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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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warst und ich dir Gutenachtgeschichten vorgelesen habe, warst du fasziniert von Barl und Morgan und dem Untergang der Doranen. Aber nicht ein einziges Dokument aus der Zeit der Großen Flucht oder der Ankunft hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Wir haben nur mündliche Berichte, die viele Jahre nach den Ereignissen selbst zusammengestellt wurden. Ein Freund eines Freundes eines Freundes eines Dieners, der Barl früher einmal die Stiefel geputzt hat, hat es mir erzählt. Dergleichen Dinge. Wir wissen nicht, ob Barl auch nur eine Notiz für die Küchen hinterlassen hat, geschweige denn Bücher voller uralter, mächtiger Zauber. Und gewiss hat sie nicht eine ganze Bibliothek hinterlassen.«
    Fane deutete auf den Raum zu ihren Füßen. Ihr Gesicht war rot vor Zorn. »Und das hier würdest du nicht als Beweis bezeichnen?«
    »Ich würde es als ein Loch im Boden bezeichnen. Davon abgesehen wissen wir nichts darüber.«
    »Und wir werden auch nichts darüber wissen«, sagte Durm scharf, »bevor wir in das Gewölbe hinabsteigen und eine gründliche Untersuchung vornehmen.« Borne nickte. »Genau.« Er wandte sich zu Dana um. »Meine Liebste, du hast eine Begabung dafür, Dinge zu finden. Möchtest du für uns einen Weg in diese rätselhafte Bibliothek auskundschaften?«
    Die Königin wandte ihren unglücklichen Blick von Gar und Fane ab und schaute in das Gewölbe unter ihnen hinab. Entschlossenheit trat an die Stelle ihres Kummers. »Ich kann es auf jeden Fall versuchen.« Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Wohlgemerkt, ich verspreche nichts.« Dann streckte sie die Hand aus, schloss die Augen und begann zu flüstern. Die Luft über ih rer Hand erbebte. Verdichtete sich. Verschmolz zu einem kleinen, orangefarbenen Ball der Macht.
    Einen Moment lang schwebte der Questor über ihren Fingern wie ein Jagdhund, der sich der Fährte nicht sicher war. Dann schnellte er empor, fegte über das Loch zu ihren Füßen, kreiste, summte wie eine Biene - und schoss durch die Haupttür, die in den Küchenhof führte.
    »Ihm nach!«, rief Borne.
    Alle Zwistigkeiten waren vergessen, und gemeinsam eilten sie dem Questor nach.
    Er führte sie durch verlassene Küchen und staubige Flure und eine wacklige Treppe hinab. Durm beschwor Glimmfeuer herauf, um ihren Weg zu beleuchten. Sie eilten immer weiter und weiter, bis sie zu einer riesigen, leeren Fleischspeisekammer gelangten, in der vor vielen Jahren ganze Rinderseiten und Schafe von der Decke gebaumelt hatten. Die Haken waren noch zu sehen, angelaufen und stumpf geworden vom Alter.
    »O nein! Wir haben ihn verloren!«, rief Fane und stampfte vor Enttäuschung beinahe mit dem Fuß auf, als der orangefarbene Ball blind und mit leisem Summen gegen die hintere Wand der Speisekammer prallte.
    »Wartet«, sagte Durm und hob die Hand.
    Mit einem triumphierenden Klingeln durchdrang der Questor die Wand, die aus weiß getünchten Ziegelsteinen zu bestehen schien, und verschwand. Fane eilte durch den Raum, um die Hände flach auf den uralten Stein zu drücken. »Nein! Durm, tut doch etwas!«
    »Ich habe eine bessere Idee«, meinte der Meistermagier. »Ihr werdet etwas tun. Schließt für uns den Schlüssel zu dieser verborgenen Tür auf.«
    »Aber ich…«, begann Fane. Sie schaute kurz zu Gar hinüber, dann verhärteten ihre Züge sich, und sie nickte. »In Ordnung. Ich werde es tun.«
    Sie tastete vorsichtig mit den Fingerspitzen den Teil der Wand ab, in dem der Suchzauber ihrer Mutter verschwunden war. Mit geschürzten Lippen und geschlossenen Augen untersuchte sie das Gemäuer.
    Gar, der sie beobachtete, verspürte einen vertrauten Stich im Brustkorb. Wenn ich fünfzig bin, dachte er verzweifelt, werde ich dann immer noch eifersüchtig sein? Werde ich diesem nutzlosen, unaussprechlichen Groll niemals entwachsen?
    Als hätte er die Gedanken seines Sohnes gelesen, legte Borne Gar eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. Gar lächelte ihn an, ein kurzes, schiefes Zucken der Lippen, mit dem er sich selbst verspottete. Das Lächeln, mit dem Borne ihm antwortete, war voller Anerkennung.
    »Ich glaube, ich habe es«, murmelte Fane undeutlich, da sie die Wange gegen den Stein gepresst hielt. »Es ist tatsächlich ein Tarnzauber. So alt. So schwach. Wie ein Lied, das die Brise über fernes Wasser trägt. Wenn es nur ein klein wenig lauter wäre, könnte ich es singen…«
    Dana runzelte die Stirn. »Durm, übernehmt Ihr das. Bitte. Sie hat sich noch nicht ganz erholt, seit sie

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