König 02 - Königsmacher
den höchsten Tönen von Euch gesprochen und von seinen Hoffnungen, dass Ihr ihm bei seiner Arbeit ein unschätzbarer Ratgeber sein werdet. Willkommen in der Stadt Dorana.«
Asher starrte die Hand des Königs an. Was jetzt? Erwartete man von ihm, dass er sie küsste? Schüttelte? Was?
Gar kicherte. »Barl steh mir bei. Ich glaube, mein neuer Vize ist sprachlos.« »Nein, bin ich nicht«, sagte Asher und nahm sich zusammen. Er ergriff die Hand des Königs und schüttelte sie. Zu seiner Überraschung fühlte sie sich kalt und dünn an, und tief zwischen den schlanken Knochen nahm er etwas wahr, das einem Zittern ähnlich war. All diese Macht, und am Ende war der Monarch von Lur eben doch nur ein Mensch. Irgendwie hatte er das nicht erwartet. »Vielen Dank, Majestät. Ich schätze, ich dürfte so ziemlich der glücklichste Olk in Lur sein. Ich werde Seine Hoheit nicht enttäuschen. Oder Euch. Das verspreche ich.«
Der König zog die Hand zurück. »Davon bin ich überzeugt, Asher.« Der König und sein Sohn tauschten einen Blick, und seine bleichen Lippen wurden weicher, bis ein Lächeln sie umspielte. »Nun, wollen wir uns jetzt auf den Weg in den Saal des Kronrats machen? Wir haben heute Morgen viel Arbeit vor uns.«
Gar streckte den Arm nach der linken Treppe aus. »Unbedingt, Herr. Geht voran. Asher und ich sind bereit.«
Dies trug ihm einen weiteren schnellen Blick des Königs ein. »Meinst du? Hm… Nun, wir werden es sehen.«
Conroyd Jarralt war ein unerhört gutaussehender Mann, sogar dann, wenn seine Wangen gerötet waren vor Ärger und vom lauten Schreien. Ein Dorane auf der Höhe seiner glorreichen Kraft und Macht, gekleidet in purpurfarbenen Seidenbrokat, geschmückt mit Saatperlen, sein Hausemblem - ein Falke - in Silber und Schwarz auf der Brust stilisiert. Sein aristokratisches Gesicht war ebenso perfekt wie eine Schnitzerei in Marmor, seine athletische Kraft überwältigend. Im Gegensatz dazu wirkte der König trotz seiner magischen Macht bleich und leblos. Wie ein Mond, der von der Sonne überstrahlt wird. Jarralt schlug mit der Faust auf den Tisch vor sich. »Das ist
unerträglich,
Prinz Gar! Ein
Olk?
Mit unbeschränktem Zugang zum Kronrat, seinen Mitgliedern, seinen Entscheidungen? Wohl kaum, Eure Hoheit. Barls Barmherzigkeit, was ist in Euch gefahren, etwas Derartiges zu tun, ohne unsere Erlaubnis einzuholen? Diese leichtfertige Ernennung in der Kapelle zu verkünden, ohne uns zuerst die Höflichkeit einer Diskussion zu gewähren? Und sich dann bis jetzt zu weigern, Rechenschaft über Euer Tun abzulegen? Unerträglich, Herr! Unerhört!« Mit erlesener Höflichkeit sagte Gar: »Ich habe die Angelegenheit mit Seiner Majestät erörtert, Mylord. Und was meine Ablehnung Eurer Einladung zu weiteren Erörterungen betrifft… Wie ich schon sagte, ich fand, dass dieses Thema am besten in der Ungestörtheit dieses Saals besprochen werden sollte.« »In der Tat.« Jarralts brennender Blick wandte sich dem König zu. »Also, er hat die Angelegenheit mit Euch besprochen. Und Ihr habt diesem Wahnsinn
zugestimmt?«
»So ist es«, sagte der König. »Offenkundig.«
Jarralt biss die Zähne zusammen. »Ich verstehe. Nun, man muss sich fragen, was als Nächstes kommen wird. Vielleicht Olken, die in die Gründerfamilien einheiraten?«
»Nun, nun, Conroyd…«
Asher, der neben Gar auf der anderen Seite des Tisches und dem tobenden doranischen Lord gegenübersaß, ließ den Blick zu Barlsmann Holze wandern, der zu Jarralts Linken saß. Die Miene des ältlichen Geistlichen war gequält, seine Lippen geschürzt vor Missbilligung. Mit den aneinandergelegten Zeigefingern tippte er an die Spitze seiner knochigen Nase. Mit milder, missbilligender Stimme fuhr er fort: »Ich denke, wir müssen…«
Jarralt brachte ihn mit einem weißglühenden Blick zum Schweigen. Am Ende des rechteckigen Tisches betrachtete Meistermagier Durm, der dem König direkt gegenübersaß, mit ungeheurer, entnervender Gleichgültigkeit die schlichte, weiße Decke. Und der König? Nun, der König lächelte. Nicht freundlich, sondern auf eine wachsame Art, die auf mögliche Unfreundlichkeiten schließen ließ, sollte Jarralt den eingeschlagenen Weg noch weiter fortsetzen. Asher zuckte zusammen.
»Mischehen zwischen unseren Völkern sind strikt verboten, Conroyd«, sagte Seine Majestät mit trügerischer Sanftheit. »Gar weiß das ebenso gut, wie Ihr es wisst. Sicher wollt Ihr nicht andeuten, dass er den Verstoß von Barls zweitem Gesetz
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