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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Kutsche drehte sich, und die Pferde brachen in einen temperamentvollen Trab aus. Die drei Menschen darin hielten einander noch immer fest umfangen und blickten kein einziges Mal zurück. Asher sah ihnen nach, dann beugte er sich vor und griff nach Ballodaires Zügeln, die Gar achtlos hatte fallen lassen. »Also los, Jungs«, sagte er und drängte den widerstrebenden Cygnet zum Gehen. Die Ohren flach an den Kopf gelegt, das Maul weit offen, verdrehte Ballodaire die Augen und stemmte sich rebellisch gegen sein Zaumzeug.
    Endlich gehorchten die Tiere doch, und gemeinsam folgten sie der Kutsche bis in die Stadt hinein.

DRITTER TEIL
    Als Asher endlich den Stallhof des Turms erreichte, war es dunkel. Die königliche Kutsche hatte ihn und die Pferde rasch hinter sich gelassen. Plötzlich außerstande, sich dem Willkommen zu stellen, das die Bürger der Stadt ihm, wie er wusste, bereiten würden, beschloss er, auf einem Umweg zum Türm zu reiten. Obwohl seine Müdigkeit jedes erträgliche Maß überstieg und sein Körper ihm solche Schmerzen bereitete, dass jeder unnötige Schritt eine Qual war. Obwohl er vollkommen durchgefroren war und gleichzeitig in Schweiß gebadet.
    Auf halbem Weg um die dicken Stadtmauern stolperte er über Pellen Orrick, der mit einer am Ende einer langen Stange befestigten Lampe die Fugen zwischen den gewaltigen Steinblöcken untersuchte. Der Hauptmann der doranischen Stadtwache war wie gewöhnlich tadellos gekleidet, aber um seine Augen lag ein grimmiger, müder Zug. Er hatte einen Schmutzflecken auf der Wange und halb verheilten Schorf auf den Knöcheln.
    »Meister Vizetribun«, sagte Orrick und zog die Augenbrauen hoch. »Willkommen daheim. Ihr seht ziemlich mitgenommen aus, wenn ich das bemerken darf.«
    »Natürlich tue ich das, Hauptmann. Was macht Ihr da?« »Ich suche nach Rissen. Die Mauer ist dreimal inspiziert worden, und der Meistermagier und Lord Jarralt haben sie für sicher erklärt, aber ich bin gern gründlich. Also, wenn Ihr zurück seid und Ballodaire am Zügel führt, darf ich dann davon ausgehen, dass der Prinz ebenfalls wieder da ist?«
    Asher nickte. »Ja.« Er starrte die steinerne Mauer der Stadt an, weil das besser war, als in die scharfen, nachdenklichen Augen Pellen Orricks zu blicken. »Dann hat der Sturm hier also viel Schaden angerichtet?« »Genug.«
    »Gab es Tote? Verletzte?« »Zu viele.«
    »Und die Menschen benehmen sich? Ich würde keine Namen nennen, aber ich könnte mir den einen oder anderen denken, der in all diesem Jammer und Elend eine Chance wittert, sich am Unglück eines anderen zu bereichern. Einige Händler kämen mir da zum Beispiel in den Sinn.«
    »Den gleichen Gedanken hatte ich auch«, antwortete Orrick mit einem anerkennenden Funkeln in den dunklen Augen. »Macht Euch keine Sorgen. Ich beobachte ein oder zwei Männer, die… eine solche Gelegenheit vielleicht nutzen würden. Wobei ich natürlich keine Namen nenne.«
    »Gut«, sagte Asher. »Es gibt also nichts, worum ich mich sofort kümmern müsste?«
    Orrick schüttelte den Kopf. »Nicht sofort. Ich habe zufällig gerade einen Bericht für Euch in den Turm geschickt. Diese Dinge können ein oder zwei Tage warten, bevor wir uns deswegen zusammensetzen müssen.«
    »Können sie nicht auch eine Woche warten?«, fragte Asher hoffnungsvoll. »Vielleicht«, sagte Orrick lächelnd. »Und nun reitet weiter, Meister Vizetribun. Wie Ihr wisst, ist es ein Verstoß, einen Wachmann im Dienst von der Arbeit abzuhalten.«
    »Was Ihr nicht sagt«, bemerkte Asher. »Wirklich interessant.« Mit einem sanften Tritt und einem Ruck an den Zügeln drängte er Cygnet und Ballodaire zum Weitergehen. Nach drei Schritten drehte er ein wenig den Kopf und rief über die Schulter gewandt: »Freut mich zu sehen, dass es Euch gut geht, Hauptmann.«
    Orricks Lachen wehte leise zu ihm herüber. »Ganz meinerseits, Asher. Ganz meinerseits.«
    Ein wenig aufgemuntert setzte Asher seinen Weg fort und ritt durch das private, königliche Tor hoch oben hinter dem Palast in die Stadt. Die verblüfften Wachleute winkten ihn durch; er hob die Hand und nickte ihnen zu, verweilte jedoch nicht. Die Pferde, denen der Kopf fast bis auf die Knie hing, trabten im Sternenlicht und im goldenen Schimmer der Mauer über die Reitwege und zwischen den Blumenbeeten hindurch. Ballodaire lehnte sich noch immer verdrossen gegen sein Zaumzeug auf, sodass Asher fürchtete, das Tier könne ihm den Arm aus der Schulter reißen.
    Vielstimmiges, kraftvolles

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