König 02 - Königsmacher
aufhöre, so zu klingen wie ich selbst, und stattdessen rede wie irgendein schnöseliger Stadtolk, nicht wahr? Jawohl, das werdet Ihr! Und ich werde auf Du und Du mit Leuten verkehren, die keine Mahlzeit essen können, es sei denn, sie benutzen sieben verschiedene Gabeln, und denken, ein ehrlicher, arbeitender Olk wie ich wäre für nichts anderes gut, als ihnen die Türen zu öffnen!«
Der Prinz nickte. »Ich verstehe. Du hast Angst.«
»Ich hab nichts dergleichen!«
»Nein?« Die Miene des Prinzen verdüsterte sich. Wurde grimmig. »Nun, ich habe Angst.«
»Wovor?«, fragte Asher überrascht. »Mir scheint, Ihr macht Eure Sache ganz gut, so wie die Leute Euch auf den Straßen zujubeln. Wie Ihr da heute in der Halle der Gerechtigkeit gesessen habt, so erhaben wie der König selbst, Ihr…« »Nicht.« Der Prinz blieb stehen. »Vergleiche mich niemals mit dem König. Das… geziemt sich nicht.«
Asher fuhr zu ihm herum und zuckte die Achseln. »Na schön. Aber trotzdem. Ihr könnt Eure Sache nicht in allzu schlimmes Fahrwasser steuern, sonst würde er das alles nicht offiziell machen, oder?«
Sie hatten die Abbiegung erreicht, die vom Palast weg und zum Turm führte. Der Prinz setzte sich wieder in Bewegung, entlang der schmaleren Straße, und bedeutete Asher, mit ihm Schritt zu halten. »Ich mogele mich irgendwie durch, Asher. Ich trete Wasser, und bisher ist es mir gelungen, mich nicht zu ertränken - oder jemand anderen. Aber ich darf nicht länger auf mein Glück vertrauen. Ich weiß jetzt seit Monaten, dass ich einen Olken brauche, der mir hilft, diese Aufgabe ordentlich zu erledigen. Langsam geriet ich in Verzweiflung ob der Frage, ob ich jemals die richtige Person dafür finden würde.«
»Und Ihr glaubt, die richtige Person sei
ich?«,
fragte Asher. »Ich schätze, Ihr müsst Fieber haben. Oder diese Krone, die Ihr heute auf dem Kopf hattet, hat Euch das Gehirn verbogen.«
Der Prinz runzelte die Stirn. »Ich liebe meinen Vater, Asher, so wie du zweifellos deinen liebst. Ich darf ihn in dieser Sache nicht enttäuschen. Wenn ich es tue, wird der König gezwungen sein, diese Pflichten wieder selbst zu übernehmen. Und das muss ich um jeden Preis verhindern.«
»Warum? Ihr sagt, all dieser Blödsinn von wegen eine Brücke sein, werde normalerweise von dem… dem herrschenden Monarchen erledigt. Warum kann der König es nicht tun?« Er beobachtete, wie das Gesicht des Prinzen sehr starr wurde, und sein Herz hämmerte ihm hart gegen die Rippen. »Schon gut, Herr. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir beide anfangen, dieses Boot in dieselbe Richtung zu rudern. Was habt Ihr mir verschwiegen, hm? Was ist so verflucht wichtig daran, dass
Ihr
diese Tribungeschichte macht und nicht der König?« Zum ersten Mal, seit Asher einen Blick auf den Mann geworfen hatte, wirkte der Prinz unsicher. »Kann ich dir vertrauen?«
Asher seufzte. »Was für eine verdammt blöde Frage ist das denn? In der einen Minute bittet Ihr mich, Eure rechte Hand zu sein, weil ich so aufrecht und redlich bin, und im nächsten Moment wollt Ihr wissen, ob man mir vertrauen kann? Ich schätze, Ihr müsst Euch entscheiden - Herr.«
Blitzartig flammte Ärger auf den Zügen des Prinzen auf. »Ich wäre dir dankbar, wenn du deine Zunge im Zaum halten würdest, Asher. Die Tatsache, dass ich dir ein gewisses Maß an Spielraum gewähre, bedeutet kaum, dass ich dir gestatte, mich…«
»Ich verstehe«, sagte Asher. »Als Ihr erklärtet, Ihr wolltet jemanden, der Euch die Wahrheit sagt, ob Ihr sie nun hören wolltet oder nicht,
Herr,
meintet Ihr
in Wirklichkeit…«
»Also gut!«
Schweigen herrschte, während der Prinz seine Gedanken und Gefühle sammelte. Asher schob die Hände in die Taschen und unterhielt sich damit, eins von Pas Lieblingsliedchen vor sich hin zu summen. Als er fertig war und der Prinz noch immer keine Anstalten machte weiterzugehen, sagte er: »Wenn wir noch viel länger hier herumstehen, wird irgendein Vogel uns für Statuen halten und auf uns scheißen.«
Der Prinz regte sich. Er sah ihn an, und alle Unsicherheit war verschwunden. »Was weißt du über das Wettermachen?«
Asher zuckte die Achseln. »Nichts, was nicht jedes Kleinkind wüsste. Das Wettermachen und die Mauer gehen Hand in Hand. Ohne Wettermagie wären wir wieder bei den Alten Tagen, als das Wetter ungewiss war. Wir wären auf Gedeih und Verderb Stürmen und Fluten und Dürren und Hungersnöten ausgesetzt. Das Wettermachen nährt die Mauer. Wenn das
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