König 02 - Königsmacher
Augen erwiderte Fane hitzig: »Das alles ist mir durchaus bewusst! Ihr erzählt es mir fast jeden Tag! Ich meinte nur…« Durm hob seine massige Hand und brachte sie mitten im Satz zum Schweigen. »Was Ihr meintet, war beklagenswert deutlich. Ihr interessiert Euch nicht für die Olken, und daher tut Ihr sie als unwichtig ab. Aber wenn sie unwichtig wären, wäre Barl ebenfalls zu diesem Schluss gekommen, und das ist sie nicht. Uns beiden mag es nicht gegeben sein, ihre Gründe zu verstehen, aber wir dürfen sie niemals hinterfragen. Das ist gotteslästerliche Ignoranz, und ein ignoranter Monarch ist etwas Abscheuliches. Ihr wisst so gut wie ich, dass Euer Vater sich in allen Belangen, die die Olken betreffen, auf den Rat und die Hingabe Eures Bruders verlässt. Wenn Ihr klug seid, werdet Ihr Euch zu gegebener Zeit ebenfalls auf ihn verlassen. Vor allem dann, wenn Ihr auf Eurer skandalösen Weigerung besteht zu erkennen, was wichtig ist und was nicht.« Fane, die ein Schluchzen unterdrückte, stieß ihren Stuhl vom Tisch weg und stolperte aus dem Raum. Als die Tür mit einem lauten Knall hinter ihr zufiel, bedachte Dana den Meistermagier mit einem wütenden Blick.
»Warum schickt Ihr nicht gleich nach einem Stock, um sie damit zu verprügeln, Durm? Gewiss ist sie nicht geziemend gezüchtigt, bis sie außen wie innen blutet!«
Jetzt war es an Durm zu erröten. »Eure Majestät…«
»Oh, vergesst es«, fuhr sie ihn an. »Ich würde Euch gern sagen, dass sie trotz all ihres Talents immer noch ein Kind ist, aber diese Worte wären nur verschwendet.«
Borne griff nach ihrer Hand. »Meine Liebste…«
Sie schüttelte ihn ab. »Ja, ja, du verteidigst ihn, Borne, wie du es immer tust. Bist du denn genauso blind wie er? Barl steh uns allen bei! Warum könnt ihr sie nicht als das sehen, was sie ist, hier und jetzt, statt immer nur das zu sehen, was sie eines Tages sein wird? Ich sage nicht, dass sie Recht gehabt hätte. Sie hatte Unrecht, das wissen wir alle. Das weiß sie selbst. Aber es bestand keine Notwendigkeit, sie auf solche Weise herabzusetzen, nicht in der Öffentlichkeit. Nicht vor dir.«
Borne seufzte. »Dana, mein Herz, du musst die Wahrheit akzeptieren. Fane ist fünfzehn Jahre alt, und die Tage ihrer Kindheit sind gezählt. Es bleibt ihr nur noch wenig Zeit für Maßlosigkeit und Ausreden.«
In den Augen der Königin leuchteten ungeweinte Tränen. »Aber ich kann es nicht akzeptieren«, flüsterte sie rau. »Ich werde es niemals akzeptieren.
Niemals.«
Jäher Kummer zuckte in Bornes Gesicht auf, und er griff abermals nach ihrer Hand. Seine Finger zitterten. »Liebste…«
»Nein«, sagte sie. »Es tut mir leid. Ich muss zu ihr gehen.« Sie entzog sich ihm zum zweiten Mal, ließ die Türen mit einer ungeduldigen Handbewegung aufschwingen und folgte ihrer Tochter aus dem Raum.
»Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte«, sagte Durm in das betroffene Schweigen. »Vielleicht war ich zu streng. Aber Fane ist so talentiert, sie besitzt eine so seltene Begabung. Wenn sie derart unbedachte Dinge von sich gibt, gerate ich…«
»Es ist schon gut«, erwiderte Borne müde. »Fane hat Kritik noch nie gut gelitten, das wisst Ihr. Und was die Königin betrifft, nun…«
»In der Tat«, sagte Durm.
»Ihr seid ihr sehr teuer, alter Freund, daran dürft Ihr niemals zweifeln«, beharrte Borne. »Aber sie macht sich Sorgen und verliert deshalb schnell die Geduld.« Mit einem kaum unterdrückten Ächzen erhob er sich. »Also, wenn Ihr mich entschuldigen wollt, denke ich…«
Durm schüttelte den Kopf und stand ebenfalls auf. »Nein, Borne. Ihr habt gewiss mit Eurem Sohn noch einiges über die Frage seines Beraters zu besprechen, und da ich es war, der ihr das Gefieder zerzaust hat, sollte ich auch derjenige sein, der es wieder glättet.«
Langsam nahm Borne wieder Platz. »Wenn Ihr Euch sicher seid…« Durm lächelte. »Ich bin mir immer sicher.« Er legte eine Hand aufs Herz und verneigte sich, dann verabschiedete er sich mit einem unverbindlichen Nicken von Gar und zog sich zurück. Die Tür des Esszimmers fiel leise hinter ihm zu. »Nun«, sagte der König mit einem kurzen Lachen. »So viel zu unserem fröhlichen Familienessen.«
»Mama hat in einem Punkt Recht.« Gar griff nach der Weinkaraffe, um seinen Kelch wieder aufzufüllen. »Fane ist noch jung.«
»Es hat schon Könige und Königinnen in Lur gegeben, die jünger waren als sie.«
Borne rieb sich die Schläfen, und die Haut zwischen seinen
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