König 02 - Königsmacher
König, den Blick immer noch auf die Nachricht geheftet. »Kein Missverständnis.«
Holze schüttelte den Kopf, und seine blau geäderten Hände zitterten. »Das ist absolut unglaublich. Es muss eine Erklärung dafür geben.«
Lord Jarralt stieß ein rohes Lachen aus. »Natürlich gibt es eine Erklärung. Sie sind neidisch auf uns, das weiß jeder Narr. Es genügt nicht, dass wir ihnen das Leben in einer perfekten Welt ermöglichen. Berechenbares Wetter, das niemals zu heiß oder zu kalt ist, zu trocken oder zu nass. Wärme, Licht, Wasserversorgung… eine wahre Fülle an häuslichen Annehmlichkeiten. Sie wollen noch mehr. Sie wollen die rechte Ordnung der Dinge auf den Kopf stellen. Sie wollen Macht an sich reißen, die ihnen nicht zusteht.«
Nun, das war eine Lüge, schlicht und einfach. Asher öffnete den Mund, um Jarralt zurechtzuweisen, fing Gars Blick auf und schluckte seinen wütenden Protest herunter. Der Prinz bedeutete ihm mit einer knappen Kopfbewegung, von der Tür wegzugehen und an die Wand zu treten, von wo aus er die Ereignisse unbemerkt verfolgen konnte. Dann nahm Gar mit undeutbarer Miene wieder Platz.
»Nein, nein«, beharrte Holze. Seine Stimme zitterte vor Erregung. »Barls Gesetze werden überall im Königreich gelehrt. Ich kann nicht glauben, dass irgendein Olk aus freien Stücken das erste und größte von ihnen brechen würde!«
»Das fortgeschrittene Alter hat Euer Gehirn zermürbt, Holze«, höhnte Jarralt. »Dies ist nicht der erste Angriff auf unser heiligstes Gesetz, und wenn wir diesem gotteslästerlichen Verbrecher auch nur die geringste Gnade erweisen, wird er gewiss nicht der letzte sein!« Er wandte sich zum König um. »Ihr müsst an diesem abscheulichen Verräter ein Exempel statuieren. Es muss jedem Olken - ob Mann, Frau oder Kind - ein und für alle Mal gezeigt werden, was geschieht, wenn jemand Barls heiligen Edikten zuwiderhandelt.«
Holze streckte mit einer flehentlichen Gebärde die Hand aus. »Conroyd, bitte! Bezähmt Euren Zorn! Als die obersten Hüter unseres geliebten Königreiches müssen wir Ruhe bewahren. Wir müssen Barls Leitung suchen.« »Holze, Ihr erstaunt mich.« In Jarralts Tonfall schwang tiefste Verachtung mit. »Als Barls heiligster Stellvertreter unter uns solltet Ihr der Erste sein, der nach Vergeltung ruft!«
Holze richtete sich höher auf und sah Jarralt mit verletzter Würde an. »Mylord, niemand weiß besser als ich, was ich unserer gesegneten, geliebten Barl schuldig bin. Ihr solltet Euch schämen, etwas anderes anzudeuten!«
Jarralt errötete. »Ich deute nichts an. Ich schlage lediglich vor…«
»Euer Vorschlag ist eine Kränkung für mich, Conroyd. Und er schmerzt mich. Ich dachte, Ihr würdet mich besser kennen - mich respektieren. Ich habe nicht gesagt, dass dieser Mann seiner Strafe entgehen solle. Aber Ihr stellt es so dar, als würde jede Woche ein anderer Olk die Gesetze übertreten! Ihr dürft weder so maßlos noch so ungerecht sein. Es sind mindestens hundert Jahre vergangen, seit das letzte Mal ein solches Verbrechen verübt wurde!«
»Hundertachtunddreißig«, sagte Durm. »Während der Regentschaft von Ancel dem Roten. Die Verbrecherin war eine Frau namens Maura Shay. Sie wurde enthauptet, und dasselbe Schicksal erwartet diesen Mann.«
Der König seufzte. »Ja, so ist es.« Seine Finger schlossen sich krampfhaft um das Pergament und zerdrückten es. »Dieser Narr.«
»Also, werdet Ihr
jetzt
noch einmal über die vorschnelle Entscheidung Eures Sohnes nachdenken, diesen olkischen Fischer in eine solch hohe Position zu berufen?«, verlangte Jarralt zu wissen. »Dies ist offensichtlich nicht der rechte Zeitpunkt, um einem Olken Macht zu geben, wie gering sie auch sein mag.«
»Ihr irrt Euch, Lord Jarralt«, sagte Gar. »Wenn die Nachricht von dieser unglückseligen Angelegenheit sich verbreitet - und sie wird sich verbreiten, ganz gleich wie diskret Hauptmann Orrick zu Werke geht -, werden sich die Spannungen in der olkischen Gemeinschaft verschärfen. Die Olken werden sich verletzbar fühlen. Beobachtet. Schuldig allein durch ihre Zugehörigkeit zu ihrer Rasse. Eure kurzsichtige…« »Kurzsichtig?«, wiederholte Conroyd Jarralt. »Ihr betrachtet diese gotteslästerliche, verbrecherische Tat als nichts Schwerwiegenderes, eine kleine Fehleinschätzung, nicht wahr?«
Asher beobachtete, wie Gar die Lippen aufeinanderpresste. »Natürlich tue ich das nicht. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir nicht die Worte im Mund verdrehen
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