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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Stadt Rauboden, dem wirtschaftlichen Dreh- und Angelpunkt der wohlhabenden Pferdezuchtregion, die als die Waldigen Täler bekannt war, obwohl niemand, nicht einmal Darran, genau zu wissen schien, warum dem so war. Sie kamen nun langsamer voran. Zum einen, weil Gar die Gelegenheit nutzen wollte, möglichst viel von Lur zu sehen. Zum anderen hatte Darran vorgeschlagen, dass es nicht schaden könnte, das eine oder andere Dorf einer Inspektion zu unterziehen und vor allen Dingen doranische Präsenz zu zeigen.
    Am dritten Abend erreichten sie die Papierfabrikstadt Pulpeck, die ihren Namen eindeutig ihrem wichtigsten Gewerbezweig, der Papierherstellung, verdankte. Dort wurden sie von schmeichelhaft aufgeregten Einheimischen mit einer Parade und einer Blaskapelle empfangen. In der vierten und fünften Nacht schlugen sie ihr Lager mitten auf dem Graumannsmoor auf. Darran beklagte sich, dass sein Strohsack verklumpte.
    Danach verblasste für Gar der Reiz des Neuen ein wenig, bis praktisch nichts mehr davon übrig war, sodass die Reise zu einer verschwommenen Abfolge von Städten und Dörfern und noch mehr Städten und Dörfern wurde, von wechselnden Landschaften, winkenden Menschen, einer schmerzenden Kehrseite und zu viel Essen, das er nicht ablehnen konnte, ohne unhöflich zu sein, weil irgendjemandes Ehefrau sich bei der Zubereitung so viel Mühe gegeben hatte.
    Irgendwie hatte sein Vater vergessen, diesen Aspekt des Abenteuers zu erwähnen.
    Er machte es sich zur Gewohnheit, jeden Tag einige Stunden neben Ballodaire herzulaufen, statt ihn zu reiten, und das nicht nur, um seiner Kehrseite ein wenig Ruhe zu gönnen. Seine lederne Reithose fühlte sich langsam ein wenig eng an. Asher fand das Ganze sehr komisch und machte auch seine Bemerkungen darüber. Ausführliche Bemerkungen.
    Sonst wagte es natürlich niemand, auch nur ein Wort zu sagen, aber er konnte die Blicke seiner Mitreisenden spüren. Und ihr Lächeln.
    Je näher sie ihrem Bestimmungsort kamen, desto mehr verwirrte ihn eine ganz spezielle Frage. Er hatte mit Asher nicht darüber gesprochen, zum Teil deshalb, weil er in den Vorbereitungen für das Fest förmlich ertrunken war, zum Teil aber auch weil Asher nicht die Art Mann war, die sich lyrisch über irgendwelche persönlichen Belange erging oder Fragen willkommen hieß. Aber trotzdem, er hatte
irgendeine
Bemerkung - und sei sie auch noch so flüchtig - dazu erwartet, dass sein Freund nach über einem Jahr in seine ehemalige Heimat zurückkehrte. Aber nein. Asher hatte nicht ein einziges Wort darüber verloren. Weder daheim in Dorana, während sie die Vorbereitungen für die Reise getroffen hatten, noch während der letzten Tage unterwegs. Und schlimmer noch: Je näher sie der Küste kamen, umso schweigsamer und zurückhaltender wurde Asher. Beinahe mürrisch und unangenehm reizbar. Tatsächlich hatten sie bis Nonnstadt, ihrem letzten Nachtquartier, nur noch eine knappe Stunde zu reiten, und Westjammer lag praktisch zum Greifen nahe vor ihnen. Trotzdem hatte Asher seit dem Mittagessen keine drei Worte gesprochen, und seit Sonnenaufgang war auf seinem Gesicht nicht einmal der Anflug eines Lächelns zu sehen gewesen.
    Er konnte die Dinge nicht einfach laufen lassen. Wenn es so weiterging, würde Ashers Laune ihm, wenn sie Westjammer erreichten, wahrscheinlich das ganze Fest der Meeresernte vergällen.
    Nun, er hatte nicht die Absicht, sich
damit
abzufinden. Es war an der Zeit für einige Antworten. Ob es ihm gefiel oder nicht, er würde Asher an diesem Abend bei diesem Essen einige direkte, persönliche Fragen stellen.
Und
Asher würde sie beantworten, ob er wollte oder nicht.
    Als sie endlich im gepflasterten Stallhof der Zauberkrähe ankamen, dem besten Gasthaus von Nonnstadt, schielte Asher beinahe vor Erschöpfung. Obwohl er seit seiner Ankunft in der Stadt viele Stunden im Sattel verbracht hatte, schrien seine Muskeln nach fast zwei Wochen zu Pferd vor Qual, und sein Rücken fühlte sich an, als hätte man ihn mit rot glühenden Schürhaken geschlagen. Wenn er heute Nacht in einem Badezuber schlief und eine Dienstmagd sich bereitfand, alle halbe Stunde kochendes Wasser nachzugießen, konnte er den Gedanken an einen letzten Tag im Sattel morgen vielleicht ertragen… Der strahlende Wirt der Krähe, Meister Grenfall, seine strahlende Ehefrau und seine sieben strahlenden Kinder erwarteten sie bei ihrer Ankunft bereits. Asher, der alles an Höflichkeit, was über ein säuerliches Lächeln hinausging, inzwischen

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