König 02 - Königsmacher
auf Darrans gekränkte, erschrockene Miene und den gaffenden Willer zu achten, drückte er Asher die versiegelte Nachricht in die Hand. »Sei gründlich, aber halte dich nicht lange auf der Wache auf. Und erstatte mir Bericht, sobald du wieder zurück bist.«
»Jawohl, Herr«, erwiderte Asher und schob die Nachricht in seine Tasche. »Was soll ich tun, wenn ich feststelle…«
»Was immer dir passend erscheint«, antwortete Gar. »Wobei du nicht vergessen solltest, dass ich mich vor dem Kronrat dafür werde verantworten müssen.«
»Jawohl, Herr«, sagte Asher düster und zog sich zurück. Nicht einmal der Ausdruck auf Darrans Gesicht vermochte ihn aufzumuntern. Wenn dies die Art von Arbeit war, die er als Vizetribun würde tun müssen, dann war er
eindeutig
unterbezahlt.
Der letzte Mensch, den Dathne zu sehen erwartet hatte, war Asher, der vom Palast aus die Hauptstraße entlanggeritten kam. Aber er war es ohne Zweifel; er blickte finster drein auf seinem kostbaren, silberfarbenen Cygnet, während er sich seinen Weg durch die Menge auf dem Hauptplatz der Stadt bahnte. Seine Miene verfinsterte sich weiter, als er die aufgeregt murmelnden Olken sah, die sich um den Brunnen des Bittstellers geschart hatten und zum Eingang des gegenüberliegenden Wachhauses hinüberstarrten. Sie sah, dass seine Lippen sich bewegten, und vermutete, dass er fluchte. Sie machte ihm keinen Vorwurf; sie hätte am liebsten selbst geflucht. Nachdem sie sich durch das Gedränge gezwängt hatte, rief sie ihn und winkte. »Asher! Asher!«
Verblüfft zügelte er sein Pferd und blickte auf sie hinab, als sie ihn erreichte. »Dathne? Was tust du hier draußen?«
»Dasselbe könnte ich dich fragen«, entgegnete sie.
Er ließ sein Pferd seitwärtsgehen, bis Cygnets Flanke an die Mauer des Hotels zum Goldenen Gockel gedrückt war. »Ich bin in einer offiziellen Angelegenheit unterwegs. Was ist hier für ein Aufruhr im Gange?« Als sie von den hinter ihr stehenden Menschen weiter vorgeschoben wurde, beugte er sich über Cygnets Widerrist und senkte die Stimme. »Hast du eine Ahnung, was hier los ist?« Sie nickte, eine Hand auf die warme, glatte Schulter des grauen Hengstes gelegt. »Ich weiß genau, was los ist. Und alle anderen hier wissen es ebenfalls. Mit oder ohne eine offizielle Erklärung aus dem Palast vermute ich, dass morgen um diese Zeit jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in der Stadt Bescheid wissen werden.«
»Dass irgendein Narr erwischt worden ist, wie er mit Magie herumgepfuscht…« Das Gesicht steif vor Ärger und Überraschung, betrachtete Asher die Menge und dachte nochmals nach. »Wie hast du es erfahren? Der König hat erst heute Morgen davon Nachricht bekommen.«
»Und Timon Spake wurde gestern Nachmittag in Gewahrsam genommen«, erwiderte sie achselzuckend. »Hier gibt es genug Menschen, die in Grundberg Familie haben, Asher. Die Schneiderin zwei Türen von meinem Laden entfernt hat eine Schwester dort. Und vergisst du die Brieftauben? Es bedarf nur einer einzigen oder vielleicht zweier Tauben, und danach ist gleich alles auf den Beinen, und die Zungen stehen kaum noch still. Hast du wirklich gedacht, du könntest etwas Derartiges geheim halten?«
Asher runzelte die Stirn. »Der König hat es gedacht.«
»Dann hat sich der König geirrt, nicht wahr?« Sie sah über ihre Schulter. Von Augenblick zu Augenblick wuchs die Menge, und während sie wuchs, schwoll das Murren zu einem unheilverkündenden Grollen an. »Das gefällt mir überhaupt nicht.«
»Da sind wir schon zwei«, sagte Asher mit einem weiteren besorgten Blick auf die versammelten Olken. »Was tun sie alle hier? Was wollen sie?« Sie zuckte die Achseln. »Sicherheit. Vergeltung. Als das letzte Mal etwas Derartiges geschehen ist, kamen viele unschuldige Menschen zu Schaden. Das ist nicht in Vergessenheit geraten. Ich denke, die Olken Doranas wollen von Anfang an absolut klarmachen, wo sie stehen.« Sie schauderte. »Ich würde sagen, wenn Stake jetzt hier herauskäme, würden sie ihn in Stücke reißen.« Ein weiteres Schaudern. »Das wird eine ziemlich hässliche Geschichte werden.«
Noch während sie sprach, strömte eine größere Zahl von Wachen aus dem Wachhaus, jeweils bewaffnet mit einer langen Pike und einem kurzen Schlagstock. Sie bildeten mit grimmigen Gesichtern am Geländer des Wachhauses eine Kette, die Piken neben sich aufgepflanzt. Überall auf dem Platz und entlang der städtischen Straßen erwachten Glimmfeuer in den öffentlichen Laternen
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