König 02 - Königsmacher
Fluss. »Wenn du in irgendeiner Weise andeuten willst, dass diese Tat entschuldigt werden kann«, sagte der König, »dann…«
»Entschuldigt? Nein, Herr, nicht entschuldigt«, erwiderte Gar. »Ich weiß, dass das unmöglich ist.«
Am anderen Ende des Tisches erwachte der Meistermagier aus seinem Schweigen. »Was dann? Was sollen wir Eurer Meinung nach tun?« Gar drehte sich zu ihm um. »Lord Jarralt befindet sich… im Irrtum. Ja, dieser Mann muss bestraft werden, aber nicht öffentlich.«
Dürrns Lider waren halb geschlossen und sein Gesichtsausdruck so glatt wie Glas. »Sein Verbrechen war ein öffentliches.«
Gar holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Weil wir auf keinen Fall den Eindruck erwecken dürfen, dass wir in irgendeiner Weise Freude über seinen Tod empfinden. Wenn wir seine Hinrichtung zu einem Spektakel machen, als handle es sich um… um eine Art Unterhaltung…« Seine Stimme zitterte. »Aus demselben Grund darf seine Bestrafung nicht grausam sein. Wenn er dieses Verbrechens tatsächlich schuldig ist, dann sollte das Urteil auf die gleiche Weise vollstreckt werden wie in früheren Fällen. Aber sein Tod muss schnell sein und das Urteil mit aller Barmherzigkeit vollstreckt werden, die wir besitzen. Und Asher
muss
mein Vizetribun bleiben. Auf welche Weise könnte dieser Kronrat - könnte Seine Majestät - dem ganzen Königreich besser zeigen, dass das Volk der Olken niemals für die Taten eines einzelnen irregeleiteten Mannes verantwortlich gemacht werden wird?«
Jarralt spitzte die Lippen. »Dieser Punkt scheint Euch über alle Maßen wichtig zu sein, Eure Hoheit.«
»Über alle Maßen
wichtig, Mylord?«, wiederholte Gar. »Das würdet Ihr nicht sagen, wenn Ihr Euch die Mühe gemacht hättet, Eure Geschichte zu studieren. Als Maura Shay vor einhundertachtunddreißig Jahren des gleichen Verbrechens für schuldig befunden wurde, wurden unschuldige Olken aus ihren Betten gerissen, eingesperrt und aus keinem anderen Grund als Furcht eingeschüchtert. Auch das war ein Verbrechen. Wir mögen Doranen sein, Mylord, wir mögen über Magie gebieten…«
Asher zuckte zusammen, denn Gar zögerte, als Jarralt ihn mit hochgezogenen Augenbrauen musterte und sein gehässiges Lächeln nur unvollkommen verbarg. Gar erbleichte und fuhr fort. »Aber nur, weil die Doranen über Magie gebieten, bedeutet das noch lange nicht, dass sie keine Fehler hätten. Offen gesagt, als Tribun für olkische Angelegenheiten ist es meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass diese Angelegenheit keinen Schatten auf den guten Namen oder das Wohlergehen der olkischen Gemeinschaft wirft.«
Jarralt sog zischend die Luft ein. »Aha. Jetzt kommen wir zur Sache. Ihr würdet das Wohlergehen der Olken über das unsere stellen, Eure Hoheit. Ist das nicht so? Ihr würdet Euch auf
ihre
Seite stellen - gegen Euer eigenes Volk.«
»Warum müsst Ihr davon reden, dass irgendjemand sich auf die Seite irgendeines Volkes stellt?«, fragte Gar. »Hier gibt es keine Seiten, Jarralt. Als Untertan Seiner Majestät und Kind Barls möchte ich, dass dem Gesetz Genüge getan wird. Als Tribun für olkische Angelegenheiten möchte ich Gerechtigkeit. Warum solltet Ihr das kritisieren?« Er wandte sich zu dem König um. »Eure Majestät?«
Asher, der kaum atmen konnte, sah den König an. Würde er zulassen, dass diese Auseinandersetzung ungezügelt weiterging? Auf wessen Seite würde er sich stellen, auf die Seite seines Sohnes oder die dessen Feindes? Nach langem Schweigen richtete Borne sich auf und hob den Blick. Er schaute zu Durm hinüber.
»Ich denke, ich wüsste gern, was mein Meistermagier dazu zu sagen hat.«
Aller Augen richteten sich auf Durm. Der Meistermagier, ein hochgewachsener Mann mit üppiger Leibesfülle, machte auf Asher den Eindruck, als könnten ihn erhitzte, wütende Blicke nicht im Mindesten aus der Fassung bringen. Er hob die massigen Schultern. »Und ich, Eure Majestät, würde gern die Meinung unseres frisch ernannten Vizetribuns hören.«
Der König zog die bleichen Augenbrauen hoch. »In der Tat?« Er drehte sich um. »Nun, Asher? Diese Angelegenheit betrifft Euch ebenso sehr wie jeden von uns. Befriedigt die Neugier des Meistermagiers. Und meine.«
Asher biss sich auf die Unterlippe. Jetzt starrten alle im Raum ihn an. Das gefiel ihm nicht, gefiel ihm überhaupt nicht. Seine prächtige neue Hose saß zu eng, als dass er die Hände in die Taschen hätte schieben können, und genau das hätte er gern getan. Stattdessen
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