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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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gewandet, und jedes Kleidungsstück war aus Seide, Brokat und Leder. Er hatte sich das dichte schwarze Haar frisch gewaschen, und die Halbstiefel an seinen Füßen waren blank geputzt. Er hatte nichts von einem Fischer.
    »Natürlich bin ich bereit«, erklärte Gar. »Denkst du, ich könnte mich für irgendeine Bauerngaudi nicht ohne Hilfe anziehen?«
    Asher seufzte, trat ganz in den Raum und stieß die Tür hinter sich zu. »Hört mich an. Lasst uns die Angelegenheit nicht so belassen, ja? Nicht wenn wir einander nach dem heutigen Tag wahrscheinlich nie wiedersehen werden. Wollt Ihr, dass ich sage, dass es mir leidtut? Dann tut es mir leid. Wollt Ihr von mir hören, dass es falsch von mir war, nicht ab und zu einen Hinweis fallen zu lassen? ›Wenn ich nach Restharven zurückkehre…‹, oder etwas in der Art? Schön. Es war falsch. Und ich weiß, ich hätte etwas sagen sollen, sobald mir klar war, dass ich gehen würde. Aber, Gar, ich habe es nicht getan. Und es wird jetzt nichts mehr daran ändern, wenn Ihr schmollt und mit dem Fuß aufstampft und Grimassen zieht wie ein Frosch auf einem Baumstamm. Was geschehen ist, ist geschehen. Und Ihr habt tatsächlich gesagt, dass ich Eure Erlaubnis hätte, Euch nach einem Jahr zu verlassen. Also, können wir uns nicht einfach die Hand darauf geben und als Freunde scheiden?«
    Eine letzte kleine Bewegung in die richtige Richtung, und der dünne Streifen uralten Goldes saß perfekt. Er umschloss seinen Schädel mit leichtem Druck. Einzig seine Fantasie gaukelte ihm vor, dass der Schmuck schwer sei. Gar trat vom Spiegel zurück und musterte sich ein letztes Mal von Kopf bis Fuß. Er sah gut aus. Besser als gut. Er sah vom Scheitel bis zur Sohle aus wie ein Prinz. Ein Mitglied der doranischen Königsfamilie. Hüter der Gesetze Barls. Verteidiger des Reiches. Morgs Geißel. Ein Jammer, dass er nicht über Magie gebot, aber so war es nun einmal. Man konnte nicht alles haben, oder?
    Er sah zur Seite und begegnete Ashers unsicherem Blick. »Ändere deine Meinung.«
    Ein Reigen verschiedenster Regungen huschte über Ashers Züge: Kummer, Ärger, ungeduldiges Mitgefühl. »Ich kann nicht.«
    Und da war es. So endgültig wie das Zuschlagen einer Tür. Als Freunde scheiden? Unwahrscheinlich. »Du hältst mich auf«, sagte er. »Geh nach unten und warte bei den anderen.«
    Asher verneigte sich korrekt bis in die Fußspitzen. »Ja, Eure Hoheit.« Die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloss.
    Gar riss sich das Diadem vom Kopf und warf es an die Tür. Als
Freunde
scheiden? Wohl kaum.
    Aber er würde nicht darüber nachdenken. Sollte Asher doch sein Leben wegwerfen. Sollte er bis zum Kinn durch Fischgedärme waten und seine Tage vernarbt und eingefallen und mit vom Salz gegerbtem Gesicht beschließen, wie alle alten Männer in Westjammer es taten. Er hatte seine Chance gehabt und ihr den Rücken gekehrt. Er war ein Narr.
    Seine Königliche Hoheit Prinz Gar hatte wichtigere Sorgen. Heute war das Fest der Meeresernte, und schon bald würde er vor Tausenden von Untertanen des Königs stehen und ihren Gesang und ihre Feier anführen.
    Asher? Asher wer?
    Viele Meilen und Tage entfernt widersetzt sich der König seinen Hütern und beschwört Regen herauf. Die Macht zuckt durch seinen geschwächten Körper und findet all die wunden Stellen, und er kann einen Aufschrei nicht unterdrücken. Zu früh, zu früh, seine Hüter hatten Recht, aber die Entscheidung lag nicht bei ihnen. Lag niemals bei ihnen, und er trug die Schuld daran, dass er ihnen die Entscheidung überlassen hatte. Ist er nicht König Borne von Lur, der Wettermacher? Eingeschworen auf feierliche Pflicht bis zum bitteren Ende? jawohl, er ist es. Seine Tochter war noch nicht bereit für die Klinge. Sie hatte die Kehle vor der Zeit entblößt und der Klinge preisgegeben… und zahlt jetzt teuer für dieses Vorrecht.
    Die Decke seiner Wetterkammer ist aus massivem Glas. Die frühe Herbstsonne ergießt sich auf den Holzboden, auf seine zitternden Hände, die Karte von Lur, die sein Herz und seinen Geist leitet und ihm sagt, wohin er den Regen schicken muss, wo er die Saat zum Erblühen bringen, wo er die Erde mit Schnee und Eis bedecken muss.
    Aber Schmerz schreit lauter als Magie. Ertränkt sie in einer scharlachroten Flut. Er fällt auf die Knie, auf die Hände. Starrt schwitzend auf die Karte auf dem Boden. Starrt auf Westjammer, unten an der Küste. Denkt an seinen Sohn, der ihm dient, der Lur dient, und lächelt. Macht wogt durch seine

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