König 02 - Königsmacher
vollführte eine bis ins Kleinste korrekte Verneigung und protestierte. »Keine Kutsche? Aber, Eure Hoheit…«
Gar hatte lässig gekleidet gefrühstückt - Hemd, weite Hose und nackte Füße -, trug inzwischen aber eine mit Goldperlen bestickte Jacke aus steifem dunkelgrünem Brokat, eine Reithose aus matter, schwarzer Seide und schwarze, lederne Halbstiefel. Sein Haar wurde mit einer Art Spange aus Gold und grünem Emaille zurückgehalten, und um seine Stirn lag ein goldenes, mit Smaragden geschmücktes Diadem. Für Asher sah er so aus wie ein Mann, der sich anschickte, in die Schlacht zu reiten. Das war kein gutes Zeichen …
Lächelnd legte der Prinz eine Hand sachte auf Darrans Schulter. »Es ist ein schöner Morgen für einen Spaziergang. Außerdem braucht Asher, nachdem er dem Schinken beim Frühstück so herzhaft zugesprochen hat, ein wenig Bewegung.«
Haha. Sehr komisch. Aber andererseits war der Ausdruck auf dem Gesicht des alten Darran ebenfalls komisch.
»Ich verstehe, Herr«, sagte Darran matt. »Ihr wisst natürlich selbst am besten, was Ihr wollt. Soll ich dann eine Kutsche schicken, die Euch abholt, sobald Ihr Eure Angelegenheiten im Palast abgeschlossen habt?«
»Mal sehen, ja? Wenn ich eine Kutsche will, werde ich es Euch wissen lassen.«
Darran verneigte sich. »Gewiss, Herr. Ihr könnt Asher mit einer Nachricht schicken.«
Asher schwieg, auch wenn es ihm schwerfiel. Gar warf ihm einen Seitenblick zu, und seine Augen blitzten nur so vor unterdrückter Erheiterung. »Das könnte ich vielleicht tun, Darran. Und nun lasst Euch nicht länger von mir aufhalten.«
Mit anderen Worten, verzieh dich, emsige kleine Biene, aufdringlicher Tropf. Asher, der noch immer mit seinem Experiment beschäftigt war, schickte den Sekretär mit einem denkbar breiten Lächeln seiner Wege und wurde mit einem giftigen Aufblitzen von sogleich unterdrückter Wut belohnt.
»Wisst Ihr, er mag mich wirklich überhaupt nicht«, sagte er vergnügt. »Aber mich kümmert es nicht. Ich mag ihn nämlich auch nicht. Rümpft seine lange Nase über mich, bloß weil ich kein Stutzer bin und mich nicht mit seinem Firlefanz abgebe.«
Gar seufzte. »Sei nicht so schwierig. Ich hab es dir erklärt, er leistet mir wertvolle Dienste.«
»Ha!«, machte Asher.
Jetzt musterte Gar ihn von Kopf bis Fuß. »Du scheinst mir jedenfalls präsentabel zu sein. Und nun komm. Wir können es uns nicht leisten, zu spät zu kommen.« Statt die Straße zu nehmen, die zu dem prachtvollen Palast führte, wählte Gar einen grasbewachsenen Pfad, der sich durch einzelne Gärten und vorbei an älteren, leerstehenden Quartieren und Residenzen schlängelte, in denen frühere Könige und Königinnen von Lur zu Hause gewesen waren. Sie lagen inzwischen längst, zur ewigen Ruhe gebettet, in Grüften auf der anderen Seite des Palastgeländes.
Asher betrachtete die verlassenen, leeren Gebäude und schüttelte den Kopf. »Ich finde, das ist eine verdammte Verschwendung. Es sind absolut gute Räume und was weiß ich noch alles, nicht wahr? Warum wohnt denn niemand mehr da drin?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Gar achselzuckend. »Zu viele Geister vielleicht. Und all diese Erinnerungen, die auf allem lasten. Manchmal will man einfach einen neuen Anfang… und wer kann ihnen daraus einen Vorwurf machen?« Jawohl. Vielleicht. Und da sie gerade beim Thema waren… »Danke, dass Ihr mich in den Depeschen an die Küste nicht erwähnt habt«, sagte er, während sie den alten Palast hinter sich ließen. »Ich schätze, dafür bin ich Euch dankbar.«
Gar bedachte ihn mit einem neugierigen Seitenblick. »Das geht schon in Ordnung. Ich finde trotzdem, dass du verrückt bist, aber…«
»Das würdet Ihr anders sehen, wenn Ihr meine Brüder hättet«, erwiderte Asher energisch. »Diese Neuigkeiten haben Zeit, bis ich wieder zu Hause bin.«
»Ja. Nun, wie gesagt, es ist deine Entscheidung.« Gar hob abschätzig die Hand. »Und nun zu dieser Sitzung des Kronrats… Es besteht kein Grund, nervös zu sein.« Noch ein Seitenblick.
»Bist
du nervös?«
Asher schnippte eine Fliege von seinem Ohr. »Hm…«
»Du kannst ganz gelassen sein. Sie werden nicht beißen. Zumindest nicht, solange ich da bin.« Gar verzog das Gesicht. »Oder sie werden jedenfalls nicht fest beißen.«
»Und das soll meine Nervosität vertreiben, wie?«
Gar grinste. »Natürlich.«
»Ha!«
»Außerdem ist dies wirklich nur eine Formalität. Als mein Berater wirst du mehr mit dem Staatsrat zu tun
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