König 02 - Königsmacher
flackernd zum Leben. Die Laternen prangten auf Lichtpfählen, baumelten von Toren und Ladenfronten und hingen an Drähten über Straßenecken. Das Licht warf lange Schatten und gab der Szene einen zusätzlichen Anstrich von Gefahr.
Asher starrte die immer weiter anwachsende Menge an. »Ich frage mich, ob der König darüber Bescheid weiß?«
»Wenn er es nicht tut, wird er es bald erfahren«, sagte sie. »Was tust du hier eigentlich?«
»Gar schickt mich. Er macht sich Sorgen wegen dieses Spake. Ich soll sicherstellen, dass er auf der Wache korrekt behandelt wird.« Er deutete mit dem Kopf auf das Wachhaus. »Ich schätze, er sollte sich mehr Sorgen wegen dieses Mobs machen. Dathne, ich muss weiter. Du solltest ebenfalls gehen, und zwar nach Hause. Es ist hier vielleicht nicht mehr lange sicher, wenn diese Leute es sich in den Kopf gesetzt haben, Radau zu schlagen.«
Dathne, deren Gedanken sich überschlugen, nickte. Asher wollte ins Wachhaus gehen, um Spake zu sehen?
Perfekt.
Hier war ein Geschenk, und sie hatte nicht einmal danach gesucht. Eine Möglichkeit, diese traurige Situation doch noch zu retten. Ihr Lebenswerk und als Dreingabe ein Königreich vor der Torheit eines einzelnen unachtsamen Narren zu retten. Sie legte eine Hand auf sein Knie. »Asher, erlaub mir, mit dir zu gehen.«
Er riss stirnrunzelnd den Blick von der Menge los und lachte. »Sei nicht dumm.« »Ich meine es ernst. Ich muss dort hinein. Ich muss diesen Timon Spake sehen.«
»Warum?«
Weil ich ihm den Mund stopfen muss, bevor er redet, oder es wird nicht genug leere Zellen in ganz Dorana geben, um die Opfer seiner Arroganz aufzunehmen.
»Weil er in gewisser Weise zu meiner Familie gehört«, sagte sie mit großen Augen und mit aller Aufrichtigkeit, die sie heraufbeschwören konnte. »Nur indirekt, der Cousin eines Cousins eines Cousins. Du weißt ja, wie so etwas ist. Ich bin ihm niemals begegnet, aber ganz gleich wie entfernt die Verbindung auch sein mag, er gehört trotzdem zur Familie. Wenn ich ihn nur sehen könnte, wenn ich mich davon überzeugen könnte, dass er…«
»Nein, habe ich gesagt!«, fuhr Asher sie an. »Ich werde dir berichten, wie es ihm geht, und du kannst es dann jedem erzählen, der dich nach ihm fragt. Aber du wirst nicht mit mir ins Wachhaus kommen. Wenn Gar…«
»Ich bin davon überzeugt, dass der Prinz nichts dagegen hätte. Er kennt mich. Und ich werde dir nicht zur Last fallen. Ich werde kein Wort sagen, das verspreche ich. Ich werde so still sein wie eine Maus.« Sie versuchte sich an einem gewinnenden Lächeln. »Bitte, Asher? Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du diese Stellung nicht einmal. Ein Gefallen für einen Gefallen.«
»Dathne!«
Offensichtlich musste sie an ihrem gewinnenden Lächeln noch ein wenig arbeiten. »Hör mal, du sagst, du seist hier, um sicherzustellen, dass es diesem Spake gut geht? Nun, ich kann dir garantieren, dass es nicht so ist. Er ist in diesem Wachhaus, eingesperrt in einer Zelle und wahrscheinlich zutiefst verängstigt. Wahrscheinlich geben sie ihm Schweinefraß zu essen, weil er keine Freunde dort drin hat. Nach dem, was er getan hat, hat er nirgendwo Freunde. Ich könnte nach Hause zurücklaufen, es würde nicht lange dauern. Ich habe gerade heute Morgen erst süße Küchlein gebacken. Er kann sie gern haben. Und ein Buch, um sich abzulenken. Ich bin davon überzeugt, dass der Prinz es gutheißen würde, einem zum Tode Verurteilten ein wenig Barmherzigkeit zu zeigen. Das ist der Grund, warum er dich hierhergeschickt hat, nicht wahr? Ich würde nur helfen. Wer könnte dagegen etwas einzuwenden haben?«
Asher stieß ärgerlich die Luft aus. Kaute auf seiner Unterlippe, schlug mit der Faust auf den Oberschenkel und dachte nach. »Dann lauf schnell«, sagte er schließlich widerstrebend. »Ich werde zehn Minuten warten, und danach gehe ich ohne dich hinein.«
Sie rannte los. Die Küchlein standen auf dem Fenstersims in der Küche; nachdem sie drei auf die Bank gestellt hatte, stöberte sie im hinteren Teil eines Schranks. Fand die kleine Glasphiole, nach der sie suchte, und den dünnen, hohlen Strohhalm, den sie brauchte. Der widerlich süße Geruch von Drakoniswurzelsud war so stark, dass sie blinzeln musste. Mit dem Strohhalm saugte sie vorsichtig das Gift aus der Flasche, dann tropfte sie es mit größter Sorgfalt auf jedes der Küchlein.
Es war kein Mord. Er würde ohnehin sterben, daher konnte man es nicht als Mord bezeichnen. Und indem sie sein Schweigen
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