König 02 - Königsmacher
müssen in einer halben Stunde zum Hafen aufbrechen.«
Gar nickte und griff nach seinem Hemd. Während er es zuknöpfte und den Blick bewusst auf seine Brust gerichtet hielt, fragte er: »Habt Ihr Asher heute Morgen schon gesehen?«
Darran versteifte sich. »Ja, Herr. Er hat mit dem übrigen Personal in der Dienstbotenküche gefrühstückt.«
»Und habt Ihr ihm meine Verstimmung darüber ausgerichtet, dass er das Bankett gestern Abend so früh verlassen hat?«
»Das habe ich getan.« Darrans Stimme war frostig. »Er hielt es für angemessen, mich davon in Kenntnis zu setzen, dass es mich nichts angehe, wo er sich aufhielte.«
Gar sah Darran an und bemerkte die brennenden, roten Flecken auf seinen fahlen Wangen. »Ich nehme an, er hat sich nicht ganz so höflich ausgedrückt?« Darran rümpfte die Nase. »Nicht ganz, Herr. Nein.«
Gars Kiefermuskeln verspannten sich, und siedender Zorn stieg in ihm auf. »Ich verstehe.«
»Wenn ich mich erkühnen darf, Euch einen Vorschlag zu machen, Herr«, fuhr Darran fort, »wäret Ihr vielleicht am besten beraten, wenn Ihr während der Festzeremonie heute Morgen auf Ashers Dienste verzichten würdet. Seine Teilnahme erfüllt keinen nützlichen Zweck, und mit seinem jüngsten Verhalten hat er einen beklagenswerten Mangel an Haltung und Wertschätzung für seine Position zu erkennen gegeben. Ohne Euch einen weiteren Grund zur Unruhe geben zu wollen, möchte ich Eure Hoheit daran erinnern, dass Ihr schon bald im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen werdet. Es wäre in der Tat bedauerlich, wenn Ashers beschämendes Verhalten in irgendeiner Weise ein schlechtes Licht auf Euch oder Seine Majestät werfen würde.«
Nachdem er den letzten Knopf erfolgreich gemeistert hatte, richtete Gar seine Aufmerksamkeit darauf, seine Hose anzuziehen und die Hemdzipfel in den Bund zu schieben. »Nein«, sagte er. »Er hat sich mir bis zum Ende unseres Aufenthalts hier verpflichtet, und ich werde ihn aus diesem Schwur nicht entlassen.« Nicht zuletzt deshalb, weil dies offenkundig der letzte Ort war, an dem Asher sein wollte. Rachsüchtig? Er? Niemals.
Nach einer kurzen Pause bemerkte Darran: »Gewiss, Herr. Wenn Ihr es sagt.« Gar warf ihm einen Blick zu. »Das tue ich. Reicht mir mein Wams.«
Darran gab ihm die Brokatweste und strich sie auf seinen Schultern zurecht, nachdem er hineingeschlüpft war. »Eure Hoheit steht es natürlich frei zu tun, was Ihr für richtig erachtet.«
»Ja, Darran, in der Tat«, fuhr er den Sekretär an und zwängte die Füße in die Stiefel. Zum Kuckuck mit dem Mann; ihn zu kritisieren und zu verurteilen, ohne jemals ein ungehöriges Wort zu äußern. »Und wie ich bereits sagte, ich möchte keinen Tratsch über diese Angelegenheit, habt Ihr mich verstanden? Das geht nur mich und Asher etwas an und niemanden sonst.«
»Herr«, erwiderte Darran zutiefst gekränkt, »ich lasse mich nicht dazu herab zu
tratschen.«
Gar streckte die Hand nach seinem Amtsdiadem aus. Es war das schlichte Diadem, das seit den Tagen Barls vom Vater an den Sohn weitergereicht worden war. »Und es hat auch keinen Sinn, eingeschnappt zu sein.«
Mit vor Missbilligung schmalen Lippen nahm Darran das Diadem aus seiner mit Samt ausgekleideten Schatulle und machte sich daran, es mit einem weichen Tuch zu polieren, bis es im Licht funkelte.
»Menschen reden«, fügte Gar hinzu, während sein Sekretär das getriebene Weißgold bearbeitete. »Das ist zu erwarten. Es wäre nur besser, wenn ich nichts davon hören würde, das ist alles, was ich sage.«
»Herr«, erwiderte Darran mit schrecklicher Würde und überreichte ihm das glänzende Diadem. »Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, Eure Hoheit, werde ich mich davon überzeugen, dass der Rest Eurer Gesellschaft fertig ist und Euch erwartet.«
Gar nickte. »Wie Ihr wollt. Ich werde in Kürze unten sein.«
Ohne Darran zu beachten, der mit durchgedrücktem Rücken den Raum verließ, legte er das Diadem auf das Bett, nahm eine Bürste hervor und ordnete sein Haar. Dann betrachtete er sein makelloses Bild in dem bodenlangen Spiegel des Schlafzimmers und drückte sich das Amtsdiadem auf den Kopf. Hinter ihm wurde die Tür abermals geöffnet. Asher.
Das Diadem saß nicht ganz gerade; es war immer elend schwierig, das verdammte Ding richtig aufzusetzen. »Ja?«, fragte er, während seine Finger kühl und ruhig auf dem goldenen Schmuck lagen.
»Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass Ihr bereit seid.« Asher war in dumpfes Purpur und dunkles Blau
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