König 02 - Königsmacher
sagst, unterschiedliche Talente. Du hattest immer ein besonderes Gespür für die natürliche Welt.« Sie dachte konzentriert nach. »Es könnte sein, dass du Gars Erblühen gespürt hast. Wann immer ein doranisches Kind seine Kräfte offenbart, verändert das die Melodie, die die Magie an diesem Ort singt. Da Gar so viel älter ist und seine doranische Magie so lange unterdrückt war… vielleicht ist es das.«
»Vielleicht«, sagte Matt nach einem kurzen Schweigen. »Aber was ist, wenn es das nicht ist?«
Ungerechterweise ärgerte sie sich über ihn. Als gäbe es nicht schon genug Dinge, die ihr den Schlaf raubten. Dann gewann der gesunde Menschenverstand wieder die Oberhand. Was nutzte einem die Stimme der Vernunft - Matt -, wenn man ihr den Mund stopfte, sobald sie etwas aussprach, das man lieber nicht hören wollte. »Ich werde mich anhören wie ein Wiesenknarrer, der das gleiche, langweilige Lied immer wieder und wieder singt«, seufzte sie. »Aber…« »Ich weiß«, erwiderte er düster. »Wir werden einfach abwarten müssen. Nun, wie ich schon sagte - ich hasse diese verdammte Warterei.«
»Und ich hasse sie auch«, fuhr sie ihn an. Jetzt verlor sie tatsächlich die Geduld. »Aber wir sind wie eine Frau, die ein Kind erwartet, Matt. Wir haben eine lange Schwangerschaft hinter uns und ein oder zwei Scheinwehen, und jetzt können wir es nicht mehr erwarten, dass uns die Fruchtblase platzt. Nun, sie wird platzen, wenn sie dazu bereit ist und nicht vorher, und wenn wir uns ein Messer zwischen die Beine stecken, um die Dinge voranzutreiben, werden wir nicht viel ausrichten; wir werden uns nur schneiden und die ganze verdammte Angelegenheit gefährden. Ist es das, was du willst?«
Er sah sie wütend an. »Natürlich nicht.«
»Nun, es wird spät. Du gehst jetzt am besten zu deinen Pferden und überlässt es mir zu entscheiden, wann wir lange genug gewartet haben. Da ich doch Jervals Erbin bin.«
Diese Bemerkung trug ihr einen noch böseren Blick ein. »Na schön.« Er verneigte sich. »Wie die Dame es wünscht.«
Sie ließ ihn ungehindert ziehen. Sein zerzaustes Gefieder würde sich rasch genug wieder glätten. In der Zwischenzeit würde sie sich ein wenig Zeit nehmen, um sich in eine Meditation zu versenken und festzustellen, ob sie nicht selbst erspüren konnte, was immer es war, das er wahrgenommen hatte - und das ihn so sehr beunruhigte.
Am Ende schickte Gar alle weg. Seine Eltern. Durm. Nix. Ganz besonders Nix. Ja, es war erstaunlich. Ja, es war ein Wunder. Aber die liebe Barl rette ihn, er musste jetzt
allein
sein. Er brauchte Zeit. Eine Chance, durchzuatmen und diese Veränderung in seinem Leben zu akzeptieren, die alles in Aufruhr stürzte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Schreck und seine Verwirrung größer gewesen wären, hätte er eines Tages in den Spiegel geschaut und festgestellt, dass er eine Frau war.
Er floh in seinen privaten Garten, in dem ihm Ruhe und Ungestörtheit sicher waren, setzte sich im spätnachmittäglichen Sonnenschein auf eine geschnitzte Holzbank und ließ die duftgeschwängerte Luft seine Haut liebkosen. Ließ die Vögel in den Bäumen um sich herum singen und seinen überreizten Geist beruhigen.
Ich bin ein Magier. Ein wahrer Dorane. Meines Vaters Sohn. Endlich! Er war sich nicht sicher, ob man gefahrlos zu viel Glück auf einmal empfinden konnte. War bloßes Fleisch genug, um dieses Glück zu fassen? Gewiss nicht. Gewiss musste seine Haut jeden Augenblick bersten, und all sein Glück würde herausquellen, so golden und glänzend wie die Magie, die in seinem Blut brannte und schäumte. Binnen eines Herzschlags war er neu geschaffen worden. Wiedergeboren. Und nichts würde jemals wieder so sein wie früher. Wie um es zu beweisen, schnippte er mit den Fingern und beschwor einen leuchtenden Ball aus Glimmfeuer herauf. Gehorsam und durchscheinend tanzte die Magie, einfach weil er es wollte, direkt vor seinen Augen in der Brise. Plötzlich war ein Ball nicht genug.
Er beschwor einen zweiten herauf. Dann einen dritten. Und schließlich immer mehr, bis zwanzig Bälle aus Glimmfeuer über ihm in der Luft schwebten. Berauscht gab er ihnen verschiedene Farben. Es bedurfte nur eines Gedankens, mehr nicht. Die Mühelosigkeit seines Tuns raubte ihm den Atem. Dann ließ er sie tanzen. Zuerst auf einfache Weise, während er sich bemühte, die Balance der Energien zu finden, mit denen er sie beherrschen konnte. Dann wurde er kühner und immer kühner, bis die Bälle
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