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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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werdet.«
    Schweigen. Gar wartete mit angehaltenem Atem ab.
    Endlich nickte sein Vater, der ihm den Rücken noch immer zugewandt hatte. Gar stieß langsam die Luft aus den brennenden Lungen. »Danke.«
    Sein Vater richtete sich auf und drehte sich um. In seinem Gesicht stand nichts als wohlwollende Entschlossenheit, und alle Spuren seines Schmerzes waren verschwunden. Verbannt. Als hätte ihr Gespräch vor Monaten stattgefunden. Oder überhaupt nicht. Er nahm wieder Platz. »Also. Du bist fest entschlossen, diesen Fischer zu deinem Vizetribun zu machen, nicht wahr?«
    Schwach vor Erleichterung ließ Gar sich wieder auf seinen Stuhl sinken. »Ich habe ihn gestern in die Halle der Gerechtigkeit mitgenommen. Für einen unkultivierten Arbeiter - so habt Ihr ihn doch genannt, nicht wahr? - hat er ein bemerkenswertes Verständnis für juristisches Geplänkel an den Tag gelegt und ein ausgeprägtes Gespür für Recht und Unrecht. Ganz zu schweigen davon, dass er meine Gründe, ihn dorthin mitzunehmen, durchschaut hat, als seien sie aus Glas. Asher wird in diese Aufgabe hineinwachsen, Vater, und er wird mich nicht enttäuschen. Davon bin ich überzeugt. Und was wichtiger ist, ich denke, auch Ihr werdet ihn mögen. Obwohl er ein wenig ungeschliffen ist, besitzt er dennoch Eigenschaften, die Ihr erkennen und zu schätzen wissen werdet.«
    Sein Vater runzelte die Stirn. »Die Halle der Gerechtigkeit«, murmelte er. »Das war eine schlimme Sache. Wir hatten Glück, die Fäulnis zu entdecken, bevor sie sich weiter ausbreiten konnte.
    Du hast gestern gute Arbeit geleistet, mein Sohn. Ich bin stolz auf dich.«
    »Danke«, sagte Gar und ließ sich seine warme Freude anmerken. Sein Vater lächelte wieder, holte mit einem Fingerschnippen die Karaffe näher heran und füllte ihre Kelche auf. »Also. Wann werde ich diesen auf raue Weise liebenswerten Asher kennenlernen, damit ich mir selbst ein Bild über seine Tugenden machen kann?«
    Gar grinste, und es fühlte sich nur eine Spur gezwungen an. »Tatsächlich dachte ich, dass ich ihn zur nächsten Sitzung des Kronrats mitbringen könnte.«
    Sein Vater schnaubte. »Du meinst,
nachdem
du ihn öffentlich zu deinem Vizetribun ernannt hast? Mit anderen Worten, du schiebst es so lange wie möglich auf, dich mit Jarralts unausweichlichem Wutanfall auseinanderzusetzen.«
    »Missfällt Euch diese Taktik?«
    »Im Gegenteil«, antwortete Borne. »Wenn du es nicht vorgeschlagen hättest, hätte ich es getan.« Er nahm noch einen Schluck Wein und ließ ihn anerkennend über die Zunge gleiten, bevor er schluckte. »Ist dir klar, dass du deinen Ratgeber ins kalte Wasser wirfst?«
    »Nun«, sagte Gar achselzuckend, »er ist Fischer, Vater. Ich bin davon überzeugt, dass er schwimmen kann.«
    »Ach ja?« Borne prostete ihm mit seinem Kelch zu, eine Geste, die gleichzeitig eine Warnung enthielt. »Lass uns hoffen, dass du Recht hast, mein Sohn… um seinetwillen und um unser aller willen.«
    Mit einem Seufzer zufriedener Erschöpfung klappte Dathne ihr Rechnungsbuch zu und legte ihren Stift beiseite. Die Buchhaltung war eine ermüdende Pflicht, aber sie musste erledigt werden. Und es gab Zeiten, vor allem nach einem Tag, an dem sie viel Kundschaft gehabt hatte, da sie diese Aufgabe beinahe angenehm fand. Obwohl die Buchhandlung kaum mehr war als ein Vorwand für ihre Anwesenheit in der Stadt, gefiel ihr die Arbeit, und es erleichterte sie, dass sie einen guten Geschäftssinn hatte. Die Schließung der Buchhandlung würde zu peinlichen Störungen führen und ihr ihren mühelosen Zugang sowohl zum Turm als auch zum Palast erschweren - etwas, das jetzt, da Asher eingetroffen war, um die Letzten Tage einzuläuten, von entscheidender Wichtigkeit war.
Die Letzten Tage.
Es waren gleichzeitig schreckliche und aufreizende Worte, und sie warfen Fragen ohne Antworten auf, Ängste, für die es keine Heilung gab. Zum einen, wie viele Tage waren es? Ein Monat? Ein Sommer? Ein ganzes Jahr? Durchlebte Lur gerade jetzt diese Letzten Tage, oder würden sie vielleicht erst in einem Jahr um diese Zeit anbrechen? Konnte es sein, dass die Ankunft Ashers in Dorana lediglich ein… Räuspern der Prophezeiung war? Sie hatte absolut keine Ahnung. Die Prophezeiung machte dazu keine näheren Angaben.
    In den Letzten Tagen wird der Unschuldige Magier kommen, geboren, um die Welt zu retten vor Blut und Tod.
    Er wird in das Haus des Usurpators gehen.
    Er wird seine Wege lernen.
    Er wird seine Liebe erringen.
    Er wird sein Leben

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