König 02 - Königsmacher
hier vor?
»Asher!«,
sagte der Prinz mit deutlich hörbarer Ungeduld.
»Sofort!«
Asher verstand den Hinweis. Er ließ den Besen fallen und lief auf den Schlafsaal zu, wobei er bei jedem stürmischen Schritt leise fluchte.
Verdammter Matt! Verdammter Matt! Verdammter, verdammter, verdammter Matt! Sie waren bereits auf halbem Weg zu den Haupttoren des Palastes, und die prächtige, geschlossene Kutsche des Königs lief so glatt wie geschmolzene Butter, als sie von hinten sich rasch nähernden Huf schlag hörten. Nur wenige Augenblicke später stieß eins der eleganten Kutschpferde ein Wiehern aus, und eine junge, weibliche Stimme erklang: »Halt an, Matcher! Ich möchte ein Wort mit Seiner Hoheit sprechen!«
Als der Kutscher eine Antwort rief, sah Asher den Prinzen an. Gar hatte das Gesicht missvergnügt verzogen und trommelte sich mit seinen manikürten Fingernägeln auf die Knie. »Barl steh mir bei«, murmelte er. »Was will sie jetzt schon wieder?«
Die Kutsche verlangsamte das Tempo und hielt schließlich an. Der Prinz zog das Schiebefenster an seiner Seite herunter. »Ich bin in Eile, Fane! Was immer es ist, es wird warten müssen!«
Fane. Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Fane. Prinz Gars jüngere und einzige Schwester. Ein wahres Wunderkind, was magisches Talent betraf, so jedenfalls erzählten es die Klatschbasen unten in der Gans, und die unbestrittene Erbin des Königs. Außerdem war sie sehr schön. Asher war ihr nie begegnet und hatte sie bisher nicht einmal gesehen. Er wand sich ein wenig auf seinem Platz, um einen Blick auf sie werfen zu können.
»Es kann nicht warten!«, gab Prinzessin Fane zurück. Sie saß auf einem keuchenden, verschwitzten, braunen Pony, und Staub bedeckte ihre rosafarbene Seidenrobe und die blutroten, ledernen Beinkleider. Ihr verärgertes Gesicht war jetzt fast auf gleicher Höhe mit dem ihres Bruders. »Glaubst du, ich sei den ganzen weiten Weg wie eine Wahnsinnige auf diesem minderwertigen Gaul eines Dieners hinter dir her galoppiert, wenn es etwas wäre, das warten kann?« »Du galoppierst überallhin wie eine Wahnsinnige, Fane«, antwortete der Prinz seufzend. »Auf allem, was vier Beine hat. Warum sollte es diesmal anders sein?«
Die beiden sahen sich auf unheimliche Weise ähnlich, die Prinzessin und ihr Bruder. Schlank. Hellhäutig, selbst für Doranen. Die gleichen eleganten Augenbrauen, die gleiche gerade Nase, die schön geschwungenen Lippen, das feste Kinn. Fanes Augen waren jedoch blau, und ihre Lider waren übertrieben lang und mit irgendeiner Substanz geschwärzt. Sie war atemberaubend, geradeso wie die Klatschbasen es gesagt hatten. Aber der Zorn beeinträchtigte ihre Schönheit, und sie hielt die Zügel so straff, dass das Pony die Lippen zurückgezogen hatte und die Augen verdrehte.
»Sei einfach still und hör zu!«, fuhr sie auf. »Ich muss ganz dringend die Kopie von
Trevoyles Vermächtnis
haben, die du dir von Durm geborgt hast. Ich werde übermorgen über die Spaltung geprüft, und…«
»Ich habe es dir heute Morgen schon gesagt, Fane, ich habe das Buch letzte Woche dem Meistermagier zurückgegeben.«
»Er beteuert, das hättest du nicht getan.«
»Dann weiß ich nicht, was ich dir noch sagen soll.«
Das Pony grunzte, als Ihre Hoheit im Sattel aufsprang.
»Gar!
Du warst der Letzte, der es gesehen hat. Es gibt im ganzen Königreich keine weitere vollständige Kopie dieses Textes, und ich
brauche
das Buch!
Willst
du, dass ich bei meiner Prüfung durchfalle?«
»Ich will nur eins, Fane: dass du verschwindest. Ich werde in der Halle der Gerechtigkeit erwartet, und ich darf nicht zu spät kommen. Hast du es einmal mit einem Suchzauber versucht?«
Die Wangen der Prinzessin röteten sich. »Ja, ich habe es mit einem Suchzauber probiert.«
»Oh.« Ihr Bruder unterdrückte ein unkluges Lächeln. »Nun. Selbst ich weiß, dass diese Zauber unverlässlich sind. Warum fragst du nicht Mama? Sie ist die Beste im Königreich, wenn es darum geht, verlorene Dinge wiederzufinden.«
»Mama schließt sich den ganzen Tag mit einer Horde dummer Frauen ein und redet über dumme Dinge wie Blumenfeste!«
»Kann Durm keinen Suchzauber für dich wirken? Oder Vater?«
Die Röte der Prinzessin vertiefte sich. »Durm will es nicht tun, und er hat Vater gesagt, dass er es auch nicht tun soll. Ich soll das Buch allein finden.«
»Hm«, sagte der Prinz, eine Hand auf der Glasscheibe und bereit, das Fenster wieder zu schließen, »lass mich wissen, wie es dir ergangen
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