Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
Ordnung?« Verdrehterweise war es nicht in Ordnung. Sie schmeckte noch einen letzten Anflug der Schärfe des Tanals auf der Zunge, und ihr Blick war noch immer getrübt. Im Moment hatte sie nur den einen Wunsch, allein zu sein. Sich in der nach Rosen duftenden Dunkelheit ihres Schlafzimmers zwischen kühle Laken sinken zu lassen und dem Schlaf anheimzugeben.
    Mit ein wenig Glück würde sie heute Nacht nicht träumen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, geh nur. Es wird schon bald eine Zeit kommen, da du die Pferde ohne jedes Zögern wirst zurücklassen müssen. Lass sie nicht im Stich, bevor es sein muss. Ich werde schon zurechtkommen.«
    Er nahm seine schwielige Hand von ihrer Schulter und strich ihr über die Wange. »Bist du dir sicher?«
    Sie stand auf und trat von dem Tisch weg. Ging auf die Tür zu und nickte. »Wann hast du je erlebt, dass ich mir nicht sicher gewesen wäre?« Er lachte, wie sie es beabsichtigt hatte. Nahm seinen Mantel von der Armlehne ihres alten Sofas und hielt dann in der offenen Tür noch einmal inne. »Ich werde in der Nähe der Ställe bleiben und mich melden, sobald er zurück ist.«
    »Gut«, sagte sie und drückte die Tür energisch hinter ihm zu.
    Endlich allein, zog sie ihren Rock, die Bluse und die Unterkleider aus und wusch sich in einer Schale mit warmem Wasser. Dann fiel sie ins Bett, zu erschöpft, um auch nur noch eine einzige Seite zu lesen. Sie blies die Kerze aus und versank in einen tiefen Schlaf.
    Und träumte.
    »Sieh nur!«, rief Gar und hob schwach die Hand. »Dorana.«
    Aus Gewohnheit und Anstrengung in seinem Sattel wie festgewachsen, blinzelte Asher benommen und spähte in die Ferne. Alles wirkte verschwommen, und sein Kopf schmerzte. Hah! Sein Kopf? Sein Kopf, sein Rücken, seine Beine, seine Zehennägel… »Wo?«
    »Da! Siehst du es? Dieses Glitzern hinter den Bäumen dort? Das ist die untergehende Sonne, die sich in den Palastfenstern spiegelt. Wir sind fast zu Hause, gelobt sei Barl. Nur noch ein paar Meilen.«
    »Ja«, sagte Asher und fuhr sich mit einem schmutzigen Ärmel über das ungewaschene, unrasierte Gesicht. »Gut.« Zumindest für Gar. Der Prinz war fast zu Hause. Was ihn selbst betraf…
    Aber es stimmte, sie hatten die Stadt fast erreicht. Und es wurde auch verdammt noch mal Zeit. Der schlammige Pfad, über den sie geritten waren, hatte jetzt die große Stadtstraße erreicht, und diese würde sie bis zu dem Haupttor führen. Und durch Dorana. Und zum Palast und zum Turm hinauf, wo er heute Nacht schlafen musste und morgen Nacht und die Nacht danach und…
    Seine von Blasen übersäten Finger krampften sich um Cygnets Zügel; das Pferd hob ächzend den Kopf. Armes Tier. Cygnet war ebenfalls erschöpft. Matt würde wütend sein, wenn er sah, wie viel Kraft seine kostbaren Tiere auf der Reise eingebüßt hatten. Nach dem unbarmherzigen Ritt würden sie mindestens eine Woche Stallruhe brauchen und so viel Korn und Heu, wie sie fressen konnten. Wenn er es recht bedachte, ging es ihm ähnlich.
    »Lass uns für eine Weile traben«, sagte Gar, dessen erschöpfte Stimme vor Anspannung zitterte. Er sah furchtbar aus. Dunkelblonde Bartstoppeln überzogen seine Wangen und sein Kinn. Seine blutunterlaufenen Augen lagen tief in den Höhlen, und sein schmutziges Haar hing ihm schlaff vom Kopf. Wenn Darran ihn jetzt hätte sehen können, wäre er höchstwahrscheinlich in Ohnmacht gefallen.
    »Traben?« Asher stöhnte. »Barl stehe mir bei. Muss das sein? Mir stößt das verdammte Rückgrat fast durch die Schädeldecke.«
    »Und du denkst, mir ginge es anders?«, blaffte Gar und funkelte ihn an. »Komm, wir können es zumindest versuchen. Wenn es möglich ist, will ich…« Er hielt inne und hustete wie ein Mann mit Lungenfäule. Nach einer Weile verebbte der Anfall, doch sein Gesicht war jetzt milchweiß, und sein Atem ging stoßweise. Er tat Ashers Besorgnis mit einer knappen Handbewegung ab, drückte sich die Finger auf die Augen und ließ dann die Hand sinken. »Mir geht es gut.« Dann blickte er Asher an und runzelte die Stirn. »Was mehr ist, als ich von dir behaupten kann. Du siehst schlimmer aus, als ich mich fühle, falls das möglich ist. Du hättest nicht mitkommen sollen. Ich war wahnsinnig, dass ich mich von dir dazu habe überreden lassen, dich mitzunehmen.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte Asher, dann lachte er freudlos, weil es eine solche Lüge war und er es wusste; Gar wusste es ebenfalls, und wahrhaftig, was spielte es für eine Rolle?

Weitere Kostenlose Bücher