König 02 - Königsmacher
Ding, das ihr Schmerz und der ungezähmte Zorn scharlachrot pulsieren ließen. Sie ließ die Kugel zischend auf ihn zuschnellen.
Erschrocken hob er eine Hand zur Verteidigung. Verzweifelt dachte er über Schilde und Barrieren nach und Regen, um das Feuer zu löschen. Es war nicht genug, oder es mangelte ihm an Geschick. Ihr Glimmfeuer versengte ihn, bis seine Haut Blasen warf, und die Seide seines Gewandes schmolz, bevor es zu einem Schauer blutroter Funken explodierte.
»He!
Fane, hör auf damit! Du weißt, dass das gegen das Gesetz verstößt! Du kennst die Strafe für magische Duelle! Willst du einen Skandal vom Zaun brechen? Willst du den König hier herunterbringen?«
Klatsch, klatsch. Seine kleine Schwester applaudierte. Klatsch, klatsch, klatsch. »Nein«, rief sie, während um sie herum Bälle aus scharlachrotem Glimmfeuer aus dem Nichts aufbrachen. »Ich will, dass alles so ist, wie es war! Du Bastard, du
Bastard!
Warum konntest du kein verdammter Krüppel bleiben? Warum hat er dich nicht ertrinken lassen?«
Sein Herz brach. »Fane! Fane, hör mir zu…«
»Nein, ich werde nicht zuhören!«, schrie sie. »Warum sollte ich zuhören? Was kannst du sagen, das mich auch nur
im Geringsten
interessieren würde?« Er versuchte noch einmal, sie zu berühren. Nicht weil er glaubte, dass er es konnte, sondern weil er keine andere Wahl hatte. »Fane! Bitte! Ich flehe dich an, hör jetzt auf, bevor es zu spät ist. Bevor du zu weit gehst. Es braucht nicht so zu sein. Ich liebe dich. Wir können unsere Probleme lösen…«
Sie schrie abermals, ein wortloser Sturzbach von Gehässigkeit und Bosheit. Sie breitete die Hände weit aus, ihre Augen in ihrem kreideweißen Gesicht von grellem, blauem Licht erfüllt - und plötzlich regnete es Feuer vom Himmel. Irgendwie vermochte Gar ihren flammenden Zorn abzuwenden. Diesmal gelang es ihm, die Glimmfeuerbälle, mit denen sie ihn bombardierte, explodieren zu lassen, noch bevor sie sein nacktes, verletzliches Fleisch berührten. Da er keine andere Chance hatte, warf er in wilder Selbstverteidigung seinerseits Feuerbälle nach ihr. Er hatte keine Ahnung, wo die Magie herkam, sie quoll einfach aus jenem geheimen Ort in ihm, von dem niemand, nicht einmal Durm, angenommen hatte, dass er ihn besaß.
»Fane, um der Liebe Barls willen,
hör auf damit!«,
rief er, während sich die Luft um sie herum immer mehr mit übel riechendem Rauch und explodierendem Glimmfeuer füllte, seinem wie ihrem. Das Krachen hallte von den Wänden der kleinen, ummauerten Laube wider und ließ Vögel schreiend in den Himmel aufstieben. »Fane! Bist du wahnsinnig? Es gibt Gesetze!« Aber sie war jenseits der Vernunft, jenseits aller Zugänglich keit - fast wahnsinnig, begriff er, während er mit unendlichem Kummer in ihre hasserfüllten Augen blickte.
Ihr wilder Angriff wurde noch schärfer. Es war unmöglich, all die Feuerbälle zu zerstören, die sie nach ihm warf; jene, die er nicht auszulöschen vermochte, verschlangen Bäume, Gartenbänke und Blumenbeete. Der Rauch verdichtete sich, bis sie nur noch ein dunkelroter Albtraumschatten war, der Hass und Feuer spie. Er verteidigte sich nach besten Kräften, aber sie war viel geübter als er. Bloßes Talent war kein Gegner für etliche Jahre Ausbildung.
Wenn dies nicht bald aufhörte, würde einer von ihnen sterben.
Er glaubte, ferne Stimmen zu hören, Rufe. Der Wahnsinn musste jetzt enden, bevor Tod und Skandal sie überwältigten. Der Schweiß der Verzweiflung und der Furcht rannen ihm übers Gesicht.
Sie war die mächtigste Magierin seit Barl, das hatte Durm zumindest gesagt. Wie im Namen ihrer gesegneten Erlöserin sollte er sie aufhalten? »Stellt Euch eine Rose vor«, hatte Durm ihm erklärt, und er hatte es getan, und in seiner Hand hatte er eine Rose gehalten. Jetzt stellte er sich eine Peitsche aus Glimmfeuer vor, die auf seinen Befehl klatschte und sich wand.
»Bastard!«, kreischte Fane, als die Peitsche sich um ihre Knöchel wand, daran zerrte und sie mit rudernden Armen ins Gras warf. Sie schlug mit einer eigenen Peitsche zurück, und unbelastet von Skrupeln oder jedweder Art von Vernunft, zielte sie auf seine Hände, seine Kehle, seine Augen. Er konnte nicht all ihre Schläge abwehren.
Schon bald begannen seine Verletzungen zu schmerzen, zu brennen, zu bluten. Langsam verlor er die Beherrschung, kochte der ein ganzes Leben begrabene Groll an die Oberfläche. Verwöhntes Balg. Verkommenes Miststück. Niemals glücklich, es sei denn, sie
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