König 02 - Königsmacher
kennenlernen dürfen, mehr steckt nicht dahinter.«
Gar nippte an seinem Branntwein, verzog ein wenig das Gesicht und sah sich nachdenklich im Raum um. Dann setzte er sich an das Spinett und klimperte müßig vor sich hin. Fröhliche Musik erfüllte die Luft. Lächelnd nahm er noch einen Schluck Branntwein, bevor er sein Glas beiseitestellte und ernsthaft zu spielen begann, eine geschraubte, elegante Melodie, wie sie hier in der Krähe gewiss nie gehört worden war. »Ich weiß«, sagte er, und seine Stimme erhob sich über die komplizierte Musik. »Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, aber es ist so verdammt anstrengend.«
»Es sind auch nicht nur die Einheimischen, die aufgeregt sind«, bemerkte Asher. »Alle sind aufgeregt. Morgen sind wir in Westjammer. Ich schätze, nicht einmal die Hilfsknechte hier werden heute Nacht Schlaf finden. Sie sind schlimmer als Elstern mit ihrem Geplapper.«
»Alle?«, hakte Gar nach.
»Na schön, vielleicht nicht Darran. Aber andererseits ist er auch nicht der Typ, der herumtollt wie ein Frühlingslamm, nicht wahr? Diese alte Krähe könnte die Beine nicht einmal dann schwingen, wenn ihr Leben davon abhinge, schätze ich.«
»Ich hatte nicht an Darran gedacht.«
Oh. Asher schaute Gar über den Rand seines Glases hinweg argwöhnisch an. Was kam jetzt? »Ich? Ich bin auch nicht der Typ, der herumtollt.«
Gar schlug eine andere Melodie an, diesmal ein beliebtes Tavernenlied. »Da bin ich mir nicht sicher. Ich habe dich ein- oder zweimal die Beine hochwerfen sehen. Da fällt mir sofort dieser denkwürdige Ball der Weinhändler ein…« Bei der Erinnerung daran konnte Asher sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er war noch nie im Leben so betrunken gewesen. Alles in allem war es tatsächlich eine prächtige Nacht gewesen. Selbst der mörderische Kater am nächsten Morgen hatte sich dafür gelohnt. Dathne hatte mit ihm getanzt, aufgeputzt in Seide und bunten Bändern…
»Was ist?«, fragte Gar. »Du machst plötzlich ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter. Asher, ich wünschte, du würdest deine zwanghafte Heimlichtuerei aufgeben und mir auf den Kopf zusagen, was dich quält. Und versuch nicht zu behaupten, es sei nichts, denn wir wissen beide, dass es Zeitverschwendung ist, mich zu belügen. Irgendetwas macht dir schon seit Tagen Sorgen. Möchtest du die Küste nicht wiedersehen? Deine Familie? Ist es das? Wenn ja, warum hast du nichts gesagt? Du hättest nicht mitzukommen brauchen, wenn du es nicht wolltest. Barl weiß, Darran ist mir Amme genug. Hast du geglaubt, ich hätte kein Verständnis? Dass ich dich zwingen würde, mich auf dieser Reise zu begleiten, auch wenn du es nicht wolltest?«
Während die Musik sich im gleichen Rhythmus bewegte wie die Flammen im Kamin, starrte Asher zu Boden. Verdammt! Seit Tagen hatte er den Wunsch gehabt, mit dem Prinzen zu reden. Seinen Rücktritt zu erklären. Jetzt bot Gar selbst ihm die Chance dazu auf einem silbernen Tablett, und er wollte sie nicht ergreifen. Es würde einen solchen Wirbel geben…
»Nein«, sagte er. »Das ist es nicht.«
»Was ist es dann?«
Warte bis nach dem Fest, hatte der König gesagt. Gebt ihm nicht noch einen Grund zur Sorge. Er zuckte die Achseln. »Nichts.«
Gars warme Anteilnahme wurde ein wenig frostiger. Er hörte auf zu spielen und musterte ihn eindringlich. Die plötzliche Stille war unbehaglich. »Du lügst.« »Nichts Wichtiges«, räumte er ein. »Nichts, das nicht warten könnte.«
»Und was ist, wenn ich nicht zu warten wünsche? Was, wenn ich es sofort zu erfahren wünsche, hier und jetzt?«
»Dann würde ich sagen, dass es nicht an Euch sei, darüber zu befinden. Dies ist mein Problem, Gar, nicht Eures.«
Gar erhob sich von dem Spinetthocker, ging zum Fenster und schlug dann mit der Faust an die Wand, bevor er wieder herumwirbelte. »Verstehst du nicht, du Narr? Ich versuche zu helfen!«
»Ich habe nicht um Eure Hilfe gebeten! Außerdem gibt es nichts, was Ihr tun könnt.«
»Das weißt du nicht.« Gar stieß sich von der Wand ab und ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen. »Ich habe den größten Teil meines Lebens als Erwachsener damit verbracht, Menschen auf die eine oder andere Weise zu helfen. Warum sollte es bei dir nicht gehen?«
Asher funkelte ihn verärgert an. »Weil ich es bin! Weil es für manche Dinge keine Hilfe gibt! Weil es, wenn Ihr die Wahrheit hören wollt, Gar, Euch verdammt noch mal nichts angeht!«
Gar sah ihn hochnäsig an. »Wenn ich es will, geht es mich
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