König 02 - Königsmacher
Wettermachen versagt, versagt die Mauer, und nichts könnte uns mehr vor all dem Bösen bewahren, das jenseits der Berge liegt. Es ist unsere Pflicht, unser Leben gemäß Barls Gesetz zu leben, damit dies nie geschieht.«
Für einen kurzen Moment kam der stets in Gar lauernde Humor wieder an die Oberfläche. »Eine hübsche Zusammenfassung. Was bedeutet, dass du nicht
jede
Barlstagspredigt, die du je gehört hast, verschlafen hast.«
Asher zuckte zusammen. Verdammt. Wie konnte der Prinz das bemerkt haben? Die königliche Familie saß in der ersten Reihe der Palastkapelle, während er stets Sorge trug, das dunkelste Eckchen ganz hinten zu finden. »Herr?« »Immer mit der Ruhe. Ich werde es nicht weitersagen. Holze ist ein guter Mann, aber selbst ich muss zugeben, dass seine Predigten eine Spur langatmig sind. Der Trick besteht darin, mit offenen Augen zu dösen.«
»Oh«, erwiderte Asher. »Klar.« Er würde es gewiss ausprobieren, schon am nächsten Barlstag. »Wie dem auch sei. Noch einmal zurück zum Wettermachen. Die Sache ist die, es ist sehr schwierig und kostet enorme Mengen an Energie. Seine Majestät ermüdet.« Der Prinz runzelte die Stirn. »Er ist erschöpft. Und bevor ich diese zusätzlichen Pflichten übernommen habe, hat er seine letzten Kraftreserven hineingesteckt. Zuerst widersetzte er sich der Vorstellung, diese Aufgabe einem anderen zu überlassen, aber am Ende haben Ihre Majestät, der Meistermagier und ich den Sieg davongetragen.«
Es war also kein Fall von »finden wir eine Aufgabe für den armen, magielosen Prinzen«, sondern eher eine Frage der Notwendigkeit. Oder beides. Zwei Fische, gefangen mit demselben Haken.
Asher dachte an seinen eigenen Pa. An die Auseinandersetzungen, die sie gehabt hatten, als er ihn bat, kürzer zu treten. Auf sich aufzupassen. »Ich schätze, Väter sehen es nicht allzu gern, wenn ihre Söhne sie daran erinnern, dass sie nicht mehr so jung sind, wie sie mal waren.«
Der Prinz seufzte. »Nein. Wohlgemerkt«, fügte er scharf hinzu, »dies bedeutet auf
keinen Fall,
dass der König sich in einem schlechten Zustand befindet. Lass mich das über jeden Zweifel erhaben klarstellen. Er ist heute als König noch geradeso kraftvoll wie am Tag seiner Krönung. Das Königreich könnte nicht in stärkeren Händen ruhen.«
»Das habe ich nie bestritten. Ich wollte Eurem Pa nur Gerechtigkeit widerfahren lassen. Helft ihm, wie ein guter Sohn es tun sollte. Ich schätze, das kann ich verstehen. Ich schätze, ich bewundere Euch dafür.«
»Dann siehst du also ein, wie wichtig es ist, dass ich als Olken-tribun nicht versage? Ein Scheitern würde bedeuten, dass er diese Pflichten wieder selbst auf sich nimmt. Und dies würde an seinen Kräften zehren, obwohl er all seine Kraft dem Wettermachen widmen muss. Und ein Scheitern,
mein Scheitern,
würde gegen ihn verwendet werden, um…« Wieder Schweigen. Die Sonne sank jetzt schnell herab. Lange Schatten krochen über die gut gepflegten Grundstücke zu beiden Seiten von ihnen, durch die Bäume, über die Straße.
Asher schluckte. »Was wollt Ihr damit andeuten, man würde es gegen ihn benutzen? Wer würde Euch benutzen wollen, um dem König zu schaden?« »Niemand«, antwortete der Prinz schließlich, ohne ihn anzusehen. »Es ist kompliziert. Sag mir nur, dass du deine Meinung ändern wirst, Asher. Sag mir, dass du diese Aufgabe übernehmen wirst.« Asher, der sich unter Druck gesetzt fühlte, stampfte wütend die Straße entlang. Über ihnen flog ein Schwärm Nachtvögel, deren heisere Rufe über den Himmel kratzten.
»Es geht um Politik, wie?«, fragte er anklagend. »Ihr verlangt von mir, mich mit Politik zu beschmutzen. Das ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es, zu fischen und zu segeln und Scheiße zu schaufeln.
Ehrliche
schmutzige Arbeit. Die Politik überlasse ich Leuten wie… wie…« »Mir?«, sagte der Prinz mit einem schwachen Lächeln. »Ihr seid anders«, murmelte Asher. »Ihr seid da hineingeboren worden und hattet dabei nicht mitzureden. Von mir wollt Ihr, dass ich mich
freiwillig
dafür entscheide.
Absichtlich.«
Er stieß hörbar den Atem aus. »Schaut. Da draußen muss es hundert Olken geben, die die Straße von den Stadttoren bis zu Eurer Eingangstür ablecken würden, um eine solche Stellung zu bekommen.«
»Das stimmt«, erwiderte der Prinz. »Was einer von vielen Gründen ist, warum du für diese Position perfekt bist. Als meine rechte Hand wirst du mich in einer breiten Vielfalt von
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