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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Der König war noch immer zu schwach, um Wettermagie zu wirken. Durm hatte es ihm noch für mindestens eine weitere Woche verboten; sein Vater hatte am vergangenen Abend darüber genörgelt, während er gedämpftes Huhn und zerdrückte Karotten gegessen hatte, die Art Mahlzeit, die Pother Nix dem genesenden Mann verschrieben hatte.
    Dann begriff er plötzlich.
Fane.
Natürlich. Dies war für sie die perfekte Gelegenheit, erste Erfahrungen als Wettermacherin zu sammeln. Sie gebot jetzt seit drei Monaten über die Wettermagie und hatte die Übertragungszeremonie vollzogen, ein Fest, das für sie mit großer Aufregung und beträchtlicher Selbstzufriedenheit verbunden gewesen war. Sobald sie sich von der Anstrengung erholt hatte, die mit der Empfängnis solch starker Magie einherging, hatten sie ein Festessen veranstaltet, nur für die Familie und Durm. Sein Vater hatte vor Stolz gestrahlt, und seine Mutter hatte geweint. An diesem Abend hatte er geglaubt, sie habe aus Stolz geweint, aber jetzt, nach ihrem Gespräch auf der Treppe des Turms, war er sich nicht mehr so sicher.
»Seit dem Tag, an dem dein Vater seinen ersten Regen heraufbeschworen hat, verblutet er Tropfen für Tropfen.«
    Eines Tages, vielleicht früher, als er je geglaubt hatte, würde sein Vater kein Blut mehr haben, das er vergießen konnte. Der Gedanke machte ihm Angst. Er ließ sein Herz hämmern und erschwerte ihm das Atmen. Seine Mutter irrte sich. Sie musste sich irren. Sie war ohne guten Grund in Panik geraten. Dem König ging es glänzend. Seine Genesung machte gute Fortschritte. Hatte Nix das nicht selbst gesagt? Und Durm? Gewiss würde Durm, der engste Vertraute und Ratgeber seines Vaters, nicht lügen. Nicht in diesem Punkt.
    Aber andererseits…
    Wenn seine Mutter sich irrte, warum hatte Durm Fane dann ein volles Jahr früher als geplant der mörderischen Übertragungszeremonie unterzogen? Warum sollte sie jetzt in der Wetterkammer sein, es regnen lassen und blutend ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, wenn es nicht darum ging, den Weg zu dem Tag zu verkürzen, da sie wahrhaft zur Wettermacherin ernannt werden würde? Den Tag, da sie ihrem Vater die Krone vom Kopf und die Last von den Schultern nehmen und auf diese Weise sein Leben retten konnte. Sie würde sein Leben retten und ihr eigenes hingeben.
    Während Fanes sanfter Regen wispernd an den Fensterscheiben hinabrann, warf Gar sich in seinen Kissen hin und her, gequält von Zweifeln und dunklen Ahnungen.
    Es war ihr erstes Mal, dass sie Wettermagie wirkte. Er sollte sich freuen. Sollte stolz sein. Sie war seine einzige Schwester, und trotz allem liebte er sie. Zumindest manchmal. So oft er konnte. So oft sie es zuließ. Schon jetzt hatte sie so viel für das Wohl des Königreichs geopfert. Hatte ihre Kindheit und alle Träume geopfert, die sie vielleicht einmal für ihr Leben gehegt haben mochte. Daran sollte er denken, statt über die Wunden nachzugrübeln, die sie ihm zugefügt hatte. Er sollte unendlich dankbar dafür sein, dass ihre unmittelbar bevorstehende Ernennung zur Wettermacherin bedeutete, dass die düsteren Vorhersagen ihrer Mutter niemals wahr werden würden.
    Er war so eifersüchtig, dass er sich hätte übergeben können.
    Erschöpft lag er in der Dunkelheit und lauschte auf den Regen, bis er verklang und die Sonne am Horizont aufstieg.
    Binnen einer halben Stunde nach dem Frühstück am nächsten Morgen waren sie wieder unterwegs. Sie näherten sich der langen Straße, die am Ende zu dem schmalen Küstenstreifen führte, an dem die Fischerdörfer Westjammer, Restharven, Lermsel, Dorschfurt, Balkfels, Achsiepen, Tandlersrohr und Struanhöhlen lagen. In diesen acht Orten waren sämtliche Fischer von Lur zu finden. Die übrigen Abschnitte von Lurs Meeresküste waren für Fischer ungeeignet. Meile für Meile brach dort das Land abrupt an schroffen, wie Glas zersplitterten Kliffs zur See hin ab. Asher zufolge würde nicht einmal ein Wahnsinniger dort ein Boot und sein Leben in der wilden Brandung aufs Spiel setzen.
    Gar, der zwar nicht direkt an den Worten seines Freundes zweifelte, fand dies noch immer schwer zu glauben. Er war das Ergebnis einer wohlgeordneten Existenz. Die Aussicht auf ein solch übermäßiges Chaos war atemberaubend. Der Gedanke, mit eigenen Augen die wilden, ungezähmten Gewässer zu sehen, die einen Mann wie Asher hervorgebracht hatten, erfüllte ihn zunehmend mit Erregung.
    Die zweite Nacht ihrer Reise verbrachten sie in sicherem Quartier in der

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