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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Euch mit Freuden ziehen.«
    Auf dem Marktplatz ging die Feier weiter. Bruchstücke von Melodien und Gelächter wehten in den Hafen hinunter und übertönten das Seufzen des Meeres. An die uralte Steinmauer gelehnt, lauschte Asher.
    Es dauerte sehr, sehr lange, bis er sich endlich von dem mondbeschienenen Wasser abwandte, um zu seinem Bett im Haus des Bürgermeisters zurückzukehren, in dem er noch wenige Stunden vor dem großen Ereignis des nächsten Morgens schlafen würde: dem Fest der Meeresernte und dem Ende von Asher, Vizetribun für olkische Angelegenheiten von Lur.
    »Erklärt mir noch einmal«, sagte Gar, während er nach dem feuchten Tuch griff, das Darran ihm hinhielt, »wessen ungeheuer kluge Idee das war.« »Die Idee Seiner Majestät, glaube ich«, erwiderte Darran. Sein Lächeln war mitfühlend. »Falls Ihr Euch besser fühlt, Herr, Seine Majestät war vor seinem ersten Fest der Meeresernte ebenfalls… indisponiert.«
    Gar, der auf der Kante eines Stuhls saß, wischte sich kalten Schweiß von der Stirn. Sein Magen, den er soeben geleert hatte, krampfte sich zusammen. Er zitterte, obwohl das allerbeste Gästezimmer des Bürgermeisters von der Morgensonne verwöhnt wurde und die Luft des Raums warm über seine nackte Brust strich. Weniger als eine Stunde, bevor er die Prozession in den Hafen anführen musste… bevor er das Fest der Meeresernte anführen musste… und er erbrach sich wie eine Jungfrau in ihrer Hochzeitsnacht. In einen Nachttopf. Perfekt.
    Er bedachte Darran mit einem säuerlichen Blick. »Das sagt Ihr nur so.«
    »Ich versichere Euch, Herr, das tue ich nicht«, erwiderte Darran unbekümmert. »Ich war zufällig in der Position, Eurem lieben Vater denselben Dienst zu leisten, den ich jetzt Euch leiste.«
    »Wirklich?« Gar musterte ihn. »Wie hingebungsvoll von Euch, Darran. Es muss doch eine erbaulichere Beschäftigung geben, mit der Ihr Eure Zeit ausfüllen könntet?«
    »Ganz und gar nicht, Herr«, sagte Darran, während er den Nachttopf und die besudelten Gesichtstücher beiseiteräumte. »Ich betrachte dies als eine große Ehre.«
    Die brodelnde Übelkeit verebbte langsam. Wahrscheinlich weil sie von purem, fasziniertem Entsetzen überlagert wurde. »Eurer Meinung nach ist es eine Ehre zuzusehen, wie ich mein Frühstück in einen Nachttopf erbreche? Darran, Ihr müsst wirklich mehr aus dem Haus kommen.«
    Darran lachte höflich und entledigte sich des feuchten Handtuchs. »Eure Hoheit, ich habe im Haus Eures Vaters Dienst getan, bevor er geboren wurde. Ich war noch ein kleiner Junge, gerade alt genug, um als Laufbursche eingesetzt zu werden. Ich habe ihm gedient, nachdem er den Thron bestiegen hatte… und jetzt diene ich Euch in jeder Eigenschaft, in der ich es vermag… nun, es gibt keinen anderen Olken im Königreich, der das Gleiche von sich behaupten kann. Dem solches Vertrauen zuteil wurde. Wie könnte ich darin etwas anderes sehen als eine Ehre?«
    Gar richtete sich zaghaft auf. Als sein Magen nicht rebellierte, holte er vorsichtig tief Luft. »Ja, wahrscheinlich.«
    Darran verneigte sich. »In der Tat, Herr. Und nun… Wie Ihr seht, habe ich Euch Eure Gewänder herausgelegt. Wenn Ihr Eure Meinung geändert habt, dann kann ich natürlich…«
    »Nein«, sagte Gar und warf einen Blick auf seine Kleidung: ein grasgrünes Seidenhemd, ein Brokatwams, das dunkelblau, rot und goldfarben war und mit Silberfäden bestickt, sowie eine meeresblaue Wollhose. Diese Dinge hatte er am vergangenen Abend selbst ausgewählt, und sie waren ebenso respektabel wie alles andere, was er mitgebracht hatte. »Nun, zumindest nicht, was die Kleidung betrifft. Seid Ihr Euch sicher, dass ich nicht meine Meinung darüber ändern kann, das Fest anzuführen?«
    »Ihr seid der Prinz, Herr«, rief Darran ihm mit einem taktvollen Lächeln ins Gedächtnis. »Es steht Euch frei zu tun, was Ihr wünscht. Aber ich würde es Euch nicht raten.«
    »Ich auch nicht. Der König würde mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen.« Gar runzelte kurz die Stirn; der Gedanke an seinen Vater rief noch immer ein Gefühl stechenden Schmerzes in ihm wach, das er jedoch alsbald verbannte. Wenn er wieder in der Stadt war, würde er noch genug Zeit haben, sich damit zu beschäftigen. Für den Augenblick musste er sich auf das Fest konzentrieren. »Aber träumen darf ich doch, oder?«
    »Gewiss dürft Ihr das, Herr«, erwiderte Darran. »Aber wenn ich Euch vorschlagen dürfte, dass Ihr träumt und Euch gleichzeitig ankleidet? Wir

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