mit dem Fischen zu tun.«
    Lachte sie ihn aus? Er runzelte finster die Brauen. »Das Fischerleben ist großartig. Ich habe noch kein besseres kennengelernt.«
    »Das habe ich auch nicht bestritten, oder?« Sie hob mit einer Geste gespielter Unterwerfung die Hände. »Du lässt dich zu leicht aufbringen, Asher von Restharven. Ich weiß nichts über den Ort, aus dem du stammst. Es könnte sein, dass du der wichtigste Mann im Dorf bist, und wenn das so ist, dann freut es mich für dich. Aber ich habe einen guten Rat

Weitere Kostenlose Bücher