König 02 - Königsmacher
Ansprache halten solltest?«
»Natürlich erinnere ich mich daran«, blaffte Asher und ließ sein Glas auf den Tisch neben seinem Sessel krachen. »Und wenn
Ihr
Euch erinnern wollt, ich wollte nicht darüber reden! Es kann warten, habe ich gesagt. Wir haben schon genug Sorgen wegen dieses verdammten Festes, habe ich gesagt. Aber nein, Ihr wolltet einfach nicht lockerlassen. Ihr musstet auf der Stelle über diese elende Grundsteinlegung sprechen. Genauso, wie Ihr über
dies hier
reden musstet, obwohl ich klargemacht habe, dass ich es nicht will!«
»Wolltest du es mir überhaupt erzählen? Oder hattest du vor, dich davonzustehlen, wenn ich dir den Rücken zukehre?« Gar hielt die Branntweinflasche noch immer in der Hand. Wenn er noch ein klein wenig fester zudrückte, würde er sie in Stücke brechen und sich höchstwahrscheinlich alle Finger aufschneiden. Nun, geschähe ihm das nicht recht? Herumzustochern und immer weiterzufragen und kein Nein als Antwort zu akzeptieren… »Natürlich wollte ich es Euch sagen! Für was für eine Art von Mann haltet Ihr mich?«
Gar lächelte. »Ich weiß es nicht. Aber langsam finde ich es heraus.«
Bastard!
Asher hievte sich aus seinem Sessel und begann, im Raum auf und ab zu gehen. Seine einzige Alternative hätte darin bestanden, Gar die Faust ins Gesicht krachen zu lassen. »Ich wollte es Euch schon vor Wochen sagen. Aber es sind immer wieder irgendwelche Dinge passiert, und ich habe es aufgeschoben. Und dann hat Euer Pa…«
Gars Lippen wurden schmal. »Du meinst, Seine Majestät?«
»Jawohl«, antwortete Asher mit funkelnden Augen. »Der König.« »Was ist mit ihm?«
»Ihr erinnert Euch an den Tag, an dem er uns sprechen wollte. Mich sprechen wollte. Er hat mich auf den Kopf zu gefragt, ob ich in Dorana bleiben oder nach Hause gehen würde. Und als ich ihm gesagt habe, dass ich gehen würde, und zwar bald, hat er mir das Versprechen abgenommen, bis nach dem Fest kein Wort mit Euch darüber zu reden.«
Langsam und mit bedächtigen Bewegungen stellte Gar seinen Weinbrandschwenker auf den Boden. »Ich verstehe.«
Solchermaßen in die Enge getrieben, drehte Asher sich zu ihm um.
»Ihr
hättet mich danach fragen sollen, verdammt. Ihr hättet Euch die Mühe machen sollen herauszufinden, ob ich meine Pläne geändert hatte. Ich hätte es Euch gesagt. Ich war niemals etwas anderes als ehrlich zu Euch. Aber nein. Ihr habt Euch einfach zurückgelehnt und seid zu Euren eigenen Schlüssen gekommen. Habt angenommen, dass ich meine Pläne geändert hätte, obwohl ich das nie gesagt habe. Was habt Ihr denn gedacht, hm? Dass Eure feine Stadt und Euer feiner Turm und all meine feinen Kleider und all der andere Tand mich irgendwie dazu verleitet hätten zu bleiben? Dass ich meinen Pa daheim in Restharven vergessen hätte? Das Versprechen vergessen, das ich ihm jetzt, da er in die Jahre kommt, gegeben habe? Habt Ihr das von mir geglaubt? Nun, dann solltet Ihr Euch schämen!«
Gar, auf dessen Gesicht die Schatten des Feuers tanzten, erwiderte mit dünner Stimme: »Und was ist mit dem Versprechen, das du mir gegeben hast?« Asher trat gegen den nächstbesten Sessel, so heftig, dass er über den Boden rutschte. So heftig, dass es weh tat. »Auch dieses Versprechen habe ich verdammt noch mal gehalten, und Ihr wisst es! Ein Jahr werde ich Euch geben, habe ich gesagt. Und das habe ich getan. Ein Jahr und etwas mehr. Und ich habe mich nicht einen Tag davon gedrückt. Ich habe mir für Euch den Arsch aufgerissen, Gar. Ich mag jede Woche Euer Geld genommen haben, jawohl, und ich habe es mit Freuden genommen, aber in meiner Börse ist nicht ein einziger Trin, den ich nicht ehrlich und anständig verdient hätte!«
Gar zog mit anmutiger Geringschätzung die Augenbrauen hoch. »Und doch hast du anscheinend all das zurückgelassen. Ein unglückliches Versehen, wie ich annehmen darf?«
»Natürlich habe ich es nicht zurückgelassen!«, schrie Asher. »Haltet Ihr mich für so dumm? Das Geld wird mir nachgeschickt. Euer Pa - nein, Verzeihung, Seine Majestät der König - hat sich für mich darum gekümmert.«
Gar zuckte zusammen, als sei er geschlagen worden. »Ach ja?« Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Hat er das getan? Wie überaus rücksichtsvoll von ihm. Nun… verdammt soll er sein. Und verdammt sollst auch du sein, Asher. Verdammt sollt ihr beide sein…«
An der Salontür ertönte ein energisches Klopfen, dann trat ein mit Haube und Schürze angetanes Schankmädchen ein. Es schob
Weitere Kostenlose Bücher