König 02 - Königsmacher
Stadt auf dem Trockenen geschlagen hatte. Morgen, nach dem Fest, würde er zu seinem Vater gehen. Würde zu den Füßen des alten Mannes niederknien und ihn um Vergebung dafür bitten, dass er so lange fortgeblieben war. Dass er geschwiegen hatte. Pa würde zuerst wütend sein, aber diese Wut würde schnell verrauchen. Sie verstanden einander, er und Pa, wie seine Brüder keinen von ihnen je verstanden hatten.
Und danach würde ihr neues Leben beginnen.
Zuvor musste er jedoch versuchen, sich mit Gar zu versöhnen. Es wäre eine Schande, wenn sie sich nach einem Jahr der Freundschaft voller Verbitterung trennten. Gar war kein kleinherziger Mann. Er war nur gedankenlos gewesen und enttäuscht. Wütend, dass dies keine Entscheidung war, die er umstoßen oder ungeschehen machen konnte. Aber genau wie Pa würde der Prinz ihm schließlich verzeihen.
Und wenn er es nicht tat, würde es dennoch nichts schaden, es zu versuchen. Ein kicherndes, vom Bier beschwipstes Pärchen kam Arm in Arm die abschüssige Straße zu der Steinmauer herunter. Sie waren jung und frisch verliebt. Sie war klein und auf entzückende Weise rundlich, er eine Handspanne größer, mit dem kurz geschnittenen Haar und den muskulösen Armen eines arbeitenden Mannes. In ihren Augen stand ein glückseliger Ausdruck, und ihre Lippen waren gerötet von seinen Küssen. Er war stolz wie ein Pfau, schwebte auf Wolken und wollte, dass alle Welt es sah.
Asher, den ihr Anblick unerwartet traf, während er die Schönheit der Nacht in sich aufnahm, beobachtete, wie ihre Körper miteinander verschmolzen, während jeder dem anderen atemlose Liebesworte zumurmelte. Sein Herz tat einen Satz.
Dathne.
Er musste etwas gesagt oder ein Geräusch gemacht haben, denn die beiden Liebenden lösten sich voneinander, entzückend in ihrer Verwirrung. Dann schlenderten sie lachend in die Dunkelheit und das alles verzehrende Feuer ihrer Leidenschaft davon.
Asher schüttelte den Kopf, die Finger um die scharfen Steine der Hafenmauer geschlossen. Narr, verfluchte er sich. Es hatte keinen Sinn, sich nach ihr zu verzehren. Er hatte gefragt, sie hatte geantwortet. Wenn er sein Leben nicht mit Dathne teilen konnte, dann gab es vielleicht eine andere Frau, mit der er es teilen konnte. Auch das konnte warten. Jetzt zählte nur, dass er zu Hause war, am Meer. Er würde nie wieder fortgehen.
Vom Marktplatz aus näherten sich Schritte. Er brauchte nicht aufzublicken: Er kannte diesen schlurfenden Gang. »Ihr seid mir gefolgt, Willer? Seid vorsichtig. Die Leute werden reden.«
Willers gehässige, greinende Stimme erklang: »Schön. Wir sind Euch endlich los. Ich muss sagen, es hat viel zu lange gedauert.«
Asher seufzte. »Verzieht Euch.«
»Die Frage, die sich natürlich alle stellen, lautet: Ist er gesprungen, oder wurde er gestoßen?«
»Falls es Euch nicht aufgefallen ist, wir stehen am Rand eines recht tiefen Hafenbeckens«, erwiderte Asher. »Also würde ich an Eurer Stelle nicht allzu viel über Springen und Stoßen reden. Bei der Menge an Essen, die Ihr Euch heute Abend hinter die Kiemen geschoben habt, würdet Ihr wahrscheinlich schneller versinken als ein Stein.«
Mit einem leisen Lachen schlenderte Willer herbei, bis sein fetter Bauch gegen die Hafenmauer drückte. Asher bemerkte, dass er Abstand hielt.
Kluger Mann.
»Ich hoffe doch, Asher«, fuhr er beiläufig fort, »dass Ihr keine öffentlichen Zurschaustellungen von Kummer über Euren lang ersehnten Fortgang erwartet. Keine leidenschaftlichen Bitten, dass Ihr bleiben sollt. Oder eine Abschiedsparty oder etwas Ähnliches.« Er hielt versonnen inne. »Andererseits, wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich ein oder zwei Personen beim Namen nennen, die mit Freuden große Summen für eine ›Gelobt-sei-Barl-dass-er-fort-ist‹-Feier ausgeben würden.«
Asher atmete tief ein und wieder aus, wobei er gegen Wut und das Verlangen ankämpfen musste, die Übelkeit erregende Meeresschnecke ein und für alle Mal zum Schweigen zu bringen. Er drehte den Kopf, sah Willer an und bleckte die Zähne, aber es war nicht direkt ein Lächeln.
»Wer hätte das gedacht? Da haben wir all diese Zeit zusammengearbeitet, und ich hätte Euch nie für einen Mann gehalten, der gern gefährlich lebt.«
Willer lachte wieder. »Ihr vergeudet Euren Atem. Ihr macht mir keine Angst. Ihr habt es nie getan.« Er stieß sich von der Hafenmauer ab, machte einige Schritte rückwärts und wurde von der Dunkelheit verschlugen. »Gute Nacht, Asher. Ich sehe
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