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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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geschlossenen Augen war straff von Schmerz. »Sie alle waren Wettermacher. Fane muss erwachsen werden.«
    »Und sie wird auch erwachsen werden, mit der Zeit«, erwiderte Gar. »Aber Jugend ist nicht der einzige Kieselstein in ihrem Schuh.«
    Borne verzog die Lippen zu einer dünnen, halsstarrigen Linie. »Du irrst dich.«
    »Von all deinen bewundernswürdigen Eigenschaften ist deine Loyalität die größte. Aber Loyalität braucht nicht blind zu sein. Tatsächlich darf sie es nicht sein, denn blinde Loyalität ist keine Güte. Sie ist ein Fluch.«
    »Ich möchte das von dir nicht hören«, sagte Borne. »Fane ist deine Schwester. Sie liebt dich.« Gar seufzte und stärkte sich mit einem großen Schluck Wein. »Meine Schwester weiß genau, warum sie geboren wurde, was ihr für immer verwehrt bleiben und ihr im Gegenzug dafür geschenkt werden wird. Es gibt nur wenige Dinge, Vater, die ermüdender sind als eine unwillkommene Verpflichtung. Wären Fanes Gefühle für mich in einer Münze enthalten, und würdest du diese Münze in die Luft werfen, ließe sich nicht sagen, welche Seite anschließend nach oben zeigen würde: Liebe oder Hass.«
    Daraufhin fuhr Bornes Kopf hoch, und seine Augen flammten. »Was für eine monströse Bemerkung!«
    Gar nickte. »Ich weiß. Aber es ist wahr.«
    »Du irrst dich.«
    »Vater…«
    »Sie ist jung. Zu jung für die Last, die auf ihren Schultern liegt, zu jung für das Wissen, das Durm ihr morgens, mittags und abends einbläut.«
    »Aber nicht so jung, dass sie Gespräche, die sie in irgendwelchen Ecken belauscht, nicht verstehen könnte oder die unflätigen Spekulationen jener, die klug genug sein sollten, nicht in Anwesenheit eines Kindes über solche Dinge zu reden.« Gar kippte den Rest seines Weins herunter.
    »Du sprudelst Worte hervor wie ein Bach Wasser«, bemerkte Borne und wandte das Gesicht ab. »Was du sagst, ergibt keinen Sinn.«
    »Ihr denkt, ich hätte die Gerüchte nicht auch gehört? Die Geschichten? Den Klatsch?«, fragte Gar, wohlwissend, dass es ihm nicht gelang, alle Bitterkeit aus seinen Gedanken zu verbannen. Er hasste sich dafür. »Die Leute sagen, ihr Talent sei unnatürlich. Sie sagen, sie hätte neben ihrem eigenen Anteil an Magie auch die Magie empfangen, die an mich hätte fallen sollen. Sie sagen…« »›Sie‹ sind Narren, Gar! Und Fane glaubt dieses törichte Geplapper nicht…« »O doch, das tut sie, Vater«, erwiderte Gar leise. »Du weißt, dass sie es tut. Und das, obwohl ihr klar ist, dass diese Geschichten Gerüchte sind, Halbwahrheiten und Verzerrungen von Tatsachen. Tief im Innern denkt sie, sie sei eine Diebin. Mein Anblick ist ein Messer, das in ihrem Herzen umgedreht wird.«
    »Du irrst dich!«
    Gar schüttelte den Kopf. »Nein. Du wünschst dir lediglich, dass ich mich irrte.«
    Borne stand auf, wandte sich ab und senkte den Kopf. »Es muss aufhören, Gar. Das Gezänk, die Vorwürfe. Es muss
aufhören.«
    »Wie? Wirst du ihr sagen, dass sie nichts empfinden darf? Dass sie geboren wurde, um einen Fehler zu korrigieren, und aus keinem anderen Grund? Jeder wache Augenblick ihres Lebens ist diesem Ziel geweiht. Wenn Ihr Fane ihre Gefühle verbietet, Vater, was bleibt ihr dann noch, dass ihr gehört und nur ihr allein?«
    Borne drehte sich langsam um. »Und wenn du nicht das wärest, was du bist? Wenn dir dein Geburtsrecht nicht genommen worden wäre? Würdest du so empfinden, wie sie es tut? Würdest du das Gefühl haben, in einem Kerker gefangen und zu einem Zweck geboren worden zu sein, den nicht du gewählt hast, sondern ich?«
    Gar zuckte die Achseln. »Wie soll ich das wissen? Ich bin nicht der zukünftige Wettermacher.«
    Borne ergriff die Rückenlehne seines Stuhls und umfasste sie mit solchem Ingrimm, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Wünschst du dir, du wärest es?«
    Gar zuckte zusammen, dann erwiderte er den brennenden Blick seines Vaters mit deutlichem Widerstreben. Sein ganzes Leben lang hatte eine Verschwörung des Schweigens dieses Thema umgeben, diese eiternde Wunde seiner Familie. Die Wunde, die daher rührte, dass er unvollständig zur Welt gekommen war. Die Wunde, die nur teilweise durch Fanes Geburt geheilt worden war und durch die Entdeckung, dass sie ein Wunderkind war, dessen Kräfte eines Tages vielleicht denen der Gesegneten Barl selbst gleichkommen würden.
    Er wählte seine Worte sehr bedächtig: »Diese Frage habt Ihr mir noch nie zuvor gestellt.«
    Sein Vater nickte. »Ich stelle sie dir jetzt. Wünschst

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