König 02 - Königsmacher
das erste Mal das Wetter gemacht hat, und das Entschlüsseln des Schließzaubers eines anderen Magiers dürfte kaum…«
»Mir geht es gut, Mama«, sagte Fane und öffnete die Augen. »Macht nicht so einen Wirbel. Ich muss nur… Ah! Da.« Sie trat zurück und schlug dreimal kräftig an die Wand über ihrem Kopf.
»Impassata«
Der Stein kräuselte sich und zerschmolz. Eine türförmige Öffnung wurde sichtbar.
»Gut gemacht«, sagte Durm leise. Dann wandte er sich zum König um. »Wenn Ihr gestattet, Borne. Es ist vielleicht nicht sicher hinter diesem Portal. Lasst mich vorangehen.«
»Ihr seid weit weniger entbehrlich als ich«, wandte Borne ein.
Dana griff nach seinem Arm. »Lass ihn.«
»Meine Liebste…«
»Lass ihn!«
Borne seufzte und hob einladend den Arm. »Also schön, Meistermagier, geht voran.«
Durm beschwor frisches Glimmfeuer herauf, warf es in die Luft und trat durch die unverriegelte Tür und hinein in das Unbekannte.
Hinter der Fleischspeisekammer befand sich ein schmaler, mit alten Spinnweben verhangener Gang, in dem die modrige Luft zu stehen schien. Niesend und schwer atmend folgten Gar und seine Familie dem Meistermagier. Das Glimmfeuer, das die Finsternis erhellte, warf lange, schaurige Schatten auf den Boden und die Wände.
»Dort«, sagte Durm schließlich und streckte die Hand aus. »Der Questor, seht Ihr ihn?«
Der kleine Ball aus orangefarbenem Licht schwebte ein Stück vor ihnen im Gang und verströmte sein schwaches Leuchten. »Was hat er gefunden?«, fragte Fane blinzelnd.
Mit einer knappen Bewegung seines Fingers erhöhte Durm die Kraft des Glimmfeuers. »Eine Tür«, sagte er. Er nickte Dana zu. »Herzlichen Glückwunsch, Eure Majestät. Wir scheinen unser Ziel erreicht zu haben.«
Wachsam näherten sie sich dem Ende des Gangs. Die Tür, die ihnen den Weg versperrte, schien aus solidem Holz gemacht zu sein und trug eine raffinierte Schnitzerei, deren Muster ihnen fremd war. In der Mitte des Schnitzwerks befand sich ein Siegel aus verblasstem, rotem Wachs, das durchschossen war mit Grün und Blau und die Form eines kompliziert geschnürten Knotens hatte. Es schimmerte im Schein des Glimmerlichts.
»Ein Abwehrzauber«, sagte Durm und sah Dana an. »Eure Majestät?« Mit einem Fingerschnippen sandte sie den Suchzauber weiter und ermutigte ihn, durch die geschnitzte Tür zu wandern. Sobald er das Holz berührte, explodierte der Questor in einem Regen von Funken.
»Aha«, meinte Borne. Er blickte Durm mit hochgezogenen Augenbrauen an, und gemeinsam traten sie vor die Tür. »Ihr anderen werdet zurückbleiben«, fügte er über die Schulter gewandt hinzu. »Mit einem Abwehrzauber, der ungezählte Jahrhunderte überleben und sich eine solche Macht bewahren kann, ist nicht zu spaßen.«
»Dann spaße bitte auch nicht mit ihm«, erwiderte Dana scharf. »Es dürfte ein wenig unangenehm sein, einem Königreich einen explodierten König zu erklären.«
Borne grinste. »Ja, meine Liebste.«
Vorsichtig streckten er und Durm gemeinsam die Hände nach dem Wachsknoten in der Mitte der Tür aus.
»Spürt Ihr die Meisterschaft, Borne? Atemberaubend«, murmelte der Meistermagier. »Das Werk eines Genies.«
»Aber geschwächt, nicht wahr?«, flüsterte Borne.
Durm nickte. »Geschwächt genug, um gebrochen zu werden, denke ich. Allerdings nicht leicht. Nicht ohne Gefahr. Aber der Zauber lässt sich brechen.«
Sie senkten die Hände, traten einen Schritt zurück und sahen einander ernst an. »Die Machart dieses Siegels«, sagte Borne. »Erkennt Ihr sie?«
»Ich erkenne sie«, erklärte Fane, schüttelte die Hand ihrer Mutter ab und schob sich näher an die Tür heran. »Es ist Barls Siegel.« Sie warf einen flüchtigen Blick in Gars Richtung.
»Das
findet man in den Unterlagen. In der
Magia Majestica.
Durm hat sie mir gezeigt.« Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Tür und ihren Vater und fügte hinzu: »Ich hatte Recht, nicht wahr?« Sie zitterte. »Dies ist Barls verlorene Bibliothek.«
»Ich gestehe«, erwiderte Borne nach einem kurzen Zögern, »dass die Tür anscheinend tatsächlich von Barl versiegelt wurde. Mehr wissen wir im Moment nicht.«
»Und wir werden es auch nicht erfahren, wenn wir nicht dort hineingehen und nachsehen«, stellte sie fest. »Ich könnte es tun. Ich könnte das Siegel erbrechen. Darf ich?«
»Nein!«, antworteten Borne und Durm gleichzeitig, ein einziges Grollen von Donner. Borne fuhr fort: »Sei einen Moment still, Fane. Ich muss
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