König 02 - Königsmacher
verschränkte er die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn.
»Was ich davon halte?« Er sah den Meistermagier an, dann blickte er wieder zum König hinüber, weil das einfacher war. »Ich schätze, ich hab keine Schuld an dem, was dieser elende Dummkopf getan hat, Majestät. Und ich schätze, Ihr solltet dem törichten Bastard den Kopf abschlagen, und zwar fünf Minuten nachdem er hier angekommen ist. Das wird ihn lehren, sich auf Dinge einzulassen, die ihn nichts angehen, wie?«
Barlsmann Holze beugte sich vor. »Ihr seid sehr hart, junger Mann.«
»Ach ja?«, fragte Asher und reckte das Kinn vor. »Also, Herr. Ich bin nicht der frommste Mann, den Ihr je in Eurer Kapelle sehen werdet, aber ich schätze, ich kann Recht von Unrecht unterscheiden. Olken wirken keine Magie. Und wenn sie es versuchen und dabei erwischt werden, dann haben sie Pech gehabt. Sie können nicht greinen, sie hätten nicht gewusst, dass es Unrecht ist oder was ihnen passieren würde. Das weiß jeder.«
»Die Vorstellung, dass ein Olk eines schrecklichen Todes stirbt, bekümmert Euch nicht?«, fragte der König langsam.
Asher zuckte die Achseln. »Nein. Es ist nur das, was er verdient.«
»Aha«, sagte Conroyd Jarralt. »Ihr steht nicht auf der Seite Eures eigenen Volkes.«
Asher grinste höhnisch, wenn auch nur schwach. »Klar tu ich das. Aber meine oberste Treuepflicht gilt dem König. Und dem Gesetz. Und wie haltet Ihr es damit?«
»Lasst ihn in Ruhe, Conroyd«, riet der Meistermagier, als Jarralts Gesicht sich vor Zorn verzerrte. »Ihr habt Euch das selbst zuzuschreiben. Eure Majestät…« Der König lächelte, und sein kaltes Gesicht wurde um eine winzige Spur weicher. »Durm?«
»Seine Hoheit hat Recht. Es darf keine Wiederholung dessen geben, was sich beim letzten Mal zugetragen hat, als wir ein Urteil dieser Art fällen mussten. Ich sehe keinen Grund, warum dieser Asher nicht auch weiter als Berater Eures Sohnes tätig sein sollte. Er sollte sich offen an der Seite Seiner Hoheit zeigen, während wir diesen Gesetzesbrecher anklagen. Lasst uns den Olken von Dorana durch Wort und Tat zeigen, dass wir sie schätzen, wie wir sie nur je geschätzt haben, und dass wir über diesen abscheulichen Verrat an der Gesegneten Barl durch einen aus ihrer Mitte ebenso trauern, wie sie es tun.«
Der König nickte. »Wie immer, alter Freund, sind Eure Gedanken ein Echo der meinen. Die Angelegenheit soll so geregelt werden, wie Ihr es vorschlagt.« Dann wandte er sich wieder zu Asher um. »Lasst uns jetzt allein. Kümmert Euch um Eure Pflichten, wie mein Sohn es erbeten hat, und bewahrt Stillschweigen über diese unglückselige Angelegenheit, bis er Euch gestattet, öffentlich darüber zu sprechen.«
Asher schluckte vor Erleichterung und verbeugte sich zuerst vor dem König und dann vor den übrigen Ratsmitgliedern. »Jawohl, Eure Majestät«, murmelte er und suchte das Weite, bevor noch etwas schiefgehen konnte.
Als er wieder im Turm war, holte er sich bei dem säuerlich drein-blickenden Willer seine Abschrift der Termine der kommenden Woche ab, bestellte sich in der Küche ein frühes Mittagessen und ließ sich in seiner Amtsstube nieder, um zu essen und zu arbeiten, bis Gar zurückkehrte.
Der Prinz kam drei Stunden später herein, müde und gereizt. Er warf sich in den nächstbesten Sessel und legte seine in staubigen Stiefel steckenden Füße auf die Kante des Schreibtischs. »Was tust du da?«
Asher schob seine Feder zurück in das Tintenfass. »Worum Ihr mich gebeten habt.«
»Oh«, sagte Gar und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Sessels. »Bist du fertig?«
»Fast.«
Immer noch trommelnd nickte Gar. »Gut.«
»Ich habe allerdings eine Frage wegen…«
Gar hob die Hand. »Verrate mir eins. War es dir ernst mit dem, was du gesagt hast?«
Asher musterte ihn wachsam. »Was ich worüber gesagt habe?«
»Dass man diesem Mann den Kopf abschlagen sollte. War das dein Ernst?« Oh. Das. Mit einem Seufzer schob Asher seine mühsam hingekritzelten Notizen beiseite, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte seinerseits die Füße auf den Tisch. Wenn das gut genug war für einen Prinzen…
»Natürlich war es mein Ernst«, erwiderte er. »Habt Ihr daran gezweifelt?« Gar runzelte die Stirn. »Nein. Zumindest… ich dachte… ich habe mich gefragt da Jarralt so schwierig war…«
»Jawohl. Der Mann ist ein echter Bastard, wie?« Bei der Erinnerung an die hinter ihm liegende Ratssitzung runzelte Asher finster die Stirn.
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