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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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baumelte. Was sollte er nur anziehen? Nicht das blaue Hemd oder die schwarze Reithose, denn die hatte er gestern bereits getragen. Das grüne war gut, eine Farbe des Meeres, die ihn an zuhause erinnerte. Aber auf der anderen Seite war Bronze eine schöne, starke Farbe für einen Mann. Und es würde gut zu der schokoladenbraunen Reithose passen, eng anliegend und weich und so geschneidert, dass sie ihn wie eine zweite Haut umgab. Er hatte noch nie viel über seine Kleidung nachgedacht; sie war lediglich eine nützliche Bedeckung für die nackte Haut. Er hatte sich auch nie als besonders gutaussehend betrachtet. Aber jetzt, in seinem leise raschelnden Seidenhemd und seiner gefütterten Reithose aus Wolle und den leuchtend schwarzen Stiefeln, die ihm bis zu den Knien reichten, glaubte er schon, mächtig gut auszusehen. Tatsächlich würde er, sobald er all den prächtigen Lords im Kronrat seine Aufwartung gemacht hatte, vielleicht sogar in die Stadt hinunterschlendern und feststellen, ob es das eine oder andere Buch gab, das er von Frau Etepetete, der Buchhändlerin, kaufen konnte. Nicht dass er seine kostbaren Trin für Bücher ausgeben wollte… Aber welchen anderen Grund gab es, Dathnes Buchhandlung zu besuchen?
    Es war ein Jammer, dass keins der Wämser bereits fertig war. Ein feines Brokatwams wäre wahrhaftig das i-Tüpfelchen gewesen.
    Als Asher in der Eingangshalle im Erdgeschoss des Turms auf Gar wartete, zwinkerte er einer vorbeihuschenden Kammerzofe zu - wie war noch gleich ihr Name? Cluny? Eine leichte Röte färbte ihre Wangen, und er grinste. O ja, in der Tat.
Mächtig
fein.
    »Und was denkt Ihr Euch dabei, wie ein Taugenichts hier herumzulungern?«, begehrte eine schnippische Stimme zu erfahren.
    Er drehte sich um. Darran, ganz saure Limonen und Gehässigkeit, eilte die Wendeltreppe des Turms hinab. Versuchsweise verwarf Asher seine erste, instinktive Antwort und lächelte stattdessen. »Morgen«, sagte er überschwänglich. »Wie der Zufall es will, warte ich auf Gar. Wir brechen jetzt jederzeit zu der Besprechung mit dem Kronrat auf.«
    Darran überquerte schweigend den glänzenden, gekachelten Boden der Eingangshalle, wie eine Katze, die ihr Halsband mitsamt Glocke verloren hat. »Ihr nehmt an einer Sitzung des Kronrats teil?«
    »Sieht so aus«, erwiderte Asher übertrieben munter. In Wahrheit erschien ihm dieser Umstand genauso unglaubhaft wie Darran, aber das würde er gewiss nicht eingestehen. Er war auf dem Weg zum Kronrat, um mit dem König ein Plauderstündchen zu halten… Konnte dieses eigenartige Leben denn noch eigenartiger werden?
    Darran rümpfte die Nase. »Ich verstehe.« So wie sein Adamsapfel in seiner mageren Kehle wild auf und ab hüpfte, sah es aus, als hätte Gars Sekretär zu diesem Thema gern noch eine Menge gesagt, und nichts von alledem wäre besonders schmeichelhaft gewesen. Nach einem kurzen, stummen Kampf nickte die alte Krähe. »Nun, ich bin davon überzeugt, dass Ihr aus der Erfahrung einiges lernen werdet. Habt Ihr die Kutsche herbeordert?«
    »Die Kutsche?«, wiederholte Asher. »Um von hier bis zum Palast zu fahren? Warum sollten wir dafür eine Kutsche brauchen? Unsere Beine sind nicht gebrochen. Wir werden zu Fuß gehen.«
    Darrans Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. »Oje. Ihr habt noch eine Menge zu lernen, nicht wahr? Seine Hoheit
geht
nicht zu offiziellen Pflichten. Er reist auf eine Weise, die seiner Position geziemt.« Er ging quer durch die Halle zu einem Marmortisch hinüber, griff nach einer kleinen, glänzenden Handglocke und läutete kurz, aber energisch. »Wenn Ihr nicht einmal eine solche Nichtigkeit ohne Überwachung veranlassen könnt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Ihr lange Vizetribun für irgendetwas bleiben werdet. Passt auf.«
    Schäumend vor Wut, sah Asher zu, wie ein kleiner Junge in einer schwarzgrünen Livree aus einem angrenzenden Raum herbeigeschossen kam, vor Darran rutschend zum Stehen kam und sich verbeugte. »Herr?«, fragte er mit hoher Stimme.
    »Seine Hoheit wird in Kürze das Gelände verlassen. Sei so gut und verfüge dich in die Ställe und…«
    »Nein, spar dir die Mühe«, rief Gar, der soeben die Treppe herunterkam. »Fort mit dir, Remy. Ich werde heute Morgen keine Kutsche benötigen.«
    Remy verbeugte sich abermals und huschte in sein Schlupfloch, das eigens dazu geschaffen war, Botenjungen Platz zu bieten, sodass sie jederzeit gerufen werden konnten. Zutiefst entsetzt drehte Darran sich zu dem Prinzen um,

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