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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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würdet, Herr. Was dieser Mann getan hat, ist unverzeihlich. Seine Taten werden ernste Konsequenzen für uns alle haben, Doranen wie Olken gleichermaßen.«
    Jarralt schnaubte. »Sie werden ernste Konsequenzen für ihn haben, so viel weiß ich. Tatsächlich ist eine private Enthauptung meiner Meinung nach noch zu gut für ihn. Er muss gebrochen werden. Buchstäblich und öffentlich, um den Olken die Botschaft ein und für alle Mal einzubläuen. Ungehorsam und Gotteslästerung durch Olken werden ohne Gnade verfolgt.«
    Gar beugte sich über den Tisch. »Ihr könnt unmöglich ein solcher Narr sein. Die Prüfung, um die es hier geht, besteht nicht darin, wie wir mit diesem dummen Olken verfahren, es geht darum, wie wir
uns selbst
benehmen. Selbst Euch muss das klar sein!«
    Der König hob die Hand. »Gar, bitte…«
    »Aber, Eure Majestät!«, flehte Gar, ohne auf Jarralts weißglühenden Zorn zu achten. »Lord Jarralt irrt sich. Wenn wir Rache üben statt Gerechtigkeit, was werden wir damit für eine Botschaft aussenden? Dass das Ziel dieses Kronrats darin besteht, strenge Strafen zuzumessen. Dass die Doranen alle Olken verantwortlich machen für die Taten eines einzigen. Wenn das die Botschaft ist, die wir aussenden, Herr, werden wir alles Vertrauen zwischen den Rassen untergraben…«
    »Vertrauen?«, fragte Jarralt. »Was für ein Vertrauen, wenn ein Olk dabei ertappt worden ist, wie er Barls erstes Gesetz brach? Sich an Magie zu versuchen? Diese kurzsichtige Tat hat all unser Leben gefährdet, Eure Hoheit. Sie hat den Frieden des Königreichs Eures Vaters bedroht, Herr, und Barls Mauer in Gefahr gebracht.«
    Gar schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wohl kaum, Lord Jarralt. Barls Mauer steht seit Jahrhunderten unerschütterlich. Es bedürfte Trevoyles Spaltung, um sie zu schwächen, und das zog sich über acht Monate hin. Eine gedankenlose, leichtsinnige Tat, begangen von einem einzigen Olken, kann unmöglich echten Schaden angerichtet haben.«
    Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte Asher jetzt Gar die Hand auf den Mund geschlagen, denn Jarralts Augen leuchteten wie die eines Hais, der Blut im Wasser witterte und all seine Zähne zur Schau stellte. »So. Jetzt hinterfragt Ihr also Barls Gesetze, ja? Eure Hoheit?«
    Zu spät begriff Gar, wohin seine Leidenschaft ihn geführt hatte. Asher schloss kurz die Augen und zuckte zusammen, als der Prinz knapp ein »Nein« erwiderte. Jetzt war Jarralt ganz gespielter Kummer und Sorge. »Verzeiht mir den Widerspruch, Herr, aber ich denke, das habt Ihr getan. Barlsmann Holze?« Auf dem fahlen Gesicht des alten Mannes stand ein beunruhigter Ausdruck. »Ich bin mir sicher, dass Seine Hoheit nichts als tiefsten Respekt für die Gesetze empfindet. Er weiß, geradeso gut wie wir alle, dass sie die Grundfeste dieses Königreichs bilden. Sie sind Kette und Schuss unserer Existenz und sind es seit über sechshundert Jahren. Barl hat gesagt:
Lasst keinen Olken die Stimme in Magie erheben, denn es ist nicht ihr Weg oder ihr Recht oder ihr Zweck in diesem Land. Und lasst den Olken, der es tut, mit seinem Leben bezahlen, so wie alle bezahlen würden, wenn meine Mauer durch solch eine gesetzlose Tat geschwächt würde.
Diesem ersten Gesetz müssen wir alle uns verpflichtet fühlen oder einen schrecklichen Preis in Blut und Tränen zahlen. Habe ich nicht Recht, Eure Hoheit?«
    »Ja, Herr, Ihr habt Recht«, sagte Gar. Die gefalteten Hände hatte er vor sich auf den Tisch gelegt; seine Anspannung ließ die Knöchel weiß hervortreten. »Ich glaube es von ganzem Herzen, und ich fordere jeden hier heraus, der meinen Glauben in Frage stellt. Aber ein Mensch kann ein Mann des Glaubens sein und trotzdem Fragen haben.
Menschen
sind der wahre Stoff, aus dem Lur gemacht ist, meine Herren. Olken und Doranen. Und wenn wir in dieser Angelegenheit nicht mit großem Takt zu Werke gehen, werden wir den Stoff des Königreichs zerreißen.« Er wandte sich seinem Vater zu, und in seinem von Wut geröteten Gesicht stand nacktes Flehen. »Habe ich nicht Recht, Eure Majestät?«
    Asher sah den König an. Seine Miene war distanziert, kühl; sosehr er den Herrscher Lurs auch anstarrte, Asher konnte keine Sanftheit dort entdecken. Keine Gnade. Nicht einmal Kummer um den Tod, der schon bald einem gedankenlosen Olken zuteilwerden würde. Trotz der großen Ähnlichkeit im Knochenbau, in der Wölbung einer Augenbraue, im Schwung einer Lippe waren er und sein Sohn doch so verschieden wie Eis und ein dahinströmender

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