Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
Steinmauern von der Herbstsonne bescheinen und träumte von seinen glorreichen Tagen, die tot und vergangen waren. Während Gar sich auf dem verlassenen Haupthof des Westflügels umsah, erinnerte er sich an die einsamen Spiele seiner Kindheit in diesem verlassenen Bau. Die leeren Gemächer und Flure waren sein privates Königreich gewesen. Solch fantastische Träume hatte er gewoben, und den Stoff dazu hatten ihm Räume gegeben, in denen sich ausgemusterte Möbel hoch auftürmten, Truhen mit längst aus der Mode gekommenen Kleidern, Statuen, Nippes und alle möglichen rätselhaften Dinge, wie sie Erwachsene benutzten. Er war seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Der Palast wirkte jetzt nicht mehr verlockend, sondern nur noch traurig. Unkraut überwucherte schon lange die Blumenbeete, die er so emsig gepflegt hatte; hier hatte er Rosen und Löwenmäulchen für seine Mutter gepflanzt. In den Mauern des Innenhofes klafften sogar einige Löcher, wo während der jüngsten Erdbeben Steine herausgebrochen waren.
    »Wir haben es nicht mehr weit«, sagte der König. »Es ist im alten Küchenhof. Pass auf, wo du hintrittst, der Boden ist an manchen Stellen uneben.«
    Gar sah seinen Vater an. »Warum in Barls Namen habt Ihr auf dem Gelände des Alten Palastes herumgestöbert?«
    Sie zwängten sich durch eine halbverfaulte Tür in der Mauer des Innenhofs. »Das habe ich gar nicht getan. Eine der Palastköchinnen hat die Entdeckung gemacht, als sie nach ihrer entlaufenen Katze suchte. Statt das verflixte Geschöpf zu finden, hat sie dies gefunden.«
    Dies
war ein riesiges Loch in der Mitte des alten Küchenhofs. Das Sonnenlicht offenbarte tief unter ihren Füßen eine Art von Gewölbe voller Regale. Und auf jedem Regal standen Bücher. Es war unmöglich zu schätzen, wie groß das Gewölbe war, aber Gar schien seine Größe beträchtlich zu sein. Abgesehen von diesem augenfälligen Einbruch schien der Rest des alten Küchenhofs unversehrt zu sein.
    »Barl stehe uns bei«, sagte Gar, während er und sein Vater um das Loch herumgingen, um sich Durm, Fane und der Königin zuzugesellen, die klugerweise etwas Abstand von dem Loch im Boden hielten.
    »Außerordentlich, nicht wahr?«, fragte der König überschwänglich. »Und sich vorzustellen…«
    »Endlich!«, rief die Prinzessin. »Durm hat gerade gesagt, dass Ihr ein weiteres Loch gefunden haben und hineingefallen sein müsstet.«
    Der Meistermagier klopfte ihr mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Kopf. »Das habe ich ganz gewiss nicht gesagt, Königliche Hoheit.«
    Sie grinste ihn an. »Nun, aber Ihr habt es gedacht. Versucht nicht, es zu leugnen, ich kenne Euch zu gut!«
    Während die anderen lachten, seufzte Gar nur. Er und seine Schwester hatten seit seiner Rückkehr aus Westjammer kaum miteinander gesprochen. Zum Teil lag das daran, dass ihn zahlreiche Besprechungen mit seinem Vater und beiden Räten vollauf beschäftigt hatten. Außerdem hatte er viele Stunden lang geschlafen, um sich von dem unbarmherzigen Heimritt zu erholen. Hinzu kam, dass er in jeder freien Minute bei Asher gesessen und gehofft hatte, dass sein Freund des Geschichtsbuches müde werden würde, aus dem er laut vorgelesen hatte; in all den Stunden hatte er darauf gewartet, dass Asher sich aufsetzen und von Gar verlangen würde, mit dem Gefasel aufzuhören, bevor ihm seine verdammten Ohren vom Kopf fielen.
    So weit war es noch nicht gekommen, aber er war noch immer vorsichtig optimistisch.
    Dennoch konnte er das Schweigen zwischen ihm und Fane nicht zur Gänze auf Arbeit und Sorgen schieben. In letzter Zeit sah es zunehmend so aus, als hätten sie einander immer weniger zu sagen - und dabei hatten sie niemals viele Gemeinsamkeiten gehabt. Der wachsende Abstand zwischen ihnen war beunruhigend. Wenn der König tatsächlich gestorben wäre, wäre seine Schwester jetzt seine Königin gewesen. Und ihre angespannte Beziehung hätte ihm das Leben hundertmal schwerer gemacht, als es bereits war.
    Es wurde höchste Zeit, dass er einen Weg fand, die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken. Eines Tages, und gebe Barl, dass dieser Tag noch in weiter Ferne lag, würde sie die Wettermacherin des Königreiches sein, und er würde vor ihr in feierlichem Gehorsam das Knie beugen müssen. Bis zu diesem Tag musste er eine Möglichkeit finden, sich ihr Wohlwollen zu sichern. Denn wenn er das nicht tat…
    Sie musterte ihn stirnrunzelnd. »Warum schaust du mich so an?« »Es ist nichts«, sagte er mit einer Unbeschwertheit,

Weitere Kostenlose Bücher