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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Lämmer zum Markt, wohlwissend, dass es das Geld des Schlachters ist, das er in seine Börse stecken wird, wenn die Lämmer verkauft sind. Am Ende läuft es auf dasselbe hinaus.«
    Veira seufzte wie ein Geist, wie Frost in der unsichtbaren Luft.
    Sei nicht so streng mit dem guten Matthias, Kind. Kannst du mit Sicherheit sagen, dass er in diesem Punkt irrt? Ich weiß, dass ich es nicht kann. Du bist nicht die Torhüterin der Weisheit oder die Einzige unter uns, die ein Ziel verfolgt. Bis das Lied gesungen ist und die Musikanten alle nach Hause gegangen sind, kannst nicht einmal du sagen, aus welchen Noten die Melodie gemacht ist.
    Wieder war sie getadelt worden. Nicht allzu streng, aber dennoch. Getroffen senkte Dathne den Kopf. »Du bist sehr weise, Veira.«
    Ein wisperndes Kichern.
Ich bin alt. Manchmal läuft es auf dasselbe heraus. Wirst du Matthias von dieser neuen Vision erzählen?
    Dathne zögerte. Sie hatte Matt um ein totes Spatzenküken, das aus dem Nest gefallen war, weinen sehen. Sein Herz war zu weich: Sosehr er sich auch bemühte, er konnte es nicht verhärten.
    »Nein. Das ist nicht notwendig. Es genügt, dass ich es dir erzählt habe. Außerdem wird er ebenso wenig wissen wie ich, wie wir das verhindern sollen.«
    Abermals wurde ihr kalt vor Angst. »Veira…«
    Kind, sorge dich nicht. Wir haben der Prophezeiung bisher vertraut, und bisher hat sie uns nicht vom Wege abirren lassen. Ich denke, wir können… warte, der Kristall von Grundberg ruft mich. Bleibst du heute Abend zu Hause?
Dathnes Herz tat einen Satz; in Veiras Gedanken schwoll ein misstönendes Klingeln des Erschreckens an. »Grundberg? Du hast gesagt, dieses Problem liege hinter uns…«
    Vielleicht war ich voreilig. Bleib in Reichweite deines Steins, Kind. Ich werde dich rufen, wenn ich kann.
    Bevor sie antworten konnte, war die Verbindung unterbrochen. Die Trennung war so abrupt und das Echo von Veiras Erschrecken so schrill, dass hinter ihren Ohren Schmerz aufblühte wie Blut in Wasser.
    Benommen und orientierungslos taumelte sie wie ein gefangener Vogel von einer Wand zur anderen, außerstande, sich zu beruhigen. Sie kannte die genaue Natur der Probleme in Grundberg ebenso wenig, wie sie die Namen der Zirkelmitglieder kannte, die dort lebten. Nur Veira kannte jede Person der Gruppe. Auf diese Weise war es für sie alle sicherer.
    Aber etwas Schreckliches war geschehen, so viel wusste sie: All ihre Instinkte schrien, und ihr Magen krampfte sich wie eine Faust zusammen. Gerade als sie dachte, das Warten würde sie um den Verstand bringen, flackerte ihr Kristall auf, und in seinem Herzen pulsierte ein sanftes, weißes Licht. Tief in ihrem Innern verspürte sie den beharrlichen Sog von Veiras Gedanken. Dathne warf sich auf den Teppich im Wohnzimmer und suchte fieberhaft nach der Verbindung. Drei Herzschläge später war es ihr gelungen, und sie spürte das Entsetzen der älteren Frau wie eine Vibration.
    »Was ist los? Was ist passiert?«
    Kummer und Not, Kind. Einer aus unserer Mitte ist enttarnt worden.
Wenn sie nicht bereits auf dem Boden gesessen hätte, wäre sie gefallen. Nach Luft ringend drückte sie die Hand auf die Brust. »Enttarnt? Wie? Veira, was ist geschehen?«
    Die Verbindung zwischen ihnen erzitterte unter den aufgewühlten Gefühlen der anderen Frau. Vor
vier Monaten hat Edv…
    Erschrocken fiel Dathne ihr ins Wort. »Keine
Namen,
Veira!«
    Bitte, Kind. Es spielt jetzt kaum noch eine Rolle.
    Dathne erstickte ihre aufkeimende Furcht. In all den langen Jahren ihrer Freundschaft hatte sie Veira nie so mutlos gehört. So voller Gram und Angst. »Entschuldige. Sprich weiter.«

Edvord von Grundberg fand, die Zeit sei reif, um seinen Sohn Timon in den Zirkel aufzunehmen. Edvord leidet an einem Gangrän. Er stirbt. Er wollte nicht länger warten, aus Angst, dass seine schwindenden Geisteskräfte ihn verlassen könnten, bevor er vollenden konnte, was notwendig war. Timon ist begabt, aber stolz und ungeduldig. Edvord hat ihm erklärt, dass er warten und sich leiten lassen müsse, und ich habe dasselbe getan, aber kluge Worte stießen auf taube Ohren. Vor einer Stunde hat der städtische Richter Edvords Sohn wegen verbotener Ausübung von Magie in Haft genommen.
    Dathne biss die Zähne zusammen, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken. »Er ist gesehen worden?«
Ja.
    »In Jervals Namen, was hat er sich dabei nur
gedacht?
Veira, wir sind verloren!« Veira fasste sich langsam; Dathne konnte durch die Verbindung spüren, was es sie

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